Respekt. Eine mehr als hundertseitige Diskussion wegen eines sehr kleinen Mexikaners.
Eines habe ich während meiner einjährigen Verweildauer in Denver gelernt: Zwischen den Ansichten eines amerikanischen und eines deutschen Hundehalters liegen Welten. Und nicht so popelige Welten, wie unsere Erde, sondern eher was in Jupiter- oder Neptungrösse.
Beispiel:
Der amerikanische Grossstädter kauft sich einen Weimaraner. Die sind momentan sehr hip und sehen vor allem bei Sonnenschein oder im Cabrio öcht edel aus.
Allerdings muss es dem waschechten Jäger reichen, vom Besitzer zwei, drei mal die Woche um den Block geschleift zu werden. Mehr ist nicht drin, man hat ja noch wichtigeres zu tun, als Schnuffi zu bespassen. Fängt Schnuffi wegen mangelnder Auslastung an sich schlecht zu benehmen... nun, viele Leute haben 'nen eingezäunten Hintergarten oder 'ne Waschküche - da kommt der Hund dann rein, da kann er nix kaputt machen. Und wenn das Fehlverhalten zu arg wird... Hey! Wozu gibt's Teletac- und Würgehalsbänder?
Natürlich sind (ausdrücklich!) nicht alle so, vor allem nicht die aus ländlicheren Gegenden, aber oft ist der Hund für den Amerikaner nichts weiter, als ein nettes Accessoire für die perfekte Selbstinszenierung. Das fängt beim Chi in der Tragetasche an und hört beim Bully mit Nietenhalsband auf. Es gibt in den Städten viele traurige Dinge zu sehen, wenn man nur hinschaut und -hört.
Unter diesen Umständen fällt Mr. Millan, der zumindest propagiert, dass ausreichende Bewegung für den glücklichen Hund an erster Stelle stehen muss, schon eher angenehm auf.
Für den amerikanischen Tierschützer und den deutschen Hundehalter im Allgemeinen sind seine Methoden viel zu drastisch. Wenn der Mann es allerdings schafft, einen kleinen Teil der Halter dazu zu bringen, sich zumindest mit ihrem Tier zu beschäftigen und für Auslastung zu sorgen, hat er das Schicksal vieler armseeliger Kreaturen aus Übersee schon um 100 % verbessert.
Von Millans Methoden halte ich weitgehend gar nichts, von einem Grossteil der amerikanischen Tierhalter jedoch noch wesentlich weniger.
Herzliche Grüsse
Annika