Zitat
Verstehe ich das richtig, du belohnst deinen Hund also dafür, dass er nicht eine vollkommen normale Regel bricht? Wie macht man das bitte realistisch? Da müsste ich ja ständig daneben stehen, gucken ob der Hund evtl. das Essen haben will und ihm dann sofort ne Belohnung geben?
Ich weiß, irgendwann funktioniert das dann und Hund geiert nur noch mich an anstatt das Essen anzuschauen oder geht immer auf seinen Platz etc. aber wie macht man da den Aufbau anstatt eben einmal böse grollend Nein zu sagen, Hund wegzupflücken und dann vielleicht noch zwei,dreimal das wiederholen muss, bevor es klar ist, dass Essen tabu ist?
Man steigert doch nur langsam. Zuerst bringt man dem Hund bei, dass er generell seine Schnauze nicht am Tisch haben soll - das macht man indem man den Tisch so langweilig wie möglich gestaltet. Party gibt es nur unterhalb des Tisches. Man fängt ja auch erst bei einem Tisch an, denn Hunde sind Kontextlerner. Was bei Tisch A klappt, muss bei Tisch B nicht zwangsläufig auch klappen (auch das vergessen ganz viele und sind dann entsetzt, dass ihre Strafen pötzlich nicht mehr funktionieren!).
Ich bringe ihm spielerisch "Lass es" bei, um dem Hund auch sagen zu können, dass der Tisch "tabu" ist. Als kleines Auffangnetz.
Dann übe ich, indemich eine kleine Verlockung auf den Tisch stelle. Ich habe eine höherwertige Belohnung. Lässt er das für ein paar Sekunden, gibt es diese auch. Will er sofort zum Tisch, gibt es ein "Lass es" - und danch wird hochwerig belohnt.
Ich übe weiterhin. Allerdings übertreibe ich nicht, denn ich will ja nicht die gesamte Impulskontrolle des Hundes aufzehren.
Kann der Hund dies gut udn macht es ihm Spaß, kann ich anfangen, den Raum kurz zu verlassen.
Ich steigere mich also nach und nach. Dann übe ich an einem anderen Tisch. Usw.
Wenn der Hund bisher nicht klaut, geht es schneller als einen Dieb davon zu heilen.
Ich gestalte es als ein Spiel. Umso schöner das Spiel, umso eher und nachhaltiger der Erfolg. Ich habe hier drei Shibas im Wohnzimmer. Und unser Tisch ist immer mit Knabbereien voll. Erst gestern habe ich zwei Packungen Käsestangen gekauft - die sind alle noch da, auch über Nacht. Wir waren vorher mit dem Pflegling beim Tierarzt. Die Stangen sind unberührt.
Vom Tisch wird seit ich beide habe nichts geklaut. Yoma allerdings hat mal die Mülltüte ausgeräumt, die ich am Vorabend nicht rausgebracht habe. Da habe ich auch nicht geübt, im Normalfall ist da ja keine. Aber vom Tisch oder aus der Küche... da wird einfach nichts gestohlen.
Meine Hunde dürfen betteln - allerdings nur mit den Augen, werden sie bedrängend, gibt es ein "Zurück"-Signal und sollte dieses nicht beachtet werden, dann schicke ich sie auf den Platz (das kam aber eigentlich noch nie vor... jedenfalls kann ich mich nicht erinnern). Sie dürfen beim Essen bei uns sein und ich gebe ihnen vom Tisch! Und dennoch bedrängen ie nicht oder stehlen oder sonstiges.
Die klare Ansage funktioniert nicht. Sie ist nämlich nicht generalsisierend. Und Betteln und vom Tisch klauen, haben gar nichts miteinander zu tun.
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Warum "Nein" tragisch ist? Weil Hunde eben nicht wissen, was "Nein" bedeutet. Hier sehr schön beschrieben:
http://www.doggydogma.com.au/why-your-dog-doesnt-know-no/
Ein Kind versteht den Sinn eines "Neins". Genau das ist der Punkt.
Und soziales Miteinander hat sehr viel mit Lernprozessen zu tun. Ihn durch harsches "Nein" zu strafen, ist auch Konditionierung. Konditionieren klingt böse, aber wir sind dem Vorgang ständig ausgesetzt. Du konditionierst dich selbst "Nein" zum Hund zu sagen, weil er dann mit dem nervtötenden Verhalten (vielleicht/scheinbar) aufhört!