Ich hatte nachdem mein Hund an der Leine gebissen wurde, auch üble Probleme mit der Leinenführigkeit. Mein Hund war unkonzentriert und zog allgemein und pöbelte, wenn uns andere Hunde, teilweise auch Menschen, entgegenkamen.
Die allgemeinen Tipps aus der Hundeschule halfen mir nicht (stehenbleiben/umdrehen sobald die Leine stramm ist, Hund an der Leine mit Seitenwechsel etc. beschäftigen, damit die Konzentration bei mir bleibt, wenn eine potenzielle Störquelle auftaucht). Mein Hund war gedanklich viel zu weit entfernt von mir, um zu verstehen, dass z. B. ein Richtungswechsel mit der strammen Leine einhergeht. Zusätzlich war ich immer mehr davon genervt, 30 Minuten zum Feld zu benötigen, obwohl's eigentlich nur ein 5-Minuten-Marsch ist, ohne dass sich irgendwas merklich bessert.
Ich hab für mich und den Hund den Druck rausgenommen. Bin statt zu Fuß mit dem Hund an der Leine mit dem Auto auf's Feld.
Leinenübungen gab's nur noch extra ohne den Druck "irgendwo ankommen zu müssen / zu wollen".
Die Leinenübungen liefen auch anders ab. Ich habe ein Spiel daraus gemacht, bei dem der Hund dadurch begeistertes Lob, super Futter oder einen herzhaften Biss in sein geliebtes Gummischwein gewinnen kann, wenn er an meiner Seite bleibt. Ich habe viele Tempowechsel eingebaut, die ich mit verheissungsvoller Stimme angekündigt habe, bin gerannt, geschlichen, aus vollem Lauf angehalten und habe mich bereits dann schwungvoll umgedreht - also für den Hund gut sichtbar - sobald mich mein Hund überholen wollte.
Wer mich bei diesem "Training" gesehen hat, hielt mich sicher für bekloppt, weil Richtungs- und Tempowechsel ständig erfolgten, damit es für den Hund spannend bleibt. "Guck mal, da ist wieder die kreischende Frau mit Schleudertrauma und Riesentöle." Aber geholfen hat es. Mein Hund himmelt mich bei unseren Leinenübungen mittlerweile an, als hätte ich ernsthaft mit ihm "bei Fuss" geübt. Habe ich aber nicht, dass macht er freiwillig, weil er Spass an dem Spiel hat.
Obwohl mein Hund nun wieder sehr gut an der Leine lief, wenn nix los war (für mich schon ein super Erfolg - vor allem ein recht schneller), hat das Training in Bezug auf das Leinenpöbeln nicht geholfen, mein Hund fühlte sich schlicht zu bedroht.
Ich bekam hier den Tipp, "Zeigen und Benennen" zu probieren und das hat's in Punkto Pöbelei wirklich gebracht. Obwohl ich nicht mal daran glaubte, dass es irgendwas ändern würde.
Ich bin dafür zu Anfang an den Rand des hiesigen "Gassiwaldes" gefahren und hab gewartet, dass am Horizont endlich mal ein Hund auftaucht, den ich "clickern" konnte. Zwei Wochen später sind wir beim Leinentraining gleich zwei Hunden hintereinander begegnet und es funktionierte bereits! Kein Pöbeln, kein gesträubtes Nackenfell, kein 40 Kilo-Hund der sich auf den Hinterbeinen in die Leine stemmte. Immer noch sehr nervös und alarmiert - aber immerhin! Mein Hund war ansprechbar und nahm seine Belohnung für "den anderen Hund angucken" entgegen. Kurze Zeit vorher hätte ich ein zwei Kilo Steaks vor ihm auf die Strasse klatschen können - das hätte er nicht bemerkt. Ich war so stolz und glücklich!
Ich war auch schon an einem Punkt, an dem ich über Dinge wie Zug-Stopp oder ein Halti nachdachte, hab's dann aber sein lassen, da mir schon klar war, dass ich mit solchen Hilfsmitteln das Problem nicht generell beheben würde.
Ich kann gut nachvollziehen, wie's Dir geht. Es ist Mist mit dem eigenen Hund nicht mal die Strasse runterlaufen zu können. Wenn man nicht mal ebenso mit Hund zum nächsten Postkasten laufen kann.
Ich will Dir hiermit nur ein bischen Mut machen. Wenn ich und mein verängstigter Riesenhund das packen, schafft ihr das auch. Locker.