Gute Besserung an Jumi!
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@Brizo
Keiner schrieb, dass er hinter dem großen Hund her sprintet, aber ich denke dass war dir auch bewusst.
Was möchtest du denn an Hundehaltung sehen?
Wenn es nicht ausreichend ist, dass der Freilauf auf sicheren, gesetzlich freigegebenen Flächen regelmäßig, womöglich täglich, genutzt wird, während der Spaziergang mit möglichst viel Freilauf an der Schleppleine gestaltet wird?
Ich werde einmal überdeutlich:
Geschirre sind, deiner Meinung nach, generell schädlich für den Bewegungsapparat - selbst die guten angepassten. Dann aber gute Nacht für Flexi & Co. Und für Canicross & Co.
Welpen laufen bei dir dann auch einfach frei oder müssen im Auto bleiben, wenn die Umgebung nur eine Sicherung erlauben würde? Oder bleiben die am Halsband und der kurzen Leine, wenn du in ihren ersten zwei Lebensjahren Orte aufsuchst, die eine Sicherung sinnvoll machen? Oder dürfen sie diese gar nicht kennen lernen?
Geschirr geht ja nun nicht, also muss die Sicherung, wenn denn dann, am Halsband erfolgen - Leinenführigkeit wird dann dauerhaft geübt? Oder ist das dann egal, die zerren halt?
Schau, es ist schwierig nachzuvollziehen, was du als Alternative vorschlägst:
Kein Geschirr. Viel freies Rennen und Spielen. Keine Sicherung.
Egal wo? Egal wann? Egal wie?
Aber vielleicht meinst du das auch gar nicht so engstirnig, wie es sich liest. Denn das da oben, kann ich mir ehrlich nicht vorstellen, so spitzfindig mindestens nicht, wie ich es formuliert habe.
Ja, der Hund weiß, dass da eine Schleppleine hängt. Das kann zu einem Problem werden, wenn man sich das nicht bewusst macht. Muss es aber nicht.
Ja, der Hund spürt es, wenn Schleppleine und Geschirr schlecht sitzen, zu schwer sind und Hund und Halter damit generell ungeübt. Und ja, sicher verändert sich der Bewegungsablauf, zum Beispiel wenn die Leine sehr schwer oder der Hund empfindlich ist. Dann gilt es auch hier, wie überall, darüber nachzudenken das Training sinnvoller zu gestalten.
Die Frage ist aber wirklich, ob in den zuvor oft genannten Parametern*, die Schleppleine und das Geschirr wirklich derart gesundheitsschädlich sind (nachgewiesen nun ohnehin nicht, aber eben hypothetisch), dass man dies ernsthaft als Totschlagargument gegen die Arbeit mit der Schleppleine verwenden kann und will.
Zu * u.a.:
*Ausreichend Bewegung aller Art
*Gutes Geschirr
*Angepasste Schleppleine
*Training beruht nicht auf "Reinrasseln" und "Mitzerren"
Zum Vergleich zwischen Mensch und Hund, schwere Schultasche und Schleppleine möchte ich mich schon aufgrund der unterschiedlichen Anatomie, den dadurch erheblich anderen Körperschwerpunkt und die selbstverständlich andere Haltung, sowie den deutlich voneinander abweichenden Gewichten gar nicht erst weiter hinreißen lassen. (Schultaschen von Grundschülern wiegen, leider, schnell sechs bis zehn Kilo, die Kinder doppelt so viel. Die Vergleichbarkeit hinkt so krass, dass es sinnlos ist.)
Und noch einmal zum eingeschränkten Spaziergang durch die Schleppleine:
Ich gehe zum Beispiel an Feldern spazieren. Die betreten meine Hunde nicht, das sind keine Spielflächen. Wir gehen in Natur- und Landschaftsschutzgebieten spazieren, auch da verlassen meine Hunde selbstverständlich die Wege nicht. Wir sind im Industriegelände unterwegs, hier führen ebenfalls sinnvolle Wege durch. Ob sie an der Schleppleine hängen oder nicht, macht kaum einen Unterschied für ihre Möglichkeiten zu Rennen, denn sie sollen in jedem Fall einen guten Radius zu mir einhalten. Der ist mit der Schleppleine etwas kleiner, aber das war es auch. Los rennen, auf hundert Meter Abstand sprinten, o.ä. ist generell keine Option.
Auf frei gegeben Flächen dürfen sie hingegen so viel rennen, wie es ihnen passt. Da ist dann keine Schleppleine dran. Hier wird getobt, gespielt und gerauft, wenn sie das wollen.
Das war und ist aber nicht das Ziel unseres Spaziergangs, sondern das gemeinsame Entdecken, vielleicht das Üben/Trainieren zusammen (immer im Rahmen aktueller Möglichkeiten), die Kommunikation zwischen mir und den Hunden, das ruhige und entspannte Laufen. (Liegt da der Unterschied? Vielleicht schlicht an der Erfahrung mit unterschiedlichen Hundetypen, dir es sinnvoll machen freies Spiel nur differenziert und portioniert zu ermöglichen?)
Ich kann mir wirklich, wirklich kaum vorstellen, dass deine oder die Hunde anderer Halter einfach losballern dürfen, egal wann und wo du gerade bist, um ihre Bewegungsmöglichkeiten frei zu entfalten. Und weil dem wahrscheinlich nicht so ist, sehe ich die Schleppleine nicht als einschränkend - sie ist im besten Falle eben nur Dekoration, da präventiv verwendet, auf einem sonst ganz und gar üblichen Spaziergang.
Es war selbst auf der Schwäbischen Alb im letzten Kuhkaff nicht so, dass die Hunde sich ihren Ideen und Wünschen nach frei über hundert Meter hinweg entfalten konnten. Auch da gab es Weiden, Felder und Naturschutzgebiete, die ein gewisses Maß an vorausschauendem und geregeltem Spaziergang forderten.
Bleibt also zum Schluss nur das dünntätige Gesundheitsargument. Und das ist, mit Verlaub, einfach nicht stichhaltig genug, um eine dauerhafte, irreversible physische und psychische (!) Störung bei Schleppleinenhunden und Geschirrhunden voraus zu sagen.
(Wahrscheinlich drehen wir uns nun auch im Kreis. Ich bin nun arbeiten, lese später interessiert nach, denke aber fast, dass das Meiste gesagt ist.)