Hallo zusammen,
Auch wenn dieses Thema schon mehrere Jahre alt ist, wollte ich für alle, die sich für das Stopkonzept von Ulv Phillipper interessieren einem guten Tipp geben: Auf der Instagram-Seite "stopkonzept" werden (zumindest im Moment) regelmäßig Videos (auch von Kunden) in deren Story gepostet, wo man teilweise sehr schön auch das Training sehen kann.
Zu Spekulationen hier kann ich mittlerweile nur so viel sagen: Der Faden bei der Leinenführigkeitsübung wird nicht als Begrenzung des Hundes eingesetzt, sondern am Ende den Menschen als "Leinenersatz" umgeändert, um ihm die nicht vorhandene Spannung auf der Leine zu verdeutlichen, dass die Leine eben kein Instrument der Kontaktaufnahme durch Zupfen oder Ziehen sein soll, sondern sich der Hund nur am Menschen orientiert.
Auch die Übung, wie die Leinenführigkeit erreicht wird, wurde letztens beschrieben: Man soll quasi vor seinem Hund "abhauen" und das Spiel des "Weglaufens" umdrehen. Konkret habe ich es so verstanden, dass der Hund lernt sich nicht an der Leine, sondern am Menschen zu orientieren. Wenn eine Leine am Halsband ist, soll er von sich aus die Entscheidung treffen neben einem zu gehen.
Diese Philosophie, dass der Hund "selber die Lösung findet und nicht durch Belohnung dort hin konditioniert wird" ist wohl Kern des ganzen Trainings. Der Hund soll als mindererfahren und nicht als munderintelligent gesehen werden. Das finde ich persönlich ebenfalls so. Mir persönlich wird es oft etwas zu sehr aufgebläht, aber grundsätzlich scheint mir tatsächlich nicht mit klassischen Strafen gearbeitet zu werden. Womit meiner Meinung nach gearbeitet wird, ist Frustration. (das sieht Herr Phillipper aber sicherlich anders )
Zb sieht man das im weiteren Verlauf des Leinenführigkeitstrainings:
Der Hund bekommt eine 8 m Schleppleine vorne an ein Geschirr. (Ich würde es nicht ans Halsband machen zu Anfang, weil sonst die Verletzungsgefahr zu groß ist) Man signalisiert beim Stopkonzept immer nur, was man selber tut, wenn es für den Hund relevant ist. Man bringt also keine Kommandos bei, sondern signalisiert dem Hund zb "weiter" und geht los. So soll der Hund von selber "sich dazu entscheiden" zu denken "Oh, wenn die Weiter sagt, geht die los und dann gehe ich am besten auch mit, weil das die effektivste Art ist, darauf zu reagieren." nach diesem Prinzip wird versucht den Hund dazu zu bekommen, sich selber für das Verhalten zu entscheiden, was man gerne hätte. Klingt etwas seltsam, aber wenn mach es auch lerntheretischer Sicht betrachtet, wäre das in meinen Augen einfach eine Konditionierung durch intrinsische Motivation. Der Hund zeigt das gewünschte Verhalten nicht, weil er dafür von außen eine Belohnung erwartet, sondern erfährt, dass er mit nur einer Verhaltensweise am effektivsten durch die Situation/zum Ziel kommt. So würde ich es versuchen zu beschreiben aufgrund der wenigen Einblicke, die ich bisher in das Konzept habe.
In meinen Augen könnte man das ganze auch mit der klassischen Lerntheorie erklären, tut herr Phillipper aber nicht...
Zum Beispiel mit der Leinenführigkeitsübung zurück:
Hund ist also an der Schleppleine und man haut quasi selber vor ihm ab: Wenn der Hund vor einem ist, dreht man irgendwann um und geht sehr schnell (walking) in die andere Richtung. Der Hund bekommt es spätestens am Ende der Leine mit (deshalb nicht direkt am Halsband fest machen, erst wenn der Hund es kann) und kommt hinterher. Irgendwann ist er dann wieder auf gleicher Höhe wie man selber. In genau diesem Moment des "Einholens" geht man schlagartig wieder langsam und entspannt und spricht ruhig mit dem Hund. (wie eben ein Flüchtender, der erwischt wurde) läuft der Hund dann irgendwann wieder vor, dreht man irgendwann wieder um. Es gibt zwei Geschwindigkeiten: Hund hinter einem: schnell walken
Hund neben einem: langsam ruhig
Und einen richtungswechsel, wenn der Hund vor einem ist, irgendwann einfach umdrehen und schnell versuchen "abzuhauen"
So wird der Hund, wie Herr Phillipper es vielleicht ausdrücken würde, sich zu der einzigen logischen Verhaltensweise in dieser Situation entscheiden: neben einem zu laufen und darauf zu achten, wo man ist. Und da der Hund "das Gefühl hat, dass er sich selber dazu entschieden hat", diese Lösung viel zuverlässiger mit einer Selbstverständlichkeit durchführen, weil es für ihn selber als einzige logische Lösung erscheint, als wenn man es ihm mit zb. Leckerchen ankonditioniert.
