Hallo :)
ich verfolge diese Diskussion hier mit großem Interesse und bin beeindruckt, auf was für einem Niveau hier "verhandelt" wird. Klasse!
Als völlig "unbeleckte" Person in Sachen professioneller Hundeerziehung wage ich mal einen Einwurf... Ich hoffe, nicht völlig am Thema vorbei...
Ich wende "den" Geschirrgriff, um den es hier geht nicht an, bzw. habe ihn nicht aufgebaut. "Mein" Geschirrgriff ist anders, "nur" ein Entspannungssignal und ein Signal für "Hallo Hund, mich gibt es auch noch und ich habe Einfluss auf dich und kann dich beschützen"... so in etwa... egal..
Ich habe (hatte*g*) einen Hund, der gerne mal sehr plötzlich beschloss, einem fremden Mann direkt in die Kehle zu beißen. Von Null auf Hundert war meine Dana völlig "außer sich" ("Hinterhirn" lese ich hier... ich denke, das ist gemeint) und schien in fremde Dimensionen zu verschwinden.
Manchmal konnte ich sie "wegziehen" und die Distanz zum "bösen Mann" vergrößern... aber manchmal gab es keine Ausweichmöglichkeit.
Ohne je etwas von Geschirrgriff gehört oder gelesen zu haben, habe ich in so einem Moment Dana ins Geschirr gegriffen (mit Ankündigung, von der ich aber behaupte, dass sie die nicht wahrgenommen hat, weil ich es nicht vorher konditioniert habe) und habe das Geschirr etwas "auf Spannung" gehalten, bis sie wieder "bei mir" war, also mich wahrnahm und ansprechbar wurde. (Sie hat nie nach hinten geschnappt: Glück gehabt)
Ich kam gar nicht auf die Idee, darüber nachzudenken, ob das jetzt "aversiv" für sie ist und ich finde das auch jetzt noch nebensächlich (lese aber weiter hier mit und bin da keineswegs festgelegt!).
Ob aversiv oder nicht, was habe ich für Alternativen? Ich kann sie an der Leine Toben lassen, mit dem Risiko, dass sie sich immer weiter hochschraubt und sich womöglich selbst verletzt... oder sie tun lassen, was sie will... den fremden Mann angreifen (mit Tötungsabsicht? Und auch mit Maulkorb kann so ein massiver Stoß gegen den Kehlkopf schlimme Folgen haben). Andere Alternativen fallen mir nicht ein... Deshalb ist es mir "egal", wie aversiv dieser Geschirrgriff ist... ich kann eh nichts anderes machen.
Heute meide ich solche Situationen, so gut es geht. Kommt doch mal ein Reiz, dem wir nicht ausweichen können, und von dem ich glaube, dass er Dana "kippen" lassen wird, hocke ich mich schon vorher zu ihr und greife ebenso ins Geschirr. Das kommt selten vor, wirkt aber super. Egal...
Was ich sagen will: Bei manchen Hunden hat man doch gar keine Wahl, als sie mit so einem direkten Eingriff in die Bewegungsfreiheit daran zu hindern "auszuflippen" oder sie wieder "zurück ins Vorderhirn" zu holen. Ob das nun aversiv ist oder nicht... Natürlich arbeite ich mit Dana an dem Problem und im Moment sieht es sehr gut aus. Dennoch kann ich nicht zu 100% verhindern, dass wir in so eine "Super-GAU"-Situation kommen und sie einen Reiz aushalten muss, ohne dass wir ausweichen können... Sie anschließend dafür zu bestärken, dass sie gar nicht erst gekippt ist oder eben wenigstens danach "innerlich zurück gekommen" ist, ist für mich selbstverständlich.
Oh, ich fürchte, das geht jetzt in die Richtung: "Manchmal muss es eben aversiv sein" und damit etwas vom Thema weg... Oder?
Na ja, ich lass es mal so stehen... Wenn ich am Thema vorbei gerauscht bin, lasst euch nicht stören hier
Lieben Gruß
Kirsten