Worum geht es denn? Wahrscheinlich strebe ich nicht den Pulitzerpreis an und will nicht meinen Lebensunterhalt durch Bücherschreiben verdienen. Demnach stehen mein Geschmack und meine Zielsetzungen im Zentrum, auch wenn es oft heißt, man soll vom möglichen Leser ausgehen und sich diesen so genau wie möglich vorstellen. Wenn nun finanzielle Interessen und leserzentrierte Überlegungen sekundär sind, dann bleibt übrig: Ich schreibe für mich. Weil dies mir Freude macht.
Weil ich ein Anliegen habe, das meine Geschichte transportieren soll. Weil es mich fesselt, mit meinen Protagonisten „zu leben“. Weil es ein wunderbares Hobby ist.
Dem mag ich mich gerne anschließen - ich finde es ist essentiell aus welchen Gründen ich überhaupt schreibe, wenn es darum geht was und wie ausführlich etwas korrigiert, lektoriert oder gegen gelesen werden soll (und dabei nicht als übergriffig oder unangemessen empfunden wird).
Schreibe ich tatsächlich, um mich und mein Leben damit (teilweise) zu finanzieren, dann erbringe ich schlussendlich eine Dienstleistung und diese orientiert sich natürlich an dem, von mir angestrebten Kunden - mit allen wirtschaftlichen Betrachtungen, die ein funktionierendes Geschäftsmodell eben mit sich bringt. Wie viele Seiten darf das Werk haben? Wie teuer darf es maximal sein? Was verkauft sich inhaltlich gut? Wie gestalte ich Protagonisten, damit sich meine Zielgruppe mit ihnen identifizieren kann oder Interesse für sie hat? Welche Plottwists sind in diesem Genre üblich? Was erwarten meine Leser, wenn sie ein Buch in diesem Bereich lesen? Usw. usf.
In diesem Falle wäre ein Lektorat, welches im Hinterkopf genau diese Fragen beantwortet wichtig. Da kann ich mir auch größere Eingriffe in die Handlung, die Charakterentwicklung und dem Stil des Buches problemlos vorstellen. Es geht um ein Produkt, das zielorientiert auf den Markt gebracht werden soll und dementsprechend optimiert wird.
Schreibe ich hingegen für mich - womöglich noch vollkommen kostenfrei, weil ich digital veröffentliche - dann erwarte ich von einem Betaleser etwas anderes. Rechtschreibung, Grammatik und Feedback zu Plotlücken, mangelhafter oder unverständlicher Charakterentwicklung, aber keine großen Eingriffe, durch das Auslassen von Szenen (zum Beispiel zur Straffung), das Umschreiben ganzer Handlungsstränge oder die Veränderung von Protagonisten über ein geringes Maß hinaus. Immerhin habe ich keine Seitenbegrenzung und muss auch kein Preis/Leisungsverhältnis rechtfertigen, ganz abgesehen davon, dass ich kein bestimmtes Genre bedienen muss, im Gegenteil auch sehr extreme Handlungen, Charaktere oder Ideen umsetzen kann, wenn ich das möchte. Es ist dann einfach nicht ausschlaggebend, dass die Lesergruppe, die ich anspreche womöglich sehr klein ist (sie müssen ja kein gedrucktes Werk finanzieren).
Ich kenne ansonsten beide Seiten im nicht kommerziellen, reinen Hobbybereich - die des Betaleser und als korrigierter Autor - und ich fand beides oftmals echt frustrierend und leider selten gewinnbringend, allerdings eben auch, weil es sich im Bereich des reinen Hobbies bewegt.
Was ich (ganz subjektiv) hingegen immer als schön und bereichnernd empfunden habe war und ist das Schreiben mit anderen zusammen. Entweder als richtiges Rollenspiel, als Wichtelrunden und Wunschgeschichten, als gemeinsame Geschichte oder oder oder. :) Aber ... damit verdient man kein Geld. Das ist pure Lust am geschriebenen Wort, die nebenbei dabei behilflich ist besser zu werden.