Gestern, am 15.11.2019 gegen 09:30 Uhr ist meine geliebte Lucy über die Regenbogenbrücke gegangen.
Wir haben den Kampf gegen den Lymphdrüsenkrebs und die Leberprobleme leider verloren. Wochen des Hoffens und Bangens liegen hinter uns, etliche Tränen und auch viele glückliche Momente liegen zwischen Diagnose und ihrer Erlösung. Wir haben gekämpft wie die Löwen, haben finanziell mehr ermöglicht, als wir eigentlich hätten aufbringen können und haben uns stets einen Funken Hoffnung im Herzen erhalten. Und sie hat alles so tapfer mitgemacht.
Jetzt gibt es einen hellen Stern mehr am Himmel.
Ich kann es immer noch nicht fassen. Jeden Moment glaube ich, sie kommt gleich wieder um die Ecke...aber alles was ich vor mir sehe, ist der schwer kranke Hund, der sie zuletzt war. Sie war schon seit Wochen nicht mehr der Hund, den ich kannte und ich wollte es nur nicht sehen.
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht mehr, wie sie vor der Erkrankung war. Lucy hat immer 200% gegeben, wo sie war, tobte das Leben. Ich kenne keinen Hund, der wirklich immer so lebensfroh und zauberhaft ist, wie sie es war. In den letzten Tagen war sie nur noch ein Schatten...
Die letzte Woche war die schlimmste meines Lebens. Als sie letzten Freitag ihre Chemo bekommen hatte und danach im Wald noch so fröhlich war, hatten wir wieder so viel Hoffnung. Es war morgens wie ein Zeichen, dass sie plötzlich fraß, obwohl wir schon an dem Morgen mit dem Gedanken gespielt hatten, sie zu erlösen. Wie konnten wir uns so täuschen?
Ich hatte schon seit Montag das Gefühl, dass sie sich von dieser Chemo nicht erholt. Sie war nun auch draußen nicht mehr fröhlich...so viel langsamer, kein Wedeln mehr.
Dafür bekamen wir es (mit nachhelfen) hin, dass sie täglich 300g fraß. Das Gelb ihrer Schleimhäute ging zurück, was auch der THP richtig auffiel. Sie meinte, dass sie wohl gerade entgiftet, was für den Körper ohnehin ein sehr anstrengender Prozess ist und wir wollten es nur zu gerne glauben. Haben weggesehen, wenn sie mit hängendem Kopf da lag und uns aus traurigen Augen anblickte.
Ich mache mir solche Vorwürfe...die ganze Woche über wollte sie mir sagen, dass sie nicht mehr kann und ich wollte es nicht sehen. Wollte weiter kämpfen, damit sie es schafft. Habe den Rückgang der Gelbfärbung als gutes Zeichen gesehen.
Donnerstag nachmittag war ich mit ihr noch bei unserer THP. Sie sagte mir sofort, dass Lucy körperlich nicht mehr kann und es sich dieses Wochenende entscheiden wird. Sie schenkte uns noch eine Bachblütenmischung zur Stärkung, weil auch sie meinte, dass die Hoffnung zuletzt stirbt, zumal Lucy schon länger durchgehalten hatte, als viele vermutet haben.
Noch am selben Abend ging es dann los, das sie wackelig wurde auf den Hinterbeinen und ihre letzte Mahlzeit erbrach. Auf der letzten Runde torkelte sie schon deutlich und legte sich einfach mitten auf die Straße. Mein Verlobter musste sie dann nach Hause tragen. Da war mir bewusst, was uns am Freitag früh bevorstehen würde.
Als ich gestern Morgen aufstand, habe ich schon befürchtet, sie nicht mehr lebend vorzufinden. Im Wohnzimmer lag viel erbrochene Flüssigkeit und sie in der hintersten Ecke mit dem Gesicht auf den Garten gerichtet. Sie stand dann für mich sogar auf, aber sie hatte nicht mal die Kraft den Kopf zu heben.
Wir haben dann die Notfallnummer unserer Tierklinik gerufen und für 9:00 Uhr einen Termin zur Einschläferung gemacht.
