Guten Morgen MrsHalloween!
Da wir uns gerade zwangsweise für eine Kastration "entschieden" haben, will ich dir gerne auf deine Überlegungen antworten.
Zunächst einmal sind Stimmungsschwankungen, eine gewisse Launenhaftigkeit sowie größere Anhänglichkeit während, kurz vor und nach der Läufigkeit m.W.n. vollkommen im Rahmen und normal. Viele Hündinnen sind regelrechte Zicken nach der Hitze oder kurz davor und während der eigentlichen Läufigkeit ziemlich durch den Wind. Gerade während der ersten oder zweiten Hitze - ist immerhin noch alles ziemlich neu. Während der ersten Läufigkeit war sie quasi ein Teenie, jetzt erlebt sie diese das erste Mal wirklich mit. Die erste Läufigkeit fällt daher ohnedies häufig aus dem Rahmen.
Ob und inwiefern sich Läufigkeiten einspielen, ist je nach Hündin wahrscheinlich unterschiedlich. Allerdings sammelt auch sie Erfahrungen mit dieser Zeit und wird mit dem Alter souveräner.
Eine Scheinträchtigkeit ist ebenfalls "normal", theoretisch wird jedes Mädchen mehr oder weniger stark scheinträchtig. Sollte diese Scheinträchtigkeit nicht extrem sein, kann eine solche Zeit eigentlich leicht verwunden werden.
Futterverweigern ist auch normal, das gehört zur Läufigkeit u.U. einfach dazu. Und verhungern wird kein Hund vor dem vollen Napf.
Eine Kastration vermindert das Risiko für Krankheiten eigentlich gar nicht. Sie vermindert das Risiko auf Gesäugekrebs (allerdings faktisch nur vor der ersten Läufigkeit, nach der 3. ist das Risiko statistisch etwa gleich hoch) und natürlich auf Gebärmutterkrebs - wenn diese mit entfernt wird.
Dafür besteht z.B. ein Risiko für Inkontinenz, das nicht von der Hand zu weisen ist.
Genauere Informationen zu Vor- und Nachteilen sowie medizinischen Indikationen für / wider einer Kastration lassen sich natürlich auch Papa Google entnehmen:
http://www.tierarztpraxis-düsseltal.de/pdf/info-pdf-kastration-huendin.pdf
http://www.tierklinik-trier.de…fo-Kastration-Huendin.pdf
http://www.tierarztpraxis-roga…nk_kastrationhuendin.html
Das sind alles Ratgeber von Tierärzten, also im weitesten Sinne nicht "Contra-Kastration", es ist immerhin ihr Beruf. Trotzdem werden wenigstens einige der Risiken genannt, ebenso die verschiedenen Möglichkeiten der Kastration (mit oder ohne Gebärmutter).
Dagegen spricht bei einer Kastration ganz sicher die generelle Durchführung - es ist eine OP. Aktuell hat unsere Hündin, deren Gebärmutter entfernt werden musste (weil sie bereits verändert war), einen 15cm langen Schnitt am Bauch, bekommt 7 Tage lang Antibiotika, vier Tage lang Schmerzmittel und läuft die nächsten 10 Tage mit Kragen und/oder Body herum. Das ganze hat knapp 500€ gekostet (der Vollständigkeit halber).
Sie hat zweimal eine heftige Gebärmutterentzündung gehabt, dabei war sie auch erst zweimal läufig, verschleppte die Hitze aber über 12 Wochen (Anschwellen, Abschwellen, Sekret, kein Sekret, dann plötzlich heftige Hitze usw. usf.) und bekam beide Male ausgeprägte Scheinträchtigkeitszeichen - Milcheinschuss inklusive. Trotzdem war der ausschlaggebende Grund die veränderte Gebärmutter, die eine vollständige Entfernung aller Geschlechtsorgane notwendig machte.
Wenn ich die Wahl hätte, wäre mir eine intakte Hündin lieber.
Verschleppt dein Mädchen die Läufigkeit? Dauert sie also ungewöhnlich lange?
Hat sie eine Gebärmutterentzündung danach?
Ist die Scheinträchtigkeit heftig oder schleicht sie sich ebenso an, wie aus?
Wenn deine Kleine ganz normal läufig wird, gut in die Hitze rein und wieder raus kommt, keine Entzündungen danach hat und nur eine normale Scheinträchtigkeit zeigt, dann würde ich dir davon abraten.
Dein Mädchen wird erwachsen werden und sie wird mit der Hitze umgehen lernen, auch das gehört dazu. Auch du kannst das dann besser einschätzen. Wenn sie bei der nächsten Hitze noch immer so empfindsam ist, dass du das Gefühl hast, sie käme damit überhaupt nicht zu Rande, dann denk noch einmal darüber nach.
Aber im Grunde sind 3 Wochen Hitze mit einer Hündin, die einfach genau das ist: heiß ;), durchaus erträglich, wenn es keine andere gesundheitliche Indikation gibt.
Obwohl nahezu jeder TA dein Mädchen kastrieren wird, wenn du das willst. Auch wenn sicher wieder der Einwand kommt, dass das Tierschutzrelevant ist - soweit ich weiß bewegen wir uns hier in einer gesetzlichen Grauzone, bzw. es finden sich immer akute und wichtige Gründe für eine Kastration.
Überleg es dir wirklich noch einmal, auch wenn dein Mädchen Stress hat - das gehört erst einmal dazu und ist absolut kein Dauerzustand. Sie reift mit und an und durch ihren eigenen Körper. Und ... die Chance Gesäugekrebs & Co effektiv zu verhindern ist sowieso so gut wie vorbei. Aber dazu gibt's sicher Statistiken im Internet, die du schnell googeln kannst. :)