Zitat
Das er sich noch verändern wird ist klar, aber dieses extreme, was so oft hier beschrieben wird...das würde einfach seinem Grundcharakter so dermaßen widersprechen.
Er hat Schutz- und Wachtrieb, auch nicht zu knapp. Er ist auch zurückhaltend gegenüber Fremden. Er ist 1-Personen-Hund, geht mit Fremden nicht mit und befolgt auch nur von mir Kommandos.
Er jagt auch, keine Frage. Und er ist sensibel, sehr sensibel.
Aber das würde einfach so dem Grundcharakter widersprechen, wenn er in dem Moment dann auch "draufgehen" würde und vorspringen. Das würde nicht "passen". Diese Extremisten, wie sie hier im Forum so gern als Negativ-Beispiel benannt werden...das find ich immer so absolut "Aussie-untypisch" und kann ich so von den Aussies die ich kenne gaar nicht bestätigen.
Wenn mir jemand damals, als Taxi gerade nen halbes Jahr alt war, gesagt hätte, dass ich ihn mit 2,5 Jahren nicht mehr mit zu Hundebegegnungen mitnehmen kann, weil er völlig austicken wird, hätte ich meinen Hund angesehen und gedacht: "aber doch nicht Taxi".
Immer verträglich, immer nett.
Leider hätten die Menschen Recht gehabt.
Ich habe jetzt nicht alles gelesen, ist mir einfach auch ein bisschen spät, hab's aber größtenteils überflogen.
Und ich denke, dass man nicht von einem Hund auf alle schließen kann. Ich finde die meisten Aussies schon krass und bin mir sicher, dass viele Horrorgeschichten stimmen und keine Horrorgeschichten sind (mir sind einfach schon so viele Aussies bekannt, die aufgrund ihrer Aggressivität eingeschläfert werden mussten).
Ich bin durch meine Arbeit ja viel mit Aussies (und eben anderen Rassen) zusammen und gehe den meisten aus dem Weg. Warum? Wenn du plötzlich nen Aussie im Bein hast, weil du nur an ihm vorbei gegangen bist, dann fängst du an drüber nachzudenken. Auch lasse ich ungern fremde Aussies an Pikachu ran (an Taxi geht ja eh nicht). Meistens ist es irgendwie ausgeufert. Es gibt sie, die netten, freundlichen Aussies, die keine Probleme machen. Davon habe ich ja eine, aber ich denke, dass sie selten sind. Pika ist nun 2 Jahre alt. Sie ist immer noch überaus freundlich zu allem und jedem. Es darf sie jeder einfach anfassen und fremde Hunde sind ihr eigentlich völlig egal. Heute war sie in der Rush-Hour mit aufm Weihnachtsmarkt. Ging nicht anders, auch wenn ich vorher Bammel hatte (Stress und so), aber sie lief da durch und war völlig relaxed...
Aber wie viele Aussies können das? Ich glaube, dass es nicht viele sind. Raaya und Taxi wären durchgedreht.
Prozentual würde ich schon sagen, dass es mehr Aussies gibt, die negativ auffallen, als die, die wirklich problemlos sind. Natürlich ist es irgendwo ihr Wesen, ihre Eigenarten, aber es ist auch oft das fehlende Hintergrundwissen. Der Border Collie Light macht doch keine Probleme. Ist doch einfacher als nen BC, also holt man sich den, aber dass er im Schutz- und Wachtrieb ziemlich mehr Härte mitbringt, unterschätzen einfach so viele.
Leider stimmen mich die immer nervenschwächeren Aussies jedoch auch bedenklich oder die, die man kaum mit anderen Menschen in Verbindung bringen kann, weil sie nur beim Anblick eines Menschen schon ausflippen. Teilweise wird mir dann auch einfach zu viel auf den Standard geschoben. Reserviert, zurückhaltend... es erinnert mich dann immer an den Sheltie/Collie, wo man einfach verpasst hat den Hebel zu ziehen.
Ich kenne heute kaum eine Hand voll dieser Rassen, die nicht tot umfallen, wenn Fremde ihnen zu nahe kommen und leider kenne ich auch immer mehr Aussies, die so sind. Entweder fressen sie dich oder sie machen sich ins Höschen. Ich denke nicht, dass das gewollt war. Ein Hund, der zurückweicht, wenn Fremde sich ihm nähern bzw. ein Hund, der nach vorn geht.
Reserviertheit heißt für mich, dass der Hund nicht freudestrahlend auf jeden zu rennt, aber gleichzeitig auch ertragen kann, wenn ihn jemand anfässt, ohne dass Gott und die Welt in Bewegung gesetzt werden muss.
Pikachu ist um einiges reservierter (ich hasse das Wort :D) als Taxi, sie interessiert sich für Menschen einfach nicht, aber sie muss einfach bestimmte Dinge über sich ergehen lassen. Ich stell mir immer vor mein Hund wäre verletzt und keiner kann mir helfen, weil der sonst nen Herzanfall bekommt oder den Helfer frisst. Pika hat gelernt, dass Anfassen ok ist. Man muss sich der Person nicht zuwenden, aber ruhig halten. Dafür wurde sie belohnt und das habe ich gefördert.
Aufm Weihnachtsmarkt heute sind Kinder auf sie zugerannt und noch bevor ich nur irgendetwas hätte machen können, haben sie ihr die Hände auf den Rücken gelegt. Pika hat darauf überhaupt nicht reagiert, sondern mich nur angeschaut, "wird ja ok sein".
Ich bin schon eher ein Fan der "weichgespülten" Aussies, die eben ein bisschen verlernt haben wozu sie mal gemacht wurden. Ich wohne hier mitten in Berlin und mit Taxi hier zu leben ist absolut nicht einfach. Er hat Schutz- und Wachtrieb bis zum Himmel (leider wohnen hier noch mindestens 50 andere Parteien im Haus) und das macht es wirklich oft einfach mega problematisch, wenn er der Meinung ist, dass einfach der ganze Bezirk ihm gehört. Ich habe den Moment verpasst, wo ich hätte einschreiten müssen. Nun ist er festgefahren (und ich auch), aber ich habe draus gelernt.
Als ich mir Pika ausgesucht habe, da schaute ich drauf, dass die Eltern umgänglich sind. Dass sie im Alltag überleben, ohne Stress zu haben und ländlich wohnen zu müssen. Natürlich hat Pika auch eine ganz andere Erziehung genossen. Vielleicht ist sie auch deswegen so "angenehm", obwohl ihre Geschwister ja größtenteils auch so sind.
Ich frage mich eben: Wie viel von den ursprünglichen Eigenschaften brauchen wir wirklich noch? Nicht nur beim Aussie, auch beim Terrier (wie viele Jäger gibt es noch und viele Terrier fristen aufgrund ihrer Leidenschaft das Leben an der Leine) oder bei den Herdenschützern...
Die Zeit verändert sich und ich denke, dass es auch ok ist, wenn der Aussies das in einigen Eigenschaften auch tun würde.
Oder vielleicht sind die auffallenden Aussies ja auch eine Neumodeerscheinung. Ich weiß es nicht...