Die letzte halbe Stunde zuhause war der Horror. Sie sabberte stark und erbrach noch einmal eine furchtbar stinkende gelbe Flüssigkeit (Galle nehme ich an)...
Als wir uns die Schuhe anzogen und ihr Halsband nahmen, versuchte sie sogar, zu uns zu kommen...wie immer wenn ein Gassigang anstand. Sie war so tapfer und wollte immer noch nicht aufgeben...
Doch sie fiel dann im Flur sogar um, weil sie sich auf den Fliesen nicht halten konnte.
Der Weg zur Klinik erschien endlos. Und sie wurde dann auch vom Auto aus mit einer Trage in den Behandlungsraum gebracht.
Die Ärztin war sehr betroffen...ihre Schleimhäute waren plötzlich wieder sehr gelb und sie atmete angestrengter. Sie ließ uns nochmal kurz alleine mit ihr und ich kniete mich vor sie.
Ich werde diesen Blick nie vergessen. Es war, als wollte sie sich entschuldigen und mich gleichzeitig trösten und als wollte sie fragen, ob sie gehen darf. Ihr Blick war für den Moment sehr klar. Ich habe ihr dann zugeflüstert, dass sie gehen darf und wie sehr ich sie liebe. Sie wurde dann nochmal kurz unruhig, als wollte sie runter von der Trage, aber mein Verlobter hat sie dann beruhigend und sachte zur Seite gedrückt...sie hat sich dann hingelegt und auch die Augen halb geschlossen.
Als die Ärztin zurück kam und die erste Injektion ansetzte (es waren 2 Kanülen), dauerte es keine 20 Sekunden, bis die Atmung stoppte...ich brauchte gar nicht zu fragen, sondern habe sofort gespürt, dass meine Lucy nicht mehr bei uns war.
Dann brachen bei uns alle Dämme.
Wir hatten das "Glück", danach direkt zu einem Tierbestatter fahren zu dürfen. Dort wurde sie extra für uns noch einmal aufgebahrt. Sie lag dort auf kuscheligen Decken, umgeben von Kerzen und einer Wachsrose im Arm. Wir durften uns so lange verabschieden wie wir wollten. Es war ein sehr ruhiger und würdevoller Abschied. Wir legten ihre Lieblingsplüschis mit dazu (die werden mit ihr eingeäschert) und sie bekam ein letztes Küsschen. Und ein letztes Mal konnte ich ihren geliebten Geruch einatmen...
Wir haben uns dann eine Urne ausgesucht. Außerdem werden zwei Pfotenabdrücke gemacht. Einer für meine Mama und einer für mich. Und dazu ein Kettenanhänger aus Silber, in den so ein Stein mit ihrer Asche eingearbeitet wird...so wird ein Teil von ihr immer nah an meinem Herzen sein...
Ich weiß nicht, wie ich damit klarkommen soll. Sie war über 7 Jahre lang immer bei mir. Wir waren nur einmal für 2 Wochen getrennt, als ich im Urlaub war. Und ich hatte sie das erste Mal auf dem Schoß, als sie vier Wochen alt war.
Alles was sie hinterlässt ist Schmerz, Trauer und Leere.
Es wird nie wieder einen Hund für mich geben. Niemand könnte je ihren Platz einnehmen. Und nie wieder würde ich einen solchen Schmerz noch einmal durchstehen.
Meine liebe, süße Lucy, meine kleine Schwibbi, wie wir dich immer liebevoll nannten, - ich bete jede Sekunde, dass wir uns eines Tages wiedersehen. Ich hoffe du weißt, dass wir dir nur helfen wollten. Dich zu quälen, war nie unsere Absicht. Du hast so tapfer gekämpft, bis zum Schluss. Und ich war bei dir bis zum letzten Atemzug. Das Einzige, was ich seit deiner Erkrankung richtig gemacht habe. Du wirst unvergessen bleiben, ein Teil von dir lebt in meinem Herzen weiter.
Bitte warte auf mich im Regenbogenland und vergiss mich nicht bis dahin...