Beiträge von Rotbuche

    Das:

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    dabei hat ihn ein sehr freundlicher Labrador grob umgerannt


    ist nicht freundlich sondern völlig distanzlos. Der Labbi meinte es sicherlich nicht böse, aber Labbis kennen das Wort Individualdistanz häufig nicht - dass andere Hunde mehr Abstand wollen, kommt in ihrer Welt einfach nicht vor, wenn man ihnen es nicht beigebracht hat.


    Dein Job ist es, solche Heranstürmer auf Distanz zu halten, dann kann Dein Hund entspannen, weil er sieht, dass er bei Dir in Sicherheit ist. Hundekontakte ja, aber nur dann, wenn sie ruhig ablaufen und wenn Dein Hund dabei runterfahren kann, sonst sind sie sinnlos (er kann in Aufregung eh nichts lernen) bis schädigend (er lernt, dass Du ihn nicht vor solchen Ich-freu-mich-Hunden schützt, und hat Stress bei Hundebegegnungen). Keine Begegnungen sind besser als schlechte Begegnungen.


    Dazu kommt vielleicht, dass Dein Hund gerade vom Alter her in einer Unsicherheitsphase stecken könnte, umso wichtiger ist es für ihn, dass Du ihm zeigst, dass Du alles im Griff hast.

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    Er ist ja nur ein Pflegehund.


    Was ist der Unterschied zwischen einem eigenen Hund und einem Pflegehund:
    beim eigenen Hund trage ich die Verantwortung für den Hund, für meine Familie in der der Hund lebt, für die Umwelt, die mit dem Hund in Kontakt kommt, soweit es jeweils im Zusammenhang mit dem Hund steht. Beim Pflegehund trifft all dies genauso zu, und zusätzlich trage ich dafür Verantwortung, den Hund so zu stabilisieren, dass er den erneuten Umzug in seine endgültige Familie gut verkraftet, und ebenso Verantwortung für die neue Familie, weil ich dafür sorge, welche Erziehung der Pflegehund von mir auf seinen Weg mitbekommt.
    Die Verantwortung für einen Pflegehund ist ungleich größer, als die für einen eigenen.


    Die ersten ca. 2 Wochen nach Ankunft sagen noch sehr wenig über den Charakter des Hundes aus. Typisch für Hunde ist, erstmal zu schauen, wie die Regeln in der neuen Umgebung laufen, sich erstmal gut an dem Menschen zu orientieren. Erst danach packen sie eventuelle Eigenheiten stärker aus, wenn sie bis dahin noch keine Strukturen vom Menschen vermittelt bekommen haben.


    Dein Alleinbleibtraining dauert Deiner Beschreibung nach von Anfang zu lange, Du solltest es komplett neu aufbauen.


    Schritt eins: der Hund folgt mir nicht immer überall hin nach.


    erst wenn Schritt eins funktioniert:
    Schritt zwei: ich schließe eine Tür hinter mir, und zwar für 0,5 Sekunden. Weniger als eine Sekunde. Das reicht nicht, um aufs Klo zu gehen. Es wird weder davor noch danach gelobt, den Hund angeschaut, mit ihm geredet, ihn irgendwie beachtet.
    Wenn der Hund jault/bellt/fiepst, muss ich einen Schritt im Programm zurückgehen.


    erst wenn Schritt zwei funktioniert:
    Schritt drei: die Dauer wird gesteigert. Und zwar sekundenweise. Erst 0,5 Sekunden. Dann eine. Dann zwei. Dann wieder eine. Dann vier. Dann zwei. Dann drei. Dann eine. Nichts davon reicht, um aufs Klo zu gehen. Der Hund wird weder davor noch danach beachtet, gelobt, gestreichelt, usw.
    Wenn der Hund jault/bellt/fiepst, muss ich einen Schritt im Programm zurückgehen und/oder die Dauer reduzieren.
    Dieses Programm ziehe ich immer dann durch, wenn der Hund eh müde ist und in (s)einer Ecke liegt. Dafür ständig. 85mal am Tag. Aber nur dann, wenn der Hund entspannt ist. Ist er das nicht, habe ich Schritt eins nicht vernünftig trainiert.


    erst wenn Schritt drei funktioniert:
    Schritt vier: die Dauer wird gesteigert. Langsam und nicht kontinuierlich, bis ich vielleicht sogar bei einer Minute angekommen bin. Yeah, jetzt reichts für einen kurzen Klogang.
    Wenn der Hund jault/bellt/fiepst, muss ich einen Schritt im Programm zurückgehen und/oder die Dauer reduzieren.


    erst wenn Schritt vier funktioniert:
    Schritt fünf: ich fange mit der Haustür an. Sekundenweise. Nur dann, wenn der Hund entspannt liegt und eh müde ist. Langsam und nicht kontinuierlich steigern.
    Wenn der Hund jault/bellt/fiepst, muss ich einen Schritt im Programm zurückgehen und/oder die Dauer reduzieren.


    Sollte der Hund aufgeregt darauf reagieren, dass ich mir Schuhe anziehe und den Schlüssel in die Hand nehme, ziehe ich mir 278mal am Tag die Schuhe an und wieder aus und nehme den Schlüssel in die Hand, ohne dass etwas passiert, ich den Hund irgendwie beachte, ankucke oder anspreche, oder ich gar die Wohnung verlasse. Wenn der Hund dieses Programm gähnend langweilig findet, kann ich damit auch wieder aufhören.


    Viel Erfolg

    Es kommt halt ganz darauf an, womit man sich beschäftigen will...


    Rassenkunde:
    Eva-Maria Krämer, Der neue Kosmos-Hundeführer
    (kurze, im Gegensatz zu vielen anderen Rassebüchern fast immer treffende Beschreibung der einzelnen Rassen)
    Thomas Achim Schoke, Herdenschutzhunde


    Gesundheit/ Ernährung:
    Swanie Simon, BARF
    Monika Peichl, Haustiere impfen mit Verstand
    Juliette de Bairacli Levy, Das Kräuterhandbuch für Hund und Katze
    Beate Warnat und Dorothee Künau, Hundephysiotherapie
    wenn man noch ausführlicher ins Thema will:
    Mima Hohmann, Physiotherapie in der Kleintierpraxis
    Beate Zimmermann, Schilddrüse und Verhalten


    zusätzlich zu den anderen hier im Thread schon genannten
    Günther Bloch, Der Wolf im Hundepelz
    Günther Bloch, Elli H. Radinger, Wölfisch für Hundehalter
    Werner Freund, Wolf unter Wölfen
    Werner Freund, Der Wolfsmensch


    Leider nicht in Buchform vorhanden, aber dennoch empfehlenswert finde ich persönlich DVDs von Anita Balser:
    Hundehalterschulung I und II
    Rudelharmonie
    Sinn und Unsinn bis zur 8. Woche

    lotuselise

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    Immer noch die Frage: was sagt Dein Mann dazu?

    Den kannst Du direkt fragen, das zweite Posting vor Deinem kommt von ihm. ;)

    Zitat

    So, der Papa meldet sich dann auch mal


    @Papa Klimperlein

    Zitat

    Sie war nur der Meinung das Alkohol zwar hart klingen mag, jedoch findet sie einen schlafenden und berauschten Hund besser wie einen der chemisch zupumpt wird, einen klaren Geist aber schlaffe Muskel hat.


    Es gibt bei Panikzuständen mehr Möglichkeiten zur medikamentösen Unterstützung und deutlich sinnvollere, als Rescuetropfen, Eierlikör und ein Muskelrelaxans, darum kam hier schon mehrfach der Hinweis, einen fähigen verhaltenstherapeutisch arbeitenden TA zu Rate zu ziehen. Es geht nicht darum, den Hund in seiner Bewegung ruhig zu stellen, sondern darum, ihm die Angst zu nehmen und ihn in einen Zustand zu versetzen, in dem er überhaupt wieder aufnahmefähig und trainierbar ist.
    Aber wie auch schon mehrfach geschrieben, wenn Ihr nicht mit größtmöglicher Freude und Geduld (trotz der knappen Zeit) nochmal ganz neue Wege mit Euerm Hund erkunden wollt, wäre es sinnvoll, ganz schnell einen Platz für ihn zu suchen, denn das dauert erfahrungsgemäß bei einem Hund diesen Alters mit Baustellen sowieso einige Zeit.

    Ich übernehme Vorkontrollen u.a. bei Leuten, die zum ersten Mal Pflegestelle werden wollen. Da erlebe ich die ganze Bandbreite von gut überlegt, erfahren, bewusst, was auf sie zukommen kann, und flexibel, bis hin zu noch deutlich (ich nenne es mal) unbedarfteren Charakteren als die hier zitierten. Vor allem Auslandsorgas sind also angewiesen auf die Infos, die sie zuvor über die Pflegestelle bekommen, es kommt darauf an, was der Vorkontrolleur abklopft, und ob er auch "zwischen den Zeilen" lesen kann (z.B. wie sind die Kinder der Familie drauf, wie ist der Umgang mit ihnen, gibt es Regeln, wie wirken die Interessenten auf mich, fahrig, ruhig, überlegt, naiv, usw).


    Tatsächlich habe ich die Mehrheit der Pflegestelleninteressenten bisher als nicht geeignet gesehen, was ich sowohl der Orga gegenüber ausführlich begründe, als vor allem auch den Interessenten gegenüber. Erst einmal hatte ich eine Frau, die jedes Hinterfragen ihres Vorhabens kategorisch abgelehnt hat, alle anderen waren mit der Entscheidung doch einverstanden, weil sie zuvor gänzlich andere Vorstellungen von einer Pflegestelle hatten. Und einmal schien bei der VK alles ok zu sein, und mein Bauchgefühl hat trotzdem massiv rebelliert, ohne dass ich konkret hätte sagen können, warum - auch das habe ich der Orga (und der Interessentin) mitgeteilt, was daraus geworden ist, weiß ich nicht.
    Letztlich bin ich als Vorkontrolleur sowieso "nur" der Vermittler von Informationen, die Orga kann entscheiden, wie sie will. Je mehr Infos sie hat, desto leichter kann sie diese Entscheidung fällen.

    Ich kann leider nicht alles erkennen, was auf dem Schild steht... Entziffert habe ich
    "... Dein Hund wildert
    wenn Du (?) ...
    Du bist dann nicht nur ein Tierquäler
    Du machst Dich (...) strafbar"


    Nein, solche Schilder haben wir nicht. Selbst wenn... es gibt Aussagen, die nehme ich mir zu Herzen, andere nicht. Ja, ich habe Jäger unter meinen Hunden, die jagen würden, wenn sie dürften. (Dürfen sie nicht, sie kriegen eine Ersatzbeschäftigung.) Ihre Natur macht weder sie noch mich zu Tierquälern, genausowenig wie andere Beutegreifer Tierquäler sind. Natur ist nicht "nett", ist weder gut noch böse, mit meinen Hunden passe ich mich trotzdem den hiesigen Gegebenheiten an und nehme selbstverständlich Rücksicht.
    Aber wer weiß, ob ich nicht nach vielen Wiederholungen auch genervt wäre. :)

    Das genaue Alter habe ich vergessen, wir hatten eine Phase während der Junghundzeit, in der die Hündin unbekannte Dinge (z.B. eine Plastiktüte am Wegrand) plötzlich skeptisch betrachtet hat (mehr allerdings auch nicht), statt wie zuvor einfach neugierig zu schnüffeln, was das ist. Ich bin in solchen Fällen eben selbst hingegangen und hab an diesen gefährlichen Dingen geschnüffelt (will nicht wissen, was andere Menschen gedacht haben), Hund kam hinterher und tat selbiges, die Phase war in kürzester Zeit durch.

    Nachtrag: eingreifen würde ich nur dann, wenn die Korrekturen des Althundes nicht souverän sind, oder wenn er alles, ständig, überall kontrollieren will. In der Regel gibt es einige wenige Dinge, anhand derer die Regeln erklärt werden, z.B. "komm mir nicht zu nahe" oder "sei nicht so hektisch".

    Ich bin Team C :D


    Der (innerlich) stärkere Hund wird von mir unterstützt, egal obs der 1. oder der 2. ist. Das Problem erübrigt sich bei Euch allerdings, wenn ein Welpe einzieht, denn da wird erstmal die Irin ganz klar die Nummer eins sein.


    Dass sie einen Welpen erstmal einnordet, kann nicht nur sein, sondern sollte so sein - und nehmt Euch ein Beispiel an ihr. Das erste, was Neuzugänge lernen sollten, sind Grenzen, und zwar im Moment ihres Einzugs. Menschlich ist, mit offenen Armen zu sagen "ooooh was bist Duuuu denn für ein süüüüßer", hundlich (und damit das, was ein Hund braucht) ist, einem Neuzugang erstmal zu erklären, wo seine Grenzen sind und wie die Regeln aussehen, das ist die Basis für das anschließende harmonische Zusammenleben.