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http://www.ln-online.de/Lokale…Norden-zur-Pflicht-machen
ZitatAlles anzeigenLübeck. Kiel – Die FDP fordert die Einführung des Hunde-Führerscheins. Ohne diesen Sachkunde-Nachweis soll bald kein Schleswig-Holsteiner mehr einen Hund, gleich welcher Rasse, halten dürfen, fordern die Liberalen. Sie haben einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht.
Den Hunde-Führerschein soll bekommen, wer in einer vom Innenministerium anerkannten Hundeschule eine theoretische und praktische Prüfung ablegt. Fürs Bestehen sind Kenntnisse über die Bedürfnisse der Tiere und ihr Sozialverhalten notwendig, Gefahrensituationen müssen eingeschätzt werden können. Die theoretische Prüfung muss vor der Anschaffung des Hundes abgelegt werden, die praktische während des ersten Jahres als Hundehalter, fordert die FDP. Außerdem soll jeder Hund haftpflichtversichert und mit einem Chip gekennzeichnet werden müssen.
Die Führerschein-Pflicht wird, so wollen es die Liberalen, künftig für alle Neu-Hundebesitzer gelten. So verfährt Niedersachsen bereits. Ausgenommen sind Bürger, die in den letzten zehn Jahren mindestens zwei Jahre lang einen Hund gehalten oder schon einmal eine Jagdhundprüfung abgelegt haben, Tierärzte, Schäfer, Dienst- und Rettungshundeführer, Tierheim-Mitarbeiter und Besitzer von Blinden- oder Assistenzhunden. Bei einem Familienhund reicht es, wenn ein Familienmitglied den Führerschein ablegt. Dann dürfen auch andere Familienmitglieder den Hund ausführen.
Im Gegenzug will die FDP die Rasseliste gefährlicher Hunde abschaffen. Nur wer ein Tier einer darauf verzeichneten Rasse hält, zum Beispiel einen Bullterrier, musste bislang eine Sachkundeprüfung ablegen und durfte dazu zum Beispiel nicht vorbestraft sein. „Trotzdem kommt es immer wieder zu Hunde-Angriffen auf Menschen, die mit schweren Verletzungen enden“, sagt der FDP-Abgeordnete Oliver Kumbartzky. Die Rasseliste seien daher schon seit ihrer Einführung 2004 von Experten als unwirksam eingestuft worden. Als gefährlich sollen von den Kommunen aber weiterhin alle Hunde eingestuft werden, die besonders angriffslustig sind, vor allem wenn sie schon Menschen oder Tiere gebissen, Vieh oder Wild gehetzt haben oder wenn ein Hund außerhalb des Grundstücks des Besitzers „wiederholt in gefahrdrohender Weise Menschen angesprungen hat oder ein anderes Verhalten gezeigt hat, das Menschen ängstigt“.
Auf Regierungsseite steht man dem Antrag offen gegenüber. „Es ist in der Tat an der Zeit zu gucken, ob das Gefahrhundegesetz des Landes die richtige Wirkung erzielt, oder ob es bessere Ansätze gibt“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Kai Dolgner. Im Fachausschuss soll jetzt weiter beraten und sollen Experten gehört werden.
Der einzig schlaue Vorschlag, ist die Abschaffung der Rasseliste. Der Rest ist m. E. ziemlicher Mumpitz und hindert bei genauerer Betrachtung niemanden am Scharfmachen oder Verziehen eines Hundes.
Theoretisches Wissen ist kein Garant für richtiges Handeln und das Ablegen einer praktischen Prüfung innerhalb eines Jahr nach Hundeerwerb in meinen Augen Unsinn. Das hiesse doch, dass ich die Prüfung ggf. mit einem Welpen ablege, der dank des vorhandenen Folgetriebs und noch nicht erwachter anderweitiger Interessen ohnehin einfach zu führen ist oder vielleicht auch mit einem schwerstpubertierenden Jungspund. Beides bietet m. M. n. keine brauchbare Grundlage zur Bewertung des Hundehalters.
Wenn es zudem künftig ausreicht, dass ein Hund einmal Wild gehetzt oder Menschen geängstigt hat, um den Halter mit Auflagen zu bombardieren, sieht die Zukunft für manch einen Jungspund, der beim Erwachen seines Jagdtriebes beobachtet wurde oder so manchen grossen, schwarzen Hund düster aus. "Ängstigen" - das ist eine höchst subjektive Angelegenheit. Wie will man das gerecht bewerten?
Ein Hundeführerschein pro Familie ist auch nicht sinnhaft. Nur weil eine Person einen eventuell schwierigen Hund sicher führen kann, gilt das doch lange nicht für alle Familienmitglieder.
Würde in den meisten Veterinär- und Ordnungsämtern nicht ausschliesslich nach der Devise "schlafen und schlampen" gehandelt, wären Probleme mit auffälligen Tieren und Haltern schnell gelöst. M. E. brauchen wir nicht weitere Regeln für die Bevölkerung, sondern ein effizienteres Handeln seitens der verantwortlichen, staatlichen Stellen, wenn tatsächlich ein Problemfall eintritt.
Mir hängt die Reglementierungswut vieler deutscher Bürger und Politiker mittlerweile zum Hals raus und selten erschliesst sich mir die angebliche Sinnhaftigkeit entsprechender Unterfangen.
Aber was soll's, wir brauchen ja auch einen gesetzlichen Mindestlohn, weil weite Bevölkerungsteile zu faul oder zu feige (trotz Fachkräftemangels) sind, sich in Gewerkschaften zu organisieren.
Und natürlich muss der Staat auch regeln, welche Drogen der Deutsche konsumieren darf und wie viel davon. Wir brauchen teure Aufklärungskampagnen und eine noch teurere Drogenfahndung. Und wenn in einem hamburger Keller 10 Kilo Koks gefunden werden, macht die BILD ein Fass auf - welch ein Erfolg!
Bei knapp 2000 Drogentoten pro Jahr (entgegen etwa 140 000 Todesfällen p. a. die auf das Konto von Schnaps und Tabak gehen) ist der ganze Aufwand natürlich völlig gerechtfertigt.
Wie seht ihr das? Verbessert sich das gesellschaftliche Zusammenleben durch immer strengere Regeln oder ist es Geld- und Zeitverschwendung? Und kann das von der FDP angedachte Modell tatsächlich für Verbesserungen sorgen?