Vielleicht kann ich hier mal kurz die "Geschichte" eines Pflegehundes erzählen, bei dem es in der Endstelle auch Probleme gab.
Ich bin wochenlang mit dieser Hündin spazieren gegangen, habe sie wirklich ins Herz geschlossen und hatte das Gefühl sie gut kennengelernt zu haben. Sie lebte auf der Pflegestelle zusammen mit 7 anderen Hunden jeder Größe (von Malteser bis Dogge) und war gerne mal zu einem Spiel zu motivieren. Draußen konnte ich sie streckenweise auch ohne Leine laufen lassen (sie war recht lange in der Pflegestelle, da sie gesundheitliche Probleme hatte) und hatte sie sogar mal mit bei einem großen Hundetreffen in eingezäuntem Gelände.
Überall zeigte sie sich fremden Menschen gegenüber sehr freundlich und 100% sozial mit anderen Hunden. Die einzigen zwei Punkte, die ich vielleicht etwas kritisch gesehen hätte waren eine gewisse Wachsamkeit zu Hause (sie hat gebellt, hat aber sonst keinerlei auffälliges Verhalten gezeigt) und die Tatsache, dass sie nicht mit jedem Menschen an der Leine gegangen ist. Ich selbst habe den zweiten Punkt nie erlebt, weiß aber aus Erzählungen, dass sie sich bei ernsthaften Interessenten mal auf den Bürgersteig gesetzt hat und keinen Meter mehr gegangen ist. Bei mir war sie immer freudig mit dabei.
Bei fremden Hunden hat sie an der Leine manchmal kurz gewufft, ein knappes "nein" hat aber völlig gereicht und sie lief wieder an locker durchhängender Leine.
Für diesen Hund gab es dann eine Interessentin. Eine ältere Dame, die schon immer große Hunde hatte, allein in einem Haus mit Garten lebte und unbedingt wieder einen großen Begleiter wollte.
Für uns schien dieser Hund perfekt:
- Nicht mehr ganz jung und nicht übermäßig aktiv
- nicht ZU groß: vielleicht wie Labrador
- Null Zug auf der Leine, völlig entspanntes Laufen (und das habe ich nie trainieren müssen)
- Verträglich mit allem (Spaziergänge mit Bekannten mit Hund wurden angekündigt)
- Eine gewisse Wachsamkeit war sogar gewünscht, da sich die Dame in ihrem Haus sonst unsicher fühlte
jetzt musste es nur noch "passen"
Der Hund wurde ihr gebracht und in den ersten Tagen lief alles wunderbar. Schon nach wenigen Wochen bekam ich dann mit, dass die Frau völlig außer sich ist. Ich habe daraufhin selbst lange mit ihr telefoniert:
- der Hund ist hoch aggressiv an der Leine
- die Dame kann ihn kaum halten, wenn andere Hunde kommen und sie hat ernsthafte Sorgen, dass sie sich auf die Hunde stürzt und sie tötet
- sie geht nur noch im dunkeln mit ihr raus, damit sie niemandem begegnet
Mein Versuch ihr zu erklären, dass ich den Hund anders kennengelernt habe und dass ich ihr empfehlen würde mit einem Trainer an das Problem heranzugehen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass sich das nicht beheben lässt wurde von ihr nur abgebügelt "Ich hatte schon immer Hunde, ich weiß wie man mit denen umgeht".
Sie wollte den Hund dann in eine Hundebetreuung geben um erst einmal Pause zu haben.
Es folgten mehrere Besuche durch eine Helferin des Vereins, die in der Nähe wohnte. Ich weiß nicht genau, wie sich die Probleme entwickelt haben, aber nun - ein halbes Jahr nach Vermittlung - wird der Hund wieder zurück kommen.
Ich gestehe, ich freue mich schon darauf sie wiederzusehen und hätte ich selbst die Möglichkeit, würde sie sofort bei mir einziehen! Ganz ganz ehrlich: Mit dieser Art von Problemen habe ich nicht gerechnet, aber die Dame wird wohl auch sehr enttäuscht sein und sich betrogen fühlen!