Ich besitze seit 16 Jahren Hunde einer Rasse, die gemeinhin als unerziehbar gilt. Dies mag im herkömmlichen Sinne sogar zutreffen, denn es kommt auf das WIE an.
Früher besaß ich 2 Schäferhund-Mix-Damen, einen Setter-Mix-Rüden und dann eine DSH-Hündin, mit allen habe ich regelmäßig eine Hundeschule besucht.
Ich und auch meine Hunde hatten Freude an der Beschäftigung, wir haben alles nicht ganz so streng genommen, wie es damals verlangt wurde, aber da ich trotzdem Erfolg hatte, ließ mich der Ausbilder gewähren.
Meine Schäferhündin war 10 Jahre alt, als ich mich in eine Hunderasse, die damals Tibet-Mastiff hieß, verliebte.
Ein 8 Wochen alter pechschwarzer Rüde kam zu uns und entwickelte sich zu einem wunderschönen Riesen mit einem Gewicht von 55 kg.
Die Züchterin hatte uns leider überhaupt nicht über die Eigenarten dieser Rasse aufgeklärt.
In der Hundeschule bemerkte ich recht schnell, dass ich mit der Methode, positive Motivation und Belohnung durch Leckerchen nicht weiter kam. Trotzdem machte ich weiter, ganze 4 Jahre lang, ein bis zwei mal die Woche, so gut wie ohne Erfolg.
Mein Hund trottete nur lustlos hinter mir her und verweigerte jede Belohnung. Beim Abrufen blieb er sitzen oder stand auf und trottete in eine andere Richtung. Das bei Fuß gehen ohne Leine lernte er nie, er blieb dann grundsätzlich stehen und wunderte sich, dass ich ihn nicht mehr hinter mir herzerrte.
Um die Hunde aufzulockern, durften sie zwischendurch miteinander spielen. Mein Rüde entfernte sich dann sofort unerlaubt von der Truppe und schnüffelte an den entferntesten Stellen des Platzes, bis ich ihn holen musste, denn auf Ruf kam er natürlich nicht.
Das Kommando Sitz klappte nur mit Hilfe von meiner linken Hand, mit der ich ihn herunterdrückte.
Mit der Zeit wurden wir nur noch belächelt, der Ausbilder meinte, ich hätte keinen Hund, sondern eine Mischung als Katze und Esel, so etwas wäre ihm noch nie untergekommen.
Das Kommando Platz ging nach einer gewissen Zeit recht gut und wurde zu seinem absoluten Lieblingskommando. Platz und bleib, das konnte er aus dem FF. Ihm war es egal, ob Frauchen sich hinter einem Holzzaun versteckte, Hauptsache er hatte seine Ruhe und konnte das Treiben aus einem gewissen Abstand betrachten. Nach 2 Jahren hätte ich während dieser Übung im Nachbarort Kaffee trinken gehen können, nach 4 Jahren wäre ein Kurzurlaub drin gewesen, wenn jemand meinen Hund regelmäßig gefüttert hätte. Platz und bleib, das liebte er.
Mittlerweile war er auch nicht mehr der einzige Do Khyi, wir hatten uns noch eine Hündin zugelegt und sie verhielt sich erwartungsgemäß genau so. Auf dem Platz verstand man uns überhaupt nicht, wie konnte man sich einen zweiten von dieser Sorte holen.
Dann wollte es der Zufall, dass ich von einem riesigen, 14 ha großen Hundeauslauf erfuhr, eine knappe Autostunde von uns entfernt.
Von nun an fuhren wir statt in die Hundeschule 2mal wöchentlich dort hin. Wir versuchten es mit genau gegenteiliger Methode, unseren Hunden einen gewissen Gehorsam beizubringen und es klappte. Wir betraten das Gelände, leinten die Hunde ab und kümmerten uns dann nicht mehr um sie. Natürlich waren sie sofort verschwunden. Nach ca. einer Stunde begegneten wir ihnen durch Zufall und freuten uns wie die Verrückten und lobten überschwänglich, dann waren sie wieder weg, bei der nächsten Begegnung wieder große Freude und Lob von uns. Das gleiche Spielchen folgte bei den nächsten Besuchen. Nach und nach wurden die Abstände, in denen sie aus unserer Reichweite waren, immer kleiner. Und siehe da, wenn wir nach ihnen riefen, kamen sie angerannt. Ich hätte vor Freude heulen können. Schon nach einigen Wochen blieben sie ständig in unserer Nähe, sie hatten gelernt, dass Abhauen gar nicht Not tut. Immer häufiger waren sie jetzt auch einem Spiel mit anderen Hunden nicht abgeneigt.
Wir hatten in kürzester Zeit erreicht, was 4 Jahre Hundeschule nicht bewirkt haben.
Doris