Beiträge von Rotbuche

    Ich muss nochmal nachfragen: außer Röntgenbildern, Schmerzmittel und Magenschutz ist nichts passiert?
    Dann DRINGEND großes Blutbild, alle Organwerte, Bauchspeicheldrüse. Bei solchen Krämpfen im Bauchbereich würde ich auch das ganze Abdomen schallen lassen. Alle TÄ in den Hintern treten, die sich bei diesen Symptomen das Blut nicht anschauen (und Dich in den Hintern treten, dass Du dem TA nicht sofort sämtliche Symptome geschildert hast, egal wie sicher Du Dir der Diagnose bist).

    Ich finde einen Würger ob mit oder ohne Stop auch ungünstig bei einem Hund, der sich erwartungsgemäß in die Leine hängt bei (manchen) anderen Hunden. Es setzt den Körper zusätzlich unter Stress, diese Verknüpfung (blöder Hund = Halswürgen) würde ich vermeiden wollen. Meine Wahl wäre darum auch ein Sicherheitsgeschirr.

    Ich hatte gestern angefangen, eine Antwort zu schreiben, und habs wieder gelöscht, weil ich nicht wusste, wie ich das wirklich in Worte fassen kann. Ich versuchs einfach mal. ;)


    Meine Wortfindungsstörungen fangen bei dem Begriff "Erwartung" an. Bevor ich weiß, was sich in meiner Erwartungshaltung verändert hat, frage ich mich gerade, welche Erwartungen ich überhaupt bei meinen Hundeanschaffungen habe/hatte. Keiner meiner Hunde ist als Arbeitspartner angeschafft worden, das fällt also flach. Ob das Zusammenleben im Rudel funktionieren würde, musste ich sozusagen nicht erwarten, ich habe alle meine Hunde kennengelernt, bevor ich sie übernommen habe, und konnte sie diesbezüglich gut einschätzen.


    Alles andere... beim allerersten Hund hatte ich noch vage Vorstellungen, wie unser gemeinsames Leben wohl aussehen könnte. Sie wurde mir als Golden-Retriever-Mix von dem Tierheim vermittelt und entpuppte sich als (überdeutlicher) Kangalmix. Meine Vorstellungen/Erwartungen von gemeinsamer Beschäftigung, Vorlieben und möglichen Charaktereigenschaften meines Hundes habe ich ganz schnell über Bord geworfen. :lol:


    Ich glaube, mir liegt es mehr, meine Hunde und ihre Welt kennenzulernen und mich darauf flexibel einzustellen.

    Ich kenne so ein "selbstbewusstes" Verhalten von vielen Französischen Bulldoggen. Eine grundsätzliche Frage habe ich vorweg: Du schreibst, wenn Ihr zusammen unterwegs seid, erziehst Du Mathilda? Ist das immer so oder war es eine Ausnahme? Wie erzieht Dein Bruder seinen Hund?


    Zu Deinem bisherigen Umgang: vieles sagt Dir offenbar schon Dein Bauchgefühl, wie Du Situationen einschätzen kannst - die Art des Einschreitens würde ich allerdings nochmal überdenken. ;)


    Schatten anbellen: gut möglich, dass es einfach ein Spiel für Mathilda war, zumal sie keiner Rasse angehört, die besonders auf optische Reize fixiert ist. Wenn es ein Spiel ist, dauert es nur kurz (deutlich unter einer Minute) und wiederholt sich nicht bei jedem Schatten.


    Menschen/Fahrräder anbellen: selbst wenn es für sie ein Spiel wäre (was ich nicht glaube), ist es ein doofes Spiel. Unterbrechen ist also gut, die Frage ist, wie. Weil die Möglichkeit besteht, dass man mit einer negativen Unterbrechung (= anstupsen) Menschen/Fahrräder blöd verknüpft, würde ich bei einem Welpen die Aktion unterbrechen, indem ich ihm ein besseres Spiel vorschlage, wenn uns Menschen/Fahrräder begegnen, und zwar natürlich bevor der Welpe seine Aktion begonnen hat.


