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Hallo,
ich habe jetzt lange überlegt, ob ich das hier schreiben soll, weil im Moment in diesem thread ja sehr viel Grundsatzdiskussion läuft, tw eher sachlich, tw anscheinend als Fortsetzung eines anderswo begonnenen Kleinkrieges(?). Aber ich wollte das hier gern trotzdem mal zur Diskussion stellen. Vorneweg: ich bin immer noch der Meinung, dass mir Z&B bei unserem Problem auf dem Hundeplatz sehr geholfen hat, und dass wir die BH nicht vor einigen Monaten bestanden hätten, wenn ich das Ablenkungsproblem nicht damit angegangen wäre.
Ich hatte damals ja auch mal nachgefragt, ob jemand Z&B auch als Teil des AJT einsetzt, und hatte eine Zeit mit dem Gedanken gespielt, das zu tun. Letztendlich habe ich mich aber sehr schnell dagegen entschieden, und die Gründe wollte ich hier nochmal aufschreiben (gern auch zur Diskussion stellen).
Der erste Grund ist, dass ich auf lange Sicht eine Reaktion meines Hundes auf Wildsichtung will, die nicht davon abhängt, dass ich relativ dicht bei ihm bin. Auf eine Entfernung von einigen Dutzend Metern funktioniert Z&B aber meiner Meinung nach nicht. Das liegt natürlich an meiner Zielsetzung und diesem speziellen Problembereich - bei Leinenpöblern und Hunden, die aus welchem Grund auch immer nicht abgeleint werden können oder sollen, ist das letztlich egal, weil der HF eh am anderen Ende der Leine hängt.
Zweitens - und das hängt auch wieder mit unserem derzeitigen Stand zusammen - geht es mir nicht (mehr) darum, einen kreischenden und in der Leine stehenden Hund soweit herunterzufahren, dass er ansprechbar wird. Auch für solche Hunde halte ich Z&B für eine Option. Bei uns war es dazu nicht notwendig.
Der wichtigste Grund ist aber, dass ich im "meinem" AJT keinerlei Bewegung meines Hundes in Richtung des Wildes hervorrufen oder belohnen will. Ich weiss, dass Z&B auf einer "gucken aber nichts anderes"-Basis funktioniert, aber für mich ist schon die Bewegung des Kopfes von mir weg zurück auf das Reh ein Bruch der "keine Bewegung zum Wild"-Regel. Und ich denke, dass man bei gewissen elementaren Dingen keinerlei Regelbrüche provozieren und/oder belohnen sollte. Denn ist beim nächsten Mal ein "Kopf zum Reh drehen, dabei einen Schritt vortippeln" noch ok? Und führt das dann nicht irgendwann auch zum Losrennen? Oder schwungvoll Kopf zum Reh drehen, Reh startet gerade durch, Hund ist eh schon in einer Bewegung zum Reh hin (wenn auch nur mit dem Kopf, aber immerhin Bewegung) und rennt hinterher? Es wird dann aus meiner Sicht einfach sehr viel schwieriger, die Grenze zu ziehen, klar beizubehalten und konsequent zu vermitteln.
Wie gesagt, bei einem Problem hat Z&B bei uns sehr gut geholfen. Aber aus den genannten Gründen werde ich es dabei belassen und es nicht auch beim AJT anwenden.
Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen mit Z&B beim AJT gemacht und sieht das ganz anders?
Gruss, jente
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Hallo Jente :)
Ich hab mal das ganze zitiert, weil es ja schon etwas weiter weg ist...
Ich habe keinen blassen Schimmer davon, was die "Fachwelt" so zum Thema AJT sagt. Aber vielleicht ist genau das auch mal interessant, weil meine Meinung wenig vom Zeitgeist "eingefärbt" sein dürfte.
Meine Gedanken dazu also:
1) Große Entfernung zum Hund
Als Frieda mit etwa 7/8 Monaten ihren Jagdtrieb entdeckte, hab ich sie auf einen Ball umgelenkt. Ich kannte einige schlimme Balljunkies, war also vorgewarnt, welches Risiko ich da eingehe. Na ja, es wird Glück gewesen sein: Der Ball bedeutet Jagdspaß mit mir zusammen und das scheint das Kaninchen und Eichhörnchen jagen getoppt zu haben. Ich habe meist erst gemerkt, dass sie jagt, wenn sie schon durchgestartet war. Das ist heute noch so. Für solche Fälle hab ich im Wald immer einen Ball in der Tasche. Frieda ist dabei früher oder etwas später ansprechbar. Das Wort "Bällchen" scheint sehr gut in ihrem Hirn anzukommen, ist sozusagen ein Notrückruf.
