Wow. Hier wird ja wieder extrem heiß gekocht , dass gleich das Tierschutzgesetz für Zwingerhaltung bemüht wird. Ist das nicht mit Kanonenkugeln auf Spatzen schießen, wenn es um eine vorübergehende Erziehungsmaßnahme geht, die zeitlich stark begrenzt ist?
Alle, die hier schreien, weil sie den Hund in einen tierschutzrelevanten Zwinger verbannt sehen, frage ich, ob sie die ganzen Hundeshows, Ausstellungen, Turniere und Co ebenfalls tierschutzrelevant finden? Ob Fahrten zur Arbeit von 60min+ in er Transportbox tierschutzrelevant sind?
Denn entweder geht es um den Raum (6 m² Fläche, wenn der Hund mindestens 51% des Tages, also etwas mehr als 12 Stunden außerhalb des Zwingers verbringt) oder es geht um das Alleine-Bleiben.
Der Raum als Zwinger im Vergleich mit der Box als Zwinger:
Der Hund ist im Flur, der etwa 6m² hat. Damit dieser Flur, wie übrigens streng genommen der ganze zugängliche Raum, hundesicher ist, sollte er u.a. frei von zugänglichen Stromquellen sein. Sprechen wir weiterhin von einem Zwinger, so muss er auch folgende Anforderungen erfüllen:
§6(3) Die Einfriedung des Zwingers muss aus gesundheitsunschädlichem Material bestehen und so beschaffen sein, dass der Hund sie nicht überwinden und sich nicht daran verletzen kann. Der Boden muss trittsicher und so beschaffen sein, dass er keine Verletzungen oder Schmerzen verursacht und leicht sauber und trocken zu halten ist. Trennvorrichtungen müssen so beschaffen sein, dass sich die Hunde nicht gegenseitig beißen können. Mindestens eine Seite des Zwingers muss dem Hund freie Sicht nach außen ermöglichen. Befindet sich der Zwinger in einem Gebäude, muss für den Hund der freie Blick aus dem Gebäude heraus gewährleistet sein.
Wer von euch, gewährt seinem Hund dauerhaft freien Blick nach draußen, wenn er alleine ist? Milchglas ist kein freier Blick (wie es viele Türen haben) und wer von euch hat vollständig gesundheitsunschädliche Materialien im Haus und an allen vom Hund erreichbaren Stellen?
Der Flur müsste also, ähnlich eines Tierheimzwingers eingerichtet sein, also komplett gefliest oder betoniert z.B. und frei von allen schädlichen Materialien.
§6 (4) In einem Zwinger dürfen bis zu einer Höhe, die der aufgerichtete Hund mit den Vorderpfoten erreichen kann, keine Strom führenden Vorrichtungen, mit denen der Hund in Berührung kommen kann, oder Vorrichtungen, die elektrische Impulse aussenden, vorhanden sein.
Wer von euch hat nirgendwo stromführende Quellen im ganzen Haus, wenn er den Hund alleine lässt?
Ich denke, dass wir uns einig sind, dass das weder ein Haus noch eine Wohnung zwingertauglich sind. Und auch, dass der geschlossene Flur die Bedingungen eines Zwingers in Räumen nicht ausreichend erfüllt.
Wir sind uns also alle einig, dass der geschlossene Flur keine Lösung ist. Der Hund zeigt ja bereits für ihn schädliches Verhalten. Demnach wissen wir auch alle, dass etwas geändert werden muss.
Das geht, (1) indem die Räumlichkeiten so geändert werden, dass der Hund sich dauerhaft nicht mehr verletzen kann. Entweder werden sie also zwingergerecht gestaltet, so dass der Hund dann, nach TierSchHuV 51% des Tages in dem Flur verbringen kann.
Oder (2) das Verhalten des Hundes wird insofern korrigiert, dass er sich selber nicht länger gefährdet und wir die Diskussion bezüglich der Frage „Zwinger“ oder „Kein Zwinger“ ad acta legen können.
Ich bin der Meinung, dass dauerhafte Zwingerhaltung keine Lösung und auch nicht erstrebenswert ist. Ebenso wenig propagiere ich dauerhafte Boxen“haltung“, weshalb ich mich ganz eindeutig davon distanziere, dass die Box als Zwinger aufgefasst wird. Wenn das nämlich der Fall ist, muss notwendigerweise auch der abgeschlossene und ungesicherte Flur ein Zwinger sein, mit den oben beschriebenen Folgen und Auflagen.
Das Alleine-Bleiben als Problem
Der Welpe muss drei Stunden alleine bleiben. Punkt. Daran ändert niemand etwas, es sei denn der Hund muss seine Familie verlassen. Das Alleine-Bleiben an sich wurde bereits geübt, der junge Hund schreit seinen Besitzern nicht mehr hinterher. Er ist sicherlich dennoch einsam, inwiefern er jedoch darunter leidet, könnte u.a. mit einer Kameraufnahme ermittelt werden. Womöglich langweilt er sich auch nur und sucht sich eine Beschäftigung.
Es ist also klar, dass der Welpe (i) beschäftigt und/oder (ii) beruhigt werden muss, außerdem sollte er schnellst möglichst (iii) keiner weiteren Gefahr ausgesetzt werden (Tapete fressen).
Nun sage ich wieder:
Eine Methode, um das Verhalten des Hundes nachhaltig zu verändern, ist das Boxentraining (! Keine Boxenhaltung !). Bei diesem Training lernt der Hund, unter Verwendung von Raumbegrenzung, dass er die Zeit, die er alleine verbringt, als Ruhephase nutzen kann und soll.
Ich sage nicht, dass der Hund dauerhaft oder über Monate und Jahre hinweg stundenweise in eine Box gesperrt wird. Sondern ich plädiere auf eine vernünftige, positive Verwendung eines geschützten Ruheplatzes, um dem jungen Hund das Konzept von Ruhe und Geborgenheit in Abwesenheit seiner Halter zu vermitteln.
Dazu benutze ich einen Raum, der dem Hund bekannt ist und den er in Anwesenheit seiner Halter als Schutzraum, als Schlafplatz und Sicherheitszone kennengelernt hat. Dieser Raum bietet ihn, im Rahmen des Trainings, zunächst nicht viele Möglichkeiten, außer etwas zu Kauen als Beschäftigung und den Schlaf, so dass der junge Hund sich schlussendlich angewöhnt zu schlafen. Darüber hinaus ist der Hund auch kurzfristig vor sich selbst geschützt!
Und noch mal ganz genau:
(1) Die Box sollte dem Hund auch außerhalb des „Alleine-Bleibens“ als Ruheplatz dienen. Er soll sie positiv und sicher erleben. Dazu kann die Box z.B. als nächtlicher Schlafplatz etabliert werden. Wenn der junge Hund noch nicht absolut stubenrein ist, kann sie darüber hinaus dazu dienen nächtliche Unfälle zu mindern, da Welpen sich gewöhnlich melden, um nicht ihren Platz zu verschmutzen.
(2) Der Hund soll nicht aus Ärger, Wut oder Hilflosigkeit in der Box weggesperrt werden! Er soll die Box nie als Strafe erleben. Trotzdem kann ein überdrehter Hund mit der Box beruhigt werden, indem er „auf seinen Platz“ (in seinen Korb) geschickt wird (was vorher unter positiver Bestärkung geübt wird!), nur in dem Falle in die Box. Will er dann immer wieder los hechten, kann die Tür geschlossen werden, ebenso, wie der Hund ggf. auf seinen Platz angebunden werden könnte. Auch das kurze Anbinden ist eine räumliche Begrenzung!
(3) Der Hund soll nicht auf lange Sicht in der geschlossenen Box alleine bleiben müssen. Es ist keine Dauerlösung für ein ganzes Hundeleben. Aber die Verwendung der Box zeitweise, zur Sicherheit des Hundes und zum gefahrlosen Training des Alleine-Bleibens ist durchaus eine Methode.
(4) Kennt der Hund eine Box, kann er Autofahrten in Boxen ruhiger erleben, kann er Zugfahrten derart gesichert besser verarbeiten, kann er in fremden Zimmern, in Hotels oder in fremden Wohnungen seine Box immer noch als gewohnten Rückzugsraum aufsuchen (denn die meisten sind transportabel, auch die stabileren). Darüber hinaus ist der Hund in seiner Box geschützt (Transport, andere Hunde, Kinder usw.) und andere Personen, Hunde und Tiere vor dem Hund.
Zitat
Wobei deiner ja noch ein Welpe ist und mit dieser Zeit wahrscheinlich noch ein Problem hat, was eben, meiner Ansicht nacht, nicht mit der Box gelöst werden kann.
Dann überlegen wir doch gemeinsam:
Ein so junger Wolf befindet sich mit seinen Geschwistern in der Höhle, beaufsichtigt von den anderen erwachsenen Rudelmitgliedern, Tante/Onkel und unter deren Aufsicht dürfen junge Wölfe die Höhle verlassen.
Die Elterntiere haben den Ausgang nicht vergittert.
Junge Wölfe werden alleine gelassen, es ist eine Mähr das immer irgendwer aufpasst. Manchmal gibt es sogar keine Onkel und Tanten, manchmal nicht einmal einen lebenden Vater. Junge Wölfe können sich gegen Gefahren wehren. Junge Wölfe sterben nicht selten, wenn sie alleine sind. Junge Wölfe dürfen erst mit steigendem Alter den näheren Radius der Höhle verlassen. Junge Wölfe werden extrem von Altwölfen beschränkt, auch und gerade in ihrer Freiheit, wie du schon sagst, dürfen sie die Höhle nicht alleine verlassen (tun sie manchmal dennoch, oder sie werden von etwas anderem in der Höhle aufgestöbert und vernascht). Sie brauchen kein Gitter, das Gitter ist die Lebensgefahr, die einem unreifen Wolfswelpen blüht.
In unserem Falle hieße das:
Lass ihn im Flur alleine, falls er die Tapete überlebt, ist es gut. Falls nicht, dann war er eben nicht intelligent genug. Genauso kannst du mit Stromkabeln, Möbeln, Plastikstücken und anderem Zeug verfahren. Wenn du da bist, dann kann er bei dir abgucken, was er sich nicht merkt, das muss er eben alleine herausfinden.
Findest du der Vergleich hinkt? Genau. Ich auch. Das ist ein Welpe, kein Wolf. Wolfswelpen sind misstrauisch und vorsichtig. Hundewelpen oft genau das Gegenteil – vertrauensselig und furchtlos. Die Box ist eine Methode, um dem Knirps das gefahrlose Alleine-Bleiben zu lehren. Damit er bald die ganze Wohnung oder das ganze Haus nutzen kann.
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So, ich denke damit habe ich von meiner Warte aus alles gesagt. Falls noch speziellere Fragen bzgl. Boxentraining aufkommen, schreib einfach eine PN liebe TS, wenn ich kann, dann beantworte ich sie gerne. Ansonsten würde ich dir, bzgl. des Trainings, zu einem Trainer raten, der euch hilft die Box positiv aufzubauen. Ganz, ganz viel Spaß euch noch mit dem Cocker-Knirps!