Ich kann Dir nicht raten, was Du tun sollst, lediglich von meinen Erfahrungen erzählen, die sich auf das eigene Rudel mit dauerhaften Neuankömmlingen sowie Gästen und auf Trainingshunde(rudel) erstrecken. Denke Dir daher immer ein "an Deiner Stelle würde ich...", sollte ich es mal vergessen.
Ich selbst mache schon einen Bogen um neue eigene Rudelmitglieder, wenn das vorhandene Rudel noch offensichtliche Alltagsbaustellen hat (an denen Du arbeitest, super). Noch viel weniger würde ich in diese Situation einen Pflegehund setzen, die Verantwortung, die ich als Pflegestelle übernehme, sehe ich noch um einiges höher.
Nur aus Interesse, wenn Du antworten magst: warum soll es ausgerechnet jetzt ein Pflegehund sein? (Wenn Du das nicht schreiben willst, auch gut.)
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1. Vorstellung
Meint ihr ich soll (natürlich draußen) die Hunde nacheinander vorstellen? Meine beiden pöbeln am Anfang sehr, beruhigen sich dann aber nach ein paar Minuten. Ich dachte an mich + Pflegehund und je eine Bekannte + Althund. Ein großer Spaziergang (den neuen nicht überfordernd) und dann ab nach Hause.
Nur Du kannst wissen, wie sich Deine beiden einzeln und zusammen verhalten. Ich würde die ruhigste Konstellation wählen (Neuer + einer, Neuer + beide einzeln, Neuer + beide zusammen) und gemeinsam an der Leine zügig in eine Richtung spazieren gehen. Kein frontales Aufeinandertreffen. Solange zügig gehen, bis kein Krawall mehr (weder akustisch noch körpersprachlich) vorhanden ist, dann weitergehen mit gegenseitigem Schnüffeln, wenn erwünscht.
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2. Ruheplatz
Das neue Körbchen erst bei Ankunft rausholen und an einen "unbesetzten" Platz stellen?
Das lässt vermuten, dass auch Liegeplätze eine Ressource für Deine beiden sind? Die Regeln für Liegeplätze bei mir: jeder darf sich aussuchen, was gerade frei ist, keiner darf jemand anderes verscheuchen. Versucht jemand letzteres, regele ich, nicht der liegende Hund, kommt hier allerdings nicht vor.
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3. Konflikte
Wann eingreifen? Ich glaube nicht, dass meine Große von sich aus etwas macht aber der
Kleine tendiert zu Eifersüchteleien...
Bedeutet das, dass Deine Große ggf. mit einsteigt? Vom Kleinen liest es sich ziemlich verharmlosend, nur so als Rückmeldung. Vielleicht nimmst Du es ja auch ernster und arbeitest bereits entsprechend daran.
Wann eingreifen und wie: es kommt halt drauf an. Nicht immer muss man unbedingt eingreifen, und es ist immer situationsabhängig, wie und wem gegenüber man eingreift. Ich will in meinem Rudel genau null Streitereien, darum greife ich bei Bedarf (maximal in den ersten Tagen eines Neuzugangs) sofort bei der ersten hochgezogenen Augenbraue ein, schau, wer ein Problem hatte und warum, und erarbeite mit demjenigen einen anderen Lösungsweg. Basis dafür ist aber auch, dass die Hunde so ausgesucht sind, dass sie prinzipiell wirklich zusammenpassen.
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4. Gute und schlechte Angewohnheiten übernehmen.
Meine Hündin kam aus dem Tierheim und der Rüde aus einer Pflegestelle aber beide hatten nur 1-2 Mal in die Wohnung gepinkelt und das stressbedingt. Mir wurde gesagt, dass sich der Neuling wohl an den beiden orientieren wird aber ich natürlich mit einer Eingewöhnungsphase zu rechnen habe. Wie seht ihr das?
Du redest unter dem Punkt gute/schlechte Angewohnheiten ausschließlich von Stubenreinheit - Absicht? Stubenreinheit ist pillepalle, das lernt der Neue, indem er häufig genug rauskommt und dort gelobt wird, nicht durch Abschauen. Sorgen würden mir die Ressourcenproblematik und die Leinenpöbelei machen. Wie schauts aus mit Jagdverhalten Deiner beiden?
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5. Alleine bleiben
Können meine beiden prima und ich habe vor es von Anfang an zu trainieren (keine Angst, darf die leere Wohnung meiner urlaubenden Nachbarn als Spionagezentrum nutzen, um bei Problemen einzugreifen). Wollte am zweiten Tag mit kurzer Abwesenheit beginnen.
Auch dafür gibts bei mir keine allgemeingültige Regel. Wenns für den Hund ok ist, spricht nichts gegen den zweiten Tag. Auch die Frage, wie lange eine "kurze Abwesenheit" ist, beantwortet Dir der Hund am besten. Der eine bleibt von vorneherein auch lange alleine, der andere hat ein Problem, wenn Du innerhalb der Wohnung eine Sekunde lang eine Tür hinter Dir schließt. Logisch, dass Du, wenn Du die drei Hunde zusammenlässt, sicher sein solltest, dass keiner ein Thema mit Liegeplatz, evtl. umherliegendem (und übersehenem) Spielzeug oder dergleichen haben sollte. Wenn ein starker Futterverteidiger dabei ist, sollte sich keiner der Hunde während Deiner Abwesenheit übergeben müssen, gab mal bei Kundenhunden eine Klopperei deswegen.
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6. und trickyster Punkt: Leinenpöbeln
Ich werde am Anfang nicht mit allen drei rausgehen; aber ich bin am Überlegen ob ich mit dem PH alleine oder in Kombination mit dem Kleinen rausgehen soll. Ich möchte ihn für die zukünftige Familie nicht verziehen, aber es kann ja sein, dass er sowieso kläfft (meine beiden haben auch nix gegen Hunde, die sie gut kennen aber sie führen sich an der Leine sehr theatralisch auf). Ich dachte mir, ich probiere es aus und wenn er auch bellt, dann geh ich mit zweien
Verstehe ich nicht - wenn der Neue auch bellt, ist es eh egal? Falls ich das so richtig verstanden habe: bedenke bitte (gründlich!!!), dass Du Verantwortung übernimmst mit einem Pflegehund! Das heißt, dass Du ihn nach bestem Wissen und Kräften förderst in allem, wo er noch dazulernen kann! Pflegestellen sind halt nicht "nur" eine Durchgangsstation zwischen Tierheim und Endstelle, sondern fangen hoffentlich den Hund auf in einem Moment, der für ihn der vermutlich heikelste seines Lebens ist. Der Hund braucht genau in dem Moment Menschen, die um seine Bedürfnisse wissen, die dafür sorgen können, dass er seine neue Umgebung in Ruhe erfahren kann, dass er möglichst ausschließlich gute Erfahrungen bei allen Erstkontakten macht, Erstkontakt zu anderen Hunden, anderen Menschen, zu Autos, Tierärzten, Lärm, Leinen, Pflegeutensilien, usw., unendlich viel mehr.
Wenn der Neue an der Leine pöbelt, gehst Du selbstverständlich mit ihm alleine und arbeitest daran, dass er diesen Stress so schnell wie möglich ablegen kann.