Ich habe es hier auch mit einem Angsthasen zu tun - er wurde einfach als Welpe nicht mit Menschen sozialisiert. Wer weiß was er alle erlebt hat. Im Umgang mit anderen Hunden ist er völlig unauffällig, nur Menschen lässt er nicht an sich heran.
Ich sehe Kito ca. 5 Mal in der Woche und nehme mir dabei etwa eine halbe Stunde Zeit für ein Training. Ich gebe zu, dass ist nicht sonderlich viel, aber die Dauer will und die Häufigkeit kann ich nicht erhöhen. Er lebt in einer Pflegestelle, in der ich auch die anderen Hunde mitbetreue. Natürlich versuche ich die Pflegestelle auch ins Training mit einzubeziehen...
Aber von vorne:
Kito ist ein Fundhund aus Gran Canaria, der in Menschenhände kam´als er ein paar Monate alt war. Bilder könnt ihr hier sehen:
http://www.perrera-dogs.de/kito.html
Inzwischen ist er seid knapp einem Jahr in einer deutschen Pflegestelle, ich selbst kenne ihn seid ca. zwei Monaten. Nach den ersten Wochen, in denen er kaum aus seiner Kiste kam bewegt er sich inzwischen schon sehr frei in Haus und Garten, spielt mit den anderen Hunden, scheint sich zu freuen, wenn die Pflegefamilie (oder ich) das Haus betritt und Pflegefrauchen erzählt von frechem Zwicken in den Po wenn es morgens in den Garten geht und von geklauten Socken und abgeleckten Händen, wenn sie auf dem Sofa einschläft.
Mit viel Geduld holt er sich Leckerlis aus der Hand - inzwischen auch von mir - allerdings nur, wenn ein anderer Hund dabei ist. Alleine ist er sehr verunsichert und zieht sich wieder in seine Kiste zurück.
Da er auf diesem Stand seid rund einem halben Jahr ist und es seidher kaum Fortschritte gab, habe ich begonnen ihn etwas mehr zu fordern. Ich glaube nicht, dass er von sich aus irgendwann mehr Nähe suchen würde. Dafür fühlt er sich zu wohl mit der Situation. Futter gibt es aus dem Napf und andere Hunde sind zur Genüge da.
Ein Füttern nur aus der Hand lässt sich leider leider von der Pflegestelle zeitlich nicht umsetzen.
Meine Herangehensweise:
In der ersten Woche habe ich ihn gar nicht beachtet wenn ich im Haus war, nach dieser Zeit habe ich ihn dann die ersten Male auch außerhalb der Kiste gesehen, in die er sich flüchtet, wenn Besuch kommt. Danach habe ich mich zusammen mit anderen Hunden vermehrt in "seinem" Zimmer aufgehalten, habe mit diesen Hunden gespielt, sie gestreichelt und ihnen Leckerlis gegeben. Immer wieder flog auch zufällig eins zu ihm und hinter meinem Rücken habe ich ihn fressen hören. Die Leckerlis wanderten mit der Zeit vor die Kiste und weiter in den Raum und siehe da, er traute sich hinaus. Dann gelang es mir ihn aus der Hand zu füttern und er kam sogar mal zum Schnüffeln am Hosenbein. Anfassen blieb weiter unmöglich. D. h. man kann ihn schon anfassen, wenn er in seiner Kiste liegt und er nicht weg kann. Er zeigt dabei auch keine Aggression sondern wird nur völlig steif. Diese Position finde ich aber völlig ungeeignet, da ich mich dabei sehr bedrohlich über die kleine Öffnung beugen muss.
An dieser Stelle habe ich nun die Anforderungen etwas erhöht und immer wenn ich komme hänge ich nun eine dünne Leine an sein Halsband und lasse sie hängen. Die ersten Male hat er damit die Kiste nicht verlassen, gestern habe ich den Deckel mal angelupft und siehe da, man kann auch mit der Leine laufen - und sogar Leckerlis nehmen! Sehr viel verkrampfter als ohne, aber immerhin. Da sind wir nun und ich hoffe, dass er sich bald an das neue Gefühl am Hals gewöhnt und ich beginnen kann ihn mit der Leine räumlich einzuschränken... to be continued.
Anzumerken ist noch, dass er sich, wenn die Leine wieder ab ist, wie vorher verhält, also nicht völlig eingeschüchtert und dass er sich mittlerweile in meiner Anwesenheit im Haus genauso frei bewegt, wie ohne mich. Er fiept mit der Meute mit wenn ich komme und hinterrücks wird der Po beschnuffelt. Im Garten macht er in 1 1/2 Meter Abstand sogar spielerische Sprünge in meine Richtung (Vorderkörper unten, indirektes Anblicken, auf und ab Hüpfen und manchmal ganz hohes Bellen).
Ich hoffe nun, dass die Pflegestelle es umsetzen kann ihm zum Füttern die Leine anzuhängen um die Leine positiv zu verknüpfen. Er ist dabei alleine in seinem Zimmer und hat also alle Zeit der Welt. Vielleicht ist es ja auch doch möglich, dass zumindest zur Abendfütterung seine Ration nur noch aus der Hand angeboten wird...
Wärt ihr an einer Stelle völlig anders vorgegangen? Habt ihr Anregungen für mich oder die Pflegestelle? Wie seht ihr die Bedeutung der anderen Hunde? Klar geben die Sicherheit, aber bremsen sie ihn nicht auch aus, wenn er sich den Situationen nie alleine stellen muss? Ich glaube, dass die anderen zur Zeit noch nötig sind, um überhaupt an ihn heranzukommen, aber vielleicht gibt es andere Meinungen...
Mich ermutigen die Aussagen der Pflegestelle, dass Kito sich bisher noch bei keinem Besucher so viel getraut hat, auch nicht bei den erwachsenen Kindern die regelmäßig da sind und dass ich als anfangs völlig Fremde in der Kürze der Zeit schon viel erreicht habe.
Viele Grüße
Cherubina