Diese "Ansprechbarkeit" während der Jagd ist es ja, worauf es mir ankam. Frieda wechselt sozusagen fliegend von Kaninchen auf Ball.... das Jadggefühl wird sozusagen gar nicht unterbrochen oder unterbunden. Daher denke ich, das zwar theoretisch auch "z+b" auf Entfernung geht (kommt auf die Belohnung an, ob die auf Entfernung funxt), aber auch für uns da nicht nötig ist.
2) Für einen Hund, der bei Wildsichtung sofort komplett "abschaltet" oder "umschaltet" könnte ich mir allerdings z+b als sinnvolle Idee denken... Es KÖNNTE helfen, die Kontrolle zu wahren und "störende" Umweltreize wie den Hundehalter nicht auszublenden... Wie gesagt: Das ist bei uns auch nicht nötig. Ich erreiche Frieda ja.
3) Okay, ich hab ja beschrieben, dass ich es anders gemacht habe. Frieda darf jagen... sozusagen... sie muss sich nur jederzeit auf den Ball umlenken lassen. Vor etwa 2 Jahren bemerkte ich, dass Frieda sich zum Balljunkie mauserte. Da haben wir andere Spiele mit dem Ball eingeführt, die ruhig und kontrolliert ablaufen. (Suchspiele, und unser Kullerspiel...schwer zu beschreiben). Rufe ich allerdings "Bällchen" gibt es immer mindestens ein kurzes "Jagdspiel". Funktioniert immer noch gut. Okay, manchmal muss ich zweimal rufen...aber echt selten. Manchmal kommt sie nicht auf direktem Weg angerannt, aber sie kommt immer angerannt, nie getrödelt oder so... Ich bin also völlig zufrieden.
Dein Ziel, dass der Hund das Wild sozusagen "meidet", also keinerlei Bewegung in die Richtung macht, verstehe ich zwar, hätte ich bei Frieda aber nie geschafft. Die startet oft so schnell los und ich hab sie auch nicht immer im Blick .... Das liegt mir auch irgendwie nicht... für mich klingt das irgendwie "extrem"... so wie ein Alkoholiker, der keinen Kuchen mit Rumaroma essen darf. (doofes Beispiel, hab grad kein besseres). Das kann eigentlich nur funktionieren, wenn der Wahrnehmungsfilter des Hundes komplett umgebaut würde. Er also "Reh" zwar mit den Augen sieht, im Hirn aber "irgendson langweiliges braunes Dings" ankommt. Ich glaube, das geht nicht.
Was sicher geht ist, dass das Auge "Reh" sieht und im Hirn sofort ein Warnsystem losgeht wie "Vorsicht! Reh hochgefährlich, nicht hingucken, nicht hinbewegen, weggehen, weil sonst: Lebensgefahr!" Ich schreibe bewusst "Lebensgefahr" weil "könnte weh tun" sicher nicht reicht... immerhin geht es um eine angeborene Reiz-Reaktionskette... und Hunde tun sich bei der Jagd öfter mal weh und jagen trotzdem weiter... deshalb müsste es also eine sehr massive Warnung sein, damit die angeborene Reiz-Reaktionskette so massiv umgeformt werden kann. So stell ich mir das jedenfalls vor... Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, was die Hundefachwelt darüber so denkt...
Genauso, wie bei uns der Ball sehr extrem positiv sein muss, spannender als jedes Kaninchen... und deshalb mehr oder weniger haarscharf an der Grenze zum "Suchtmittel". Ich fürchte, wenn ich damals schon z+b gekannt hätte, hätte es nicht funktioniert... zumal ich gar nicht so aufmerksam bei Waldspaziergängen war ... Bei Frieda war das nie nötig... bei Dana muss ich heute (wenn auch aus anderen Gründen).
Ich gehe also weitgehend mit dir konform. z+b wäre bei Antijagdtraining für mich und Frieda nicht die Methode der Wahl. Der Grund liegt in mir. Ich komme mit einer funktionierenden Umlenkung besser klar. Deine Idee, dass das Objekt der Begierde gar nicht beachtet, eher gemieden wird, wäre mir aber zu hoch gesteckt.
Mit Dana mach ich z+b bei Kaninchen manchmal... aber die hat auch eher einen sehr kleinen Jadgtrieb. Ich glaube, die ist mehr neugierig, solange die still da sitzen. Ich lasse sie nicht hin und biete deshalb das "Spiel" als Alternative an. Mehr ist das nicht. Wenn sie mal durchstartet (ist echt selten passiert bisher), klappt der Abruf, spätestens der Notfallpfiff ... also kein Thema.
Lieben Gruß
Kirsten