Ich kann mich Marion voll anschließen, bin auch kürzlich auf den Thread *zeigen und benennen* gestoßen und fand das sehr einleuchtend. Bin momentan erst dabei meinen Hund an das "clickern" zu gewöhnen, weil man das natürlich erstmal sicher konditionieren muss, bevor man bei anderen Hunden starten kann. Lese dazu das Buch "Mein Clickertraining" von Martin Pietralla, das ist wirklich super (allerdings sehr umfassend - es gibt glaube ich auch noch kürzere Bücher von ihm). Er gibt den gleichen Tipp wie in *zeigen und benennen* dargestellt und erklärt eine Menge dazu wie Hunde lernen und warum.
Ohne es zu wissen, habe ich mich bei meinem jetzt 6-jährigen Labrador-Mix (Tierheimhund, kannte gar nichts als wir ihn mit 5 Jahren bekommen haben) genauso kontraproduktiv verhalten wie du es beschreibst - "Fuß" verlangt, geschimpft, ggf an der Leine geruckt etc. Vor allem das Schimpfen und Leinenrucken verstärkt allerdings die Leinenaggression noch mehr, was ich nicht wusste. Der Hund verknüpft dann u.U., dass sein Frauchen schimpft und Stress hat, wenn er angeleint andere Hunde trifft. Also verhält er sich zunehmend gestresst / aggressiv, sobald er angeleint andere Hunde sieht. (Weitere Buchempfehlung: Clarissa v. Reinhardt, "Leinenaggression" - das is kurz und knackig :-))
Als Übergangs- / Erstmaßnahme: Meine Hundetrainerin hat mir empfohlen zunächst immer mal einen möglichst großen Bogen (je nach Weg) zu laufen, der Hund geht möglichst auf der dem anderen Hund abgewandten Seite. Du wendest deinen Körper ebenfalls vom anderen Hund etwas weg (dem Bogen entsprechend). Damit signalisierst du dem Hund zumindest nicht "Angriff", wie ggf. beim frontalen draufzulaufen, sondern "beschwichtigst". Wenn er schon soweit ist, dass er Leckerlies nicht mehr nimmt, bleibt dir für den Übergang wohl nicht viel mehr. Prinzipiell ist es immer am besten, die Entfernung (also den Bogen) möglichst so groß zu wählen, dass der Hund noch keinen Stress hat - dann klappt es bei meinem schon ganz gut. Wenn der Weg zu eng ist - möglichst zügig und kommentarlos aus der Situation raus - egal was der Hund macht. Oder besser umdrehen und woanders lang laufen, wenn das geht. Jedes mal wo der Hund pöbelt verstärkt sich prinzipiell die Leinenaggression.
Zum zweiten Problem:
Ich hatte bei meinem Hund auch das Problem, dass er erstmal alles mit Begeisterung gelernt hat und dann eine Phase kam, in der wir wieder Rückschritte in der Abrufbarkeit gemacht haben. Ich habe dann auch im Training wieder da angesetzt wo ich schonmal war - bei der Schleppleine und einem genauso ruhigen und konsequenten Training wie zu Beginn. Nach wenigen Tagen / Wochen war er plötzlich wieder "der Alte" und hat plötzlich noch besser und zügiger gehört als zuvor. Bei deinem Hund kommt sicher die Pubertät hinzu, meiner hat sich wohl nochmal überlegt ob das mit dem Hören wirklich so sein muss, es ging bei den Vorbesitzern ja schließlich auch 5 Jahre ohne ;-)
Ich find den Rütter ganz gut und bei meinem Hund waren feste Regeln (nicht aufs Sofa, nichts vom Tisch etc.) auch gut. Er war anfangs Menschen gegenüber aggressiv und das hat sich mit einer solchen konsequenten Erziehung völlig gelegt. Ich denke aber dass es weniger auf "welche Regeln" ankommt, sondern darauf dass es welche gibt und dass man sie ruhig und konsequent durchzieht.
Sorry für den Roman, nicht aufgeben - ihr schafft das!!