Ich finde, das Problem liegt darin, dass "Lernen" mit "Erziehung" gleichgesetzt wird.
Neue Verhaltensweisen Lernen wird jedes Lebewesen am besten über Verstärker. Positive und negative Verstärker speilen beide eine Rolle. Dass negative Verstärker keine Strafen sind, ist denke ich bekannt.
Im Pferdebereich arbeitet man mehr über negative Verstärker, weil auch Pferde das untereinander tun. Im Hundebereich scheinen sie - soweit ich mich bisher eingelesen habe - weniger eine Rolle zu spielen. Zum Beispiel schreibt Viviane Theby viel interessantes über positive Verstärkung, setzt aber negative V. mit Strafe gleich. Das hat mich doch sehr irritiert!
Ein ganz einfaches Bsp für negative Verstärkung ist, wenn man den Hund mit dem eigenen Körper "drückt", wenn er dann zurück geht, geht der Druck weg (negative Verstärkung = wegfallen des unangenehmen). So lernt der Hund, der Körperbewegung des Menschen zu folgen.
Gelernt wird also über Verstärker.
Über "Strafe" - sprich unangenehme Erfahrungen - "lernt" ein Lebewesen auch, aber keine Verhaltensweisen, sondern, etwas zu vermeiden. Wenn ich mir die Finger an der Herdplatte verbrenne, lerne ich ganz schnell, die Herdplatte zu meiden. Ich habe also gelernt, aber kein neues Verhalten.
In der Erziehung kann es nun durchaus Bereiche geben, in denen man ein "Meiden" herbeiführen möchte (deswegen braucht der Hund nicht ständig Angst zu haben, ich habe auch keine Angst vor Herdplatten! Ich weiß ja, dass ich es sehr gut vermeiden kann, mir die Finger zu verbrennen. Doof wärs nur, wenn mir die Herdplatte nachlaufen würde. Wenn das, was ich zu meiden versuche, völlig unberechenbar ist, wird es fies.).
Bestimmte Verhaltensweisen sollten nicht angesagt sein. ein lautes Wort, ein Rempler etc zeigen diese Grenzen auf. Ob eine Erziehung ganz ohne solche Grenzen möglich ist - ich würde das bezweifeln. Es ist aber sicherlich weitaus weniger notwendig als viele menschen glauben.
Der Hauptteil der Erziehung besteht aber darin, dem Hund gewünschte Verhaltensweisen beizubringen (inkl. ihm Handlungsalternativen zu den unerwünschten anbieten). Das bedarf aktivem Lernens, und das klappt am besten über Verstärker. Positive und negative, aber eben Verstärkung.
Ich finde dass der Unterschied zwischen "Grenzen aufzeigen" und "Lernen" leider oft nicht verstanden wird.