Beiträge von Rotbuche

    Ich würde KEINESFALLS Maja begrenzen, solange ich nicht selbst die Ordnung unter den beiden Jungspunden herstellen kann! (Letzteres allerdings solltet Ihr lernen.) Ich glaub, dann verzweifelt sie erst recht, zwei (aus Hundesicht) unerzogene Jungspunde, Menschen, die nicht eingreifen, und wenn sie dann die Situationen retten will, wird sie dafür noch bestraft.


    Deine Beschreibung liest sich nicht so, als würde Maja grundlos begrenzen. Die beiden jungen toben durch die Kante -> zu starke Unruhe im eigenen Rudel wird begrenzt. Bin ich nicht in der Lage, diesen Job zu übernehmen (z.B. weil ich es nicht gemerkt habe), übernimmt der Althund.


    Grenzen zu setzen hat nichts mit Aufmerksamkeit oder "Queen-Gehabe" an sich. In jedem Rudel müssen Regeln herrschen, sonst ist dieses Rudel weder jagdfähig noch kann es sich schützen. Also wird bei jeder Begegnung von Hunden, die nicht ständig zusammen leben, erstmal festgelegt, wer denn im Ernstfall sagt, was zu tun ist. Und diese Kommunikation läuft über Bewegungseinschränkung. Das ist kein Mobbing, sondern genau im Gegenteil, es sagt dem anderen Hund auch "halt Dich an meine Regeln, und ich rette Dir dafür den Hintern".
    Aber: noch entspannender, vor allem für Maja, wäre natürlich, wenn Ihr diesen Job übernehmen würdet. Wenn Ihr die zwei jungen Hunde begrenzt (in diversen Situationen, das ist aber sehr individuell. Ein Beispiel wäre eben der von Dir beschriebene Moment, wenn sie zu unruhig sind), dann seid ihr auch für Maja glaubwürdig, und sie hat es selbst gar nicht mehr nötig, sich darum zu kümmern.


    Mein Rat für Euch wäre daher: lasst Euch schulen in diesen Bereichen:
    - Kommunikation unter Hunden
    - Regeln im Rudel
    - Körpersprache von Hunden (damit Ihr verstehen lernt, warum Maja welches Verhalten maßregelt, und welches Verhalten demnach Ihr zukünftig regeln solltet)
    - wie führe ich ein Rudel

    Zitat

    Kann man eigentlich generell sagen, dass das Verhalten der Welpen eine Mischung aus dem der Elterntiere ist?


    Es geht in die Richtung, ist aber nicht ganz so einfach. Verpaarst Du z.B. zwei Rassehunde, deren Charakter und Verhaltensweisen durch Zucht über viele Jahrzehnte vereinheitlicht worden ist, ist oft schon das Verhalten der Eltern ein Anhaltspunkt, um zu wissen, was aus dem Nachwuchs werden könnte.
    Da aber immer auch Charaktere weiterer Vorfahren bei nachfolgenden Generationen zum Vorschein kommen können, ist eine Vorhersage beim Verpaaren von zwei Mischlingen unbekannter Herkunft kaum mehr zu treffen.


    Dazu kommt, dass die genaue Mischung beim Welpen nicht vorherzusehen ist. Als Beispiel: wenn Du einen Border Collie mit einem Neufundländer paarst, kann es sein, dass Du einen schlanken Hund bekommst, der an Schafen überhaupt kein Interesse hat, dafür gerne schwimmt, leicht begeisterungsfähig ist mit einem ausgeprägten will to please. Oder Du kriegst einen Hund, der mit 50kg Lebendgewicht nichts besseres zu tun hat, als alles zu hüten, was ihm in den Weg kommt, und das auch noch recht selbständig entscheidet. Das wäre sowohl für den Hund als auch für den Menschen (und für die Kinder, Radfahrer, Jogger, etc., die unter dem Hüten leiden) eine Qual.
    Die "Mischung" der Verhaltensweisen liegt also nicht immer genau in der Mitte.


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    Oder hat das AUSSCHLIEßLICH mit der Erziehung, dem was sie kenenlernen, im Welpenalter zu tun (udn natürlich auch spätere Erlebnissse, die sie prägen).


    Nein. Selbstverständlich spielt Erziehung auch eine Rolle, aber Rassehundezucht ist entstanden, weil man bestimmte Eigenschaften gezielt vorhersehbar machen wollte. Die Rassestandards, die wir heute kennen, sind erst vor gut hundert Jahren festgehalten worden. Davor war es völlig egal, ob ein Hütehund eine exakte Größe hatte oder den Fleck auf dem Fell an genau der richtigen Stelle, er musste schlichtweg gute Arbeit an der Herde leisten.


    Unsere heutige Hunderassenauswahl nach (häufig) ausschließlich optischen Gründen hat für viele Hunderassen fatale Folgen.


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    Oder ist es so, dass man davon ausgehen kann, wenn man zwei Hunde mit hohem Jagdtrieb oder zwei recht gelassene Tiere miteinander kreuzt, dass man dieselben Eigenschaften auch bei den Nachkommen erwarten kann?


    Siehe oben - sind es Mischlinge, von denen Vorfahren man nichts weiß, die Du verpaarst, kannst Du eh nicht sagen, was rauskommt. Verpaarst Du z.B. einen Jagdterrier mit einer französischen Bulldogge, kann vom einen Extrem (sieht aus wie der Terrier, gleicht vom Charakter der franz. Bully) bis zum anderen ("Jagdsau" im Gewand der franz Bulldogge, und wenn Du Pech hast, kippt Dir der Hund mitten während des Jagens um, weil die Erbkrankheiten, die er von der Bullyseite mitbekommen hat (Herz, Brachyzephalie), diese Belastung nicht mitmachen) alles rauskommen.



    P.S. aaah, jetzt hab ich Deine letzte Frage glaub ich richtig verstanden. Also: ja, die Verpaarung von zwei Jaghunden gibt wahrscheinlich wieder jagdtriebige Hunde, die Verpaarung von zwei an der Jagd uninteressierten Hunden erzeugt wiederum eher uninteressierte Nachkommen. Aber: da kommt eben wieder ins Spiel, was die Vorfahren mitbringen - verpaarst Du z.B. zwei Weimaraner, die beide zufällig überhaupt kein Interesse an der Jagd haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Nachkommen jagen, dennoch recht hoch, weil das eben eine bereits sehr stark in den Genen verankerte Eigenschaft dieser Rasse ist.
    Außerdem unterscheiden sich auch innerhalb eines Wurfes die Charaktere, bei einem Mischlingswurf mehr, bei einem Rassewurf genbedingt eher weniger, wobei ich auch da noch keine zwei genau "gleichen" Welpen in einem Wurf gesehen habe.

    Hallo,


    diese Rassen sind noch so jung (Zuchtbeginn 1987) und wurden (werden?) aus Rassen gezüchtet, die sehr verschiedene Verhaltensweisen an den Tag legen, dass eine Vorhersage, wie das Verhalten eines bestimmten Exemplars aussehen wird, fast nicht zu treffen ist.
    Wikipedia sagt, dass die Rasse auf 5 Rettungshunde unbekannter Herkunft zurückgeht, in die Husky, Malamute und DSH eingekreuzt worden sind. Um eine Rasse überlebensfähig zu halten und den Genpool nicht in kürzester Zeit unter das Minimum zu bringen, muss man sehr lange sehr viel einkreuzen. Das wiederum heißt eben auch, dass die Vorhersehbarkeit von Eigenschaften zurückgeht. Beim Aussehen ist es viel einfacher, da kann man schon ca. 7 Generationen selbst nach einer völlig unpassenden Einkreuzung (z.B. DSH x Bulldog) wieder mit einer Vereinheitlichung rechnen.
    Noch sind diese Rassen (die natürlich bislang nicht offiziell anerkannt sind) demnach für mich in ihrem Verhalten völlige Überraschungspakete.

    Aaalso. Ich kenn die Hündin und Euch natürlich nicht, ob das also wirklich der "beste" Weg speziell für Euch ist, lässt sich so auf die Ferne nicht sagen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es funktioniert.


    Mein oberstes Ziel: ich will einen entspannten Hund. Da ist er am ehesten pinkelbereit und am besten in der Lage, mit mir zu kommunizieren.
    Dazu mach ich mir noch drei Dinge bewusst:
    1. Wenn ich mit einem arbeitenden und im Kommando stehenden Hund über Befehle kommuniziere, ist der Hund im Arbeitsmodus, also nicht wirklich entspannt.
    2. Jedes Vorstehen, jedes Kangal-Anbellen, usw. braucht zwingend eine Vorwärtsbewegung. Ich will den Hund also tendenziell rückwärts denken lassen.
    3. Ich korrigiere Anspannung im ersten Moment der Entstehung. Die Hündin dreht auf (auch vor Freude), ist also nicht mehr tiefenentspannt, wenn ich zuhause die Leine in die Hand nehme? Dann beginne ich dort. Ich schau mir also immer an, wo die Anspannung beginnt.


    Was bedeutet das konkret für die Umsetzung:
    Ich kommuniziere nicht über konditionierte Kommandos, sondern mache mir die Kommunikation von Hunden untereinander zunutze. Ein Großteil der hündischen Kommunikation besteht aus Bewegungseinschränkung, wobei unterschiedliche Hunde unterschiedliche Varianten der Bewegungseinschränkung bevorzugen.
    Beispiel: zu meinem Viererrudel kommt ein fremder Hund und ich halte mich raus (normalerweise ist das nämlich mein Job). Meine Hundechefin würde den Neuankömmling erstmal nicht in ihre Nähe lassen, wenn der ihr nicht entspannt genug vorkommt. Andere Hunde legen z.B. Wert darauf, dass sich der Neuankömmling erstmal nicht aus seiner Ecke rausbewegt, wieder andere bestehen darauf, dass der Neue erstmal nicht in die Nähe von wichtigen Ressourcen geht.
    Warum ist das so? Es ist mitnichten eine willkürliche Schikane, die da ausgelebt wird; vielmehr wird dem Neuen gleich mehreres dadurch vermittelt: hier gelten diese Regeln, der da setzt sie um, die Regeln führen zu Ruhe und Entspannung, also scheint es ein fähiger Rudelführer zu sein. Ein Rudelführer ist u.a. veranwortlich für den Schutz des Rudels, der Neue weiß also auch, dass er - wenn er sich an diese Regeln hält - dafür auch etwas bekommt: Sicherheit, Führung, gelungene Jagden sprich Futter.


    Ich führe also Grenzen ein, eine Bewegungseinschränkung. In dem Fall wäre es z.B. sinnvoll, jede Bewegung vor mich zu korrigieren. Dadurch hätte ich dann einen Hund, der auf gleicher Höhe oder hinter mir läuft (also ich vorne, ich führe damit auch die vermeintliche Jagd und kann leichter und früher korrigieren im Bedarfsfall), der mich dadurch immer im Blickfeld hat, der vor allem entspannt ist und der nicht wie beim "Fuß" in Erwartungshaltung steht. (Brauchst Du noch eine Anregung, wie man körpersprachlich korrigieren kann oder ist das klar?)


    Die Geschwindigkeit der Gassirunde wird sicherlich auch eine Rolle spielen - Bewegung löst Stress, ich würde also mein Tempo ziemlich hoch halten, zumal selbstsichere Führer auch zielstrebig wissen, wohin sie wollen. Und je souveräner der Führer ist, desto mehr Entspannung kann sich der Hund leisten. Würde ich allerdings nur durch die Gegend rasen, ohne dabei gut zu führen, würde das die Hundeenergie eher anstacheln im Sinne von "oooh, wir gehen gemeinsam auf die Jagd Spannend! Schneller!", also nicht wirklich entspannt.


    Natürlich wärs am schönsten, einen Trainer in der Nähe zu haben, der diesen Weg kennt, damit er Euch beobachten und ggf. korrigieren kann.


    Puh, ich hab keine Ahnung, ob ich jetzt alles losgeworden bin, ich bin pappmüde inzwischen... frag einfach nochmal nach bei Bedarf!


    Ah doch, eine Frage hab ich noch vergessen: wie sieht es denn aus mit der Leinenführigkeit auf diesen Abendrunden?

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    Dem Hund ist es leider egal, was er an hat... er zeigt immer an.


    Logisch - es ging mir nicht darum, dass ein anderes Geschirr Dir die Erziehungsarbeit abnimmt. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, willst Du das Vorstehen nicht grundsätzlich unterbinden, sondern nur abends. Das hätte ich vermutlich unterstützt, indem der Hund ein Geschirr mit Arbeit und das andere mit Entspannung verbindet - natürlich muss diese Assoziation erstmal vom Menschen erarbeitet werden.

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    @ Punkratz:


    das hängen soll wohl auch sicherstellen, dass der "erstbesteiger ^^" nicht nach dem deckakt von einem rangniederen tier, ausgetrickst wird,.
    sprich, dass er sichergeht, dass die hündin von ihm aufgenommen hat, nicht von anderen.