Ich würde aber dann fragen, ob den Hund nicht einfach zu dem Lob, (was ja auch eine Belohnung darstellt), die er bekommt, wenn er gut neben mir läuft, auch das Meideverhalten, hinsichtlich der anderen möglichen Verhaltensweisen (vorlaufen, zurückbleiben) weil er damit etwas leicht unangenehmes verbindet (zb Stress, dass der Mensch weg laufen könnte, oder einfach keine Ruhe findet oder auch der Ruck am Ende der Leine usw...) dazu bringt, sich für dieses Verhalten zu "entscheiden".
Das Pfeifen als Stopsignal wird ähnlich wie das oben beschriebene "Weiter-signal" eingeführt. Man pfeift, wenn man stehen bleibt und wartet bis der Hund sich setzt, dann gibt es Anerkennung und es geht weiter. Irgendwann "konditioniert der Hund sich selbst" (um es mit meinen Worten zu sagen ) und er wird sich beim Pfiff immer schneller setzen, weil es ja auch nur so weiter geht und Anerkennung bekommt. (oder um es mit Herrn Phillippers Worten zu sagen: Weil der Hund diese Verhaltensweisen als einzige logische für sich entschieden hat.)
Ich möchte hier das ganze, trotz der "Herr Phillipper würde es evtl anders formulieren"-Zitate nicht schlecht machen, denn ich denke in Grunde ist das ganze eine völlig solide Methode einem Hund etwas beizubringen. Es ist nichts, was ausschließlich mit positiver Verstärkung arbeitet oder sogar zur "Kuschelpädagogik" gezählt werden kann, aber, was anderes als bei vielen klassischen Hundeschulen klar im Fokus steht ist ein großer Respekt gegenüber dem Begleiter Hund. Das ist auch der Hauptunterschied: es geht sehr viel um die Einstellung zum Hund und dass er nicht als dümmer, als man selber, angesehen werden soll.
Das macht das ganze in meinen Augen sehr sympathisch.
Ob und falls ja, wie Sprühhalsbänder eingesetzt oder auch mal mit Schreckreize gearbeitet wird, weiß ich nicht.
Ich habe mein Wissen nur aus dem was Kunden mir persönlich erzählt haben und den Videos aus der Instagram-story des Stopkonzept-Profils.
Ich hoffe dem ein oder anderen helfen diese Information bei der Frage, ob dieses Konzept eventuell für ihn und seinen Hund geeignet sein könnte und ob man dann mal ein kostenloses Skypegespräch mit Herrn Phillipper haben möchte.
Ich für meinen Teil habe mit der Leinenführigkeitsübung sehr gute Erfolge. Wir sind ein gutes Stück weiter gekommen. Was vorher in Jahren der positiven Verstärkung, egal wie und was, nicht so gut geklappt hat. Ich habe das erste man das Gefühl, dass sich mein Hund nicht an Leckerchen oder der Leinenspannung usw orientiert, sondern tatsächlich anfängt darauf zu achten, wo ich bin. Im Moment ist das ganze noch etwas hakelig, aber ich bin überzeugt, dass er in Zukunft sehr entspannt neben mir herschlendert und mich im Augenwinkel entspannt im Blick hat...
Zumindest solange, bis er was zu Fressen findet, denn das ist noch so ne andere Baustelle, die wir bisher auch in zahlreichen Anti-Giftköder-Trainings nicht in den Griff bekommen haben.
Was ich aber tatsächlich auch für elementar beim Training halte, ähnlich wie Herr Phillipper, ist es denn Hund nicht mit, in seinen Augen unsinnigen, Kommandos vollzubombardieren. Zumindest bei meinem Hund habe ich nachdem ich auf die "Signal"-Variante umgestiegen bin, beobachten können, dass ihn das beruhigt, wenn ich nichts mehr von ihm verlange.
Das ist auch noch so ein Slogan, den man ist wieder beim Stopkonzept liest "Verlangen tötet Bereitschaft" und ich muss sagen im Grunde stimme ich dem zu.
So, das war es jetzt aber auch. Ich könnte noch ewig weiter dazu schreiben.
Aber: Wenn es interessiert: Instagram
-> Stopkonzept -> Story
Das war ursprünglich alles, was ich sagen wollte
Viele Grüße