Hallo Muffin,
ich finde, deine Frage ist unheimlich schwer zu beantworten. Ich bin von Kindesbeinen von meiner Mutter für das Thema Tierschutz sensibilisiert worden. Mit 5 Jahren war ich schon Gassigängerin im TH (natürlich nie alleine!). Der erste Hund in unserer Familie stammte aus Italien. Meine Mutter hatte mehrere Jahre dort gelebt und sich aus einem dortigen Tierheim (das in keinster Weise mit einem deutschen TH zu vergleichen ist) einen Cocker Spaniel gekauft. Und ihn dann beim umzug mit nach D gebracht. Er ist 18 Jahre alt geworden und war der artigste und geduldigste Hund überhaupt- perfekt für mich als kleines Kind. Mit 6 Jahren kam dann ein damals 10 Monate alter Rüde aus dem deutschen TH zu uns (Schnauzer-Pudel-Mix). War in lustiger, verspielter Hund. Aber, der hatte in seinen vorherigen 10 Monaten schon irgendwas erlebt, wovon er gehörig einen mitbekommen hat. Das hat sich schon von Anfang an gezeigt, er war sehr leicht reizbar und reagierte bei unbekannten Situationen eher aggressiv als zurückhaltend oder gar ängstlich. Im Alter wurde es noch schlimmer, er wurde ein garstiger, alter Mann. Egal, was man machen wollte, er hat sofort zugebissen. Gut, wir haben dem Opa mit seinen uncharmanten Eigenarten dann seine Ruhe gelassen und so ist er auch 19 Jahre geworden.
Danach kamen zwei ander Hunde (Schäferhündin und JRT), jeweils so Reitstall'züchtungen'. Insofern zähl ich die jetzt mal nicht zu unseren Tierschutzhunden.
Als ich 2007 mein Auslandstrimester in Malaga absolviert habe, dachte ich, blauäugig wie ich damals noch war, ich könnte ja auch in Spanien mal ins Tierheim gehen und evtl. mal einen Hund ausführen
Bei den Internetrecherchen bin ich dann auf eine Orga gestoßen (Tierhilfe Malaga), die mit verschiedenen Auffangstationen um Malaga herum zusammengearbeitet hat. Meine Aufgabe war es dann, die Flugpaten, die die Happy Ends in ihre Familien oder Pflegestellen in D mitgenommen haben, zu betreuen. Was habe ich da, obwohl diese Hunde ja schon alle seit vier Wochen für ihre Ausreise gepäppelt worden sind, für ein Elend gesehen. und dabei handelte es sich wie gesagt, um die die Glück hatten!! 3/4 der Hunden hat man angesehen, dass die sich aufgegeben hatten. Insofern war eine Ausreise nach Deutschland wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, ihnen nochmal ein schöneres Leben zu ermöglichen.
Natürlich ist ein solches Wesen dann nach den vier Monaten auch mit zu uns gekommen Ihre Vorgeschichte war verhältnismäßig beschaulich, sie war mit ihren 3 Monaten einfach für jagduntauglich befunden worden und auf die Straße gesetzt worden. Da hats dann nochmal 6 Wochen gedauert um sie einzufangen, dann in der Auffangstation wegen Futtermangel fast totgebissen worden- und dann begann ihr Leben! Emmi ist super, zwar chaotisch, hibbelig... aber anderen Lebewesen ggüber ist sie tiptop. Für sie würde ich in jeder Situation (außer abgeleint im Wald bei Wildsichtung ) meine Hand ins Feuer legen.
Dadurch war dann mein Interesse, den spanischen fellnasen zu helfen, geweckt. Zum Glück lernte ich einen Verein in meiner Nähe kennen. Dadurch habe und hatte ich viel Kontakt zu den Hunden, die frisch aus Spanien, hier auf einer Großpflegestelle auf ihre Familien warten. Und ich freue mich für jeden Hund, dass er dieser Hundehölle entkommen konnte!
Sicherlich muss man das Problem von der Wurzel an 'bekämpfen', d.h. auch dafür sorgen, dass in den Ursprungsländern ein Umdenken stattfindet. Bzw. durch Kastrationsprojekte usw. das Elend vor Ort direkt gelindert wird. Es gibt unheimlich viele engagierte Spanier, die durch private Auffangstationen jedes Jahr Hunderttausende Hunde vor dem Tod retten. Nur durch diese Auffangstationen werden Hunde nach Deutschland vermittelt. Städtische Tierheime haben daran gar kein Interesse! Sind die 21 Tage (im Durchschnitt) Gnadenfrist abgelaufen, wird der Hund getötet! Wenn er Glück hat, durch eine Spritze. Wenn er Pech hat, wird er vergast, oder, nachdem er mit einem Muskelrelaxer ruhig gestellt worden ist, bei vollem Bewusstsein verbrannt!!
Ich bin mir ganz sicher, dass es einige Straßenhunde gibt, die von Menschen schon so 'versaut' worden sind, dass sie froh sind, wenn sie denen ihr Leben lang nicht mehr zu nahe kommen müssen. WENN es gewährleistet wäre, dass diese Hunde sicher auf der Straße überleben könnten, ohne den teilweise perversen oder abartigen Machenschaften der Menschen wehrlos gegenüber ausgesetzt zu sein, würde ich auch befürworten, dass ein Trap, Neuter and Release-Programm das richtige wäre. (http://en.wikipedia.org/wiki/Trap-Neuter-Return)
Wie gesagt, WENN....
Da diese Vorstellung aber utopisch ist, kann ich es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, zu sagen:' In Deutschland gibt es genug Hunde in den Tierheimen. Sollen die Leute die doch nehmen... Mir egal, was woanders passiert.' Ich habe gesehen was woanders passiert, und die Kaltschnäuzigkeit, einfach wegzuschauen und wieder in kleineren Kreisen zu denken, habe ich leider nicht. Auch wenn es manchmal einfacher und weniger belastend wäre...
Insofern hört Tierschutz für mich NICHT an der Grenze auf. Schließlich kann ein Hund ja nichts dafür, in welches Land er gerade reingeboren wird.
Nachdenkliche Grüße,
Julia