    ähnliches machen viele tiere


    Das Hängen ist keine Garantie dafür, dass danach (auch Tage, wenn man Pech hat) nicht noch ein anderer Rüde die Hündin erfolgreich decken könnte.


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    Und 2. - welche Tiere machen es so kompliziert?


    Evolution heißt nicht, die Natur sich was bestimmtes aus, weil sich das als so praktisch erweist, und entwickelt die Spezies darauf hin ausgerichtet. Wenn man wissen wollte, wann sich das Hängen bei Caniden entwickelt hat, sollte man sich den Anfang der Entstehung von Caniden anschauen, was nunmal nicht geht.
    Es kann z.B. genauso sein, dass Merkmal A (sagen wir das Hängen) sich nur deshalb genetisch durchgesetzt hat, weil es zufällig zusammen mit Merkmal B aufgetreten ist; wenn Merkmal B überlebenswichtig für die Art ist, führt es automatisch dazu, dass auch Merkmal A etabliert wird. Mal vereinfacht formuliert. ;)

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    sie rutscht dann eindeutig mit schlechtem Gewissen vor mir rum, wenn ich es "anspreche". Problem ist, dass sie ein Tierheim-Trödelinchen mit ganz viel schlechten Erfahrungen ist und sowie leicht in die Knie geht, sobald sie merkt, dass sie was falsch gemacht hat. Da reicht schon das Einsteigen in die falsche Autotür, dass sie an schlechtem Gewissen verkommt


    Dass Hunde ein schlechtes Gewissen haben, ist eine menschliche Interpretation. Aus Hundesicht ist es schlicht erlerntes Verhalten, das zum Erfolg führt - in dem Fall ein ganzes Repertoire an Beschwichtigungsgesten. Sie hat für sich gelernt (ist sie ein Auslandshund? Da gibt es häufig solche Exemplare), dass sie am sichersten ist, wenn sie im Zweifelsfall eben all diese Gesten abspult, weil es ihrem Gegenüber ihre Unterwürfigkeit signalisiert.
    Sie merkt also nicht unbedingt, dass "sie was falsch gemacht hat", sondern reagiert einfach nur auf Deine Körpersprache und Energie.

    Wenn Ihr schon SEHR viel gelesen habt, dann wisst Ihr ja bereits, dass Hunde Führung brauchen und schätzen.

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    Was soll man machen wenn die sofort zur Arbeitszimmmertür stürmt und nicht weg will? Reinlassen?


    Es ist uninteressant, was der Hund will - Ihr stellt die Regeln auf.
    Tut Euch einen Gefallen und geht nicht angeleint und kurz genommen zu den Kaninchen - angeleint ok, aber kurz nehmen vermittelt dem Hund nur "Achtung, jetzt kommt was wirklich Interessantes, sogar Herrchen ist total angespannt."
    Genausowenig würde ich den Neuankömmling erstmal die Wohnung inspizieren lassen, der Hund übernimmt hier nicht sein neues Reich. Vor dem ersten Nachhausekommen würde ich mit der Hündin eine richtig große Runde laufen, zuhause bekommt sie einen Platz von mir zugewiesen und darf sich dort entspannen, den Platz in Eigenregie verlassen darf sie erstmal nicht.
    All das mach ich nicht, um den Hund zu "terrorisieren" oder eine vermeintliche Machtposition auszuspielen, sondern vor allem aus zwei Gründen:
    - ich sorge dafür, dass die Hündin für sie verständliche (weil im Hunderudel so gehandhabte) Regeln bekommt und sich dadurch entspannen kann. Ich vermittle ihr auf diese Weise, dass ich für den Schutz meines Rudels verantwortlich bin, das gibt ihr Sicherheit und Ruhe.
    - ich lege den Grundstein dafür, dass ich auch danach (z.B. bei den Kaninchen) meine Regeln ruhig und gelassen aufstellen und umsetzen kann


    Gute Hundewahl, gerade als Ersthundbesitzer. :gut:

    Bei meinen Vieren ist alles dabei, und ich kann alles brauchen, darum kann ich nicht sagen, was mir "lieber" ist. Ich brauch einen freundlichen, aufgeschlossen Hund für Besuchsdienste/ fremde Kinder im Bollerwagen ziehen, ein anderer ist für Haus und Hof verantwortlich, wenn ich nicht da bin. Keine dieser Charakter- und Arbeitseigenschaften möchte ich missen. :)