    Hund darf nicht aufs Sofa: da fällt das Bellen in den Bereich Frustrationstoleranz/ Impulskontrolle. Selbstbeherrschung müssen Welpen erst lernen, das wiederum übt sich in vielen, vielen unterschiedlichen Situationen, die man natürlich auch selbst in das tägliche "Trainingsprogramm" einbringen kann. (Ich setze dieses Wort absichtlich in Anführungszeichen, weil es nicht darum geht, mit einem Welpen 6 Stunden täglich zu clickern, sondern in den Minieinheiten, die so über den Tag verteilt sind, eben auch mal ein bisschen Impulskontrolle einzustreuen.)


    Karli anbellen: er zeigt ihr ja schon längst, was er vom Bellen hält. Sie bellt = er wendet sich ab = kein Spiel.

    Zitat

    Aber in normalen Lebenslagen möchte ich nicht abhänging davon sein ob mein Hund hört oder nicht wenn ich keine Kekse dabei habe.


    Das kann ich völlig verstehen! Und Dich beruhigen. ;)
    Dein Ziel beim Training mit Leckerlis ist nicht, dem Hund die Wahl zu lassen, was er gerade besser findet, Hunde anmachen oder Leberwurst inhalieren. Es geht insgesamt nicht darum, dem Hund beizubringen, was er nicht tun soll, sondern um das Lernen eines Alternativverhaltens. Der Hund soll irgendwas tun, was halt nicht kompatibel ist mit in der Leine hängen und anderen Hund zerfleischen wollen. Das kann alles mögliche sein, Bögen laufen, Dich anschauen, Fuß laufen, etwas tragen, usw., der Kreativität (auch des Hundes!) sind da kaum Grenzen gesetzt.


    Um so ein Alternativverhalten aufzubauen und zu etablieren muss eine Bestätigung her, die für den Hund wirklich toll ist, das heißt aber überhaupt nicht, dass das Verhalten für immer abhängig ist von der folgenden Bestätigung! Ich könnte wetten, dass die besten Deiner Tricks mit dem Hund auch locker ohne Keks in der Hand funktionieren, oder? ;) Du brauchst Kekse im Training lediglich, um dem Hund zu sagen "ja, das ist der richtige Weg, den gehen wir weiter!" Die Kekse sind nicht die Alternative zum Ausflippen, sondern eine Unterstützung auf dem Weg zum Alternativverhalten (wenn der Hund prinzipiell Kekse gut findet).


    Welches Alternativverhalten für Deinen Hund passt, hat auch was damit zu tun, was ich zum Training mit reizarm aufgewachsenen Hunden schreiben wollte, darum schiebe ich das jetzt dazwischen.



    Und schon landen wir wieder im Hirn - wie entwickelt sich ein Hirn überhaupt? Ein Miniexkurs in die menschliche Hirnentwicklung, weil ichs so unglaublich spannend finde: zum Zeitpunkt der Geburt hat das Gehirn eines Babys genauso viele Neuronen, also Nervenzellen, wie das Gehirn eines Erwachsenen. Mit drei Jahren verfügt das Gehirn des Menschen über doppelt so viele Neuronen wie das erwachsene Gehirn! Ab diesem Zeitpunkt werden die Nervenbahnen, die häufig verwendet werden, ausgebaut, die nicht genutzten liegen brach. Etwa ab dem 10. Lebensjahr bis zur Pubertät werden die Nervenzellen, die offenbar nicht gebraucht werden, abgebaut, bis die endgültige Anzahl wieder erreicht ist. Ich finde das immer wieder unglaublich - es ist sooo wichtig, Kinder in unterschiedlichsten Bereichen zu fördern, um dem Hirn die Möglichkeit zu geben, sich in vielen Bereichen zu entwickeln!
    Verzeih meine Begeisterung, zurück zum Hund: was passiert also in der Welpenzeit? Die Neuronen sind zwar alle da, aber die Synapsen noch sehr wenig ausgebildet. Jeder Reiz, den das Hirn verarbeiten muss, führt zu neuen Verbindungen, neuen Synapsen. Vereinfacht formuliert: ist der Reiz positiv, wird es eine gute, solide Straße. Ist der Reiz negativ, baut das Hirn zwar eine Verbindung, allerdings eher ein Minenfeld als eine Autobahn. Fehlt der Reiz, werden keine Synapsen ausgebildet.
    Das ist auch der Grund, weshalb es so wichtig ist, Welpen in der Sozialisierungsphase verschiedensten Reizen auszusetzen, die bitteschön positiv sein sollten! Guter Reiz = Nervenautobahn, negativer Reiz = Minenfeld angelegt, kein Reiz = keine Straße vorhanden.


    Einem reizarm aufgewachsener Hund fehlen also die Verbindungen zwischen manchen Nervenzellen, die es ihm überhaupt möglich machen, adäquat auf einige Situationen zu reagieren. Die gute Nachricht: das Gehirn ist in der Lage, im Laufe des Lebens Aufgaben umzuverteilen, Neuronen anders zu vernetzen, die Funktion der Nervenzellen an die äußeren Bedingungen anzupassen. (Stichwort Gehirnplastizität, falls Du mehr darüber googeln willst.) Das ist zwar nicht so locker-flockig-einfach wie im Welpenalter, geht aber trotzdem.
    Das größte "Problem" der meisten reizarm aufgewachsenen Hunde ist, dass sie in bestimmten Situationen kein Verhaltensrepertoire mehr haben, mit dem sie der Situation begegnen können, sie fallen in ein bestimmtes Verhaltensmuster und finden selbst keinen anderen Weg. Bei Deiner Bella könnte das z.B. der Tunnelblick und das Aus-anderen-Hunden-Hackfleisch-machen-wollen sein.
    Das erste, was ich so einem Hundehirn gerne beibringen würde, ist überhaupt eigene Lösungswege zu entdecken. Das passiert nicht in der Hundesituation, sondern in einem völlig entspannten Lernumfeld. (Warum, weißt Du ja schon! ;)) Eine schöne Möglichkeit, die Hundekreativität zu fördern, ist freies shapen - der Hund gibt das Ziel vor, nicht der Mensch. In diesen Lernbereich würde ich Dinge einbringen, bei denen der Hund erfahren kann, dass er diese Dinge beeinflussen kann - z.B. kann er mit manchen Gegenständen selbst Geräusche produzieren, er kann Dinge kullern, tragen, mit den Pfoten behandeln, usw. Wichtig ist, dass eben der Hund vorschlägt, was man mit dem jeweiligen Gegenstand anstellen kann.
    Mit diesem Üben unterstütze ich den Hund darin, zu entdecken und auszubauen, dass er eben über ein Verhaltensrepertoire verfügt, auf das er beliebig zugreifen kann. Idealerweise gestalte ich das Training so, dass der Hund auch noch einen Mordsspaß dabei hat, seine Fähigkeiten zu entdecken.


    Diese Freude bei Mensch und Hund ist mit das wichtigste, was ich letztlich nach draußen übertrage. Ihr seid auf dem Weg zu einer Riesenparty, die der Hund auslösen kann, indem er einen neuen Weg entdeckt, wie man angesichts anderer Hunde handeln kann. Vielleicht braucht der Hund anfangs Vorschläge von mir, was er tun könnte, vielleicht bietet er irgendwann einen eigenen Weg an - Knackpunkt dabei wird immer sein, ihn auf einem Reizlevel zu halten, in dem das Hirn handlungsfähig bleibt, darum ist fürs Training der Abstand zu den anderen Hunden (noch) so wichtig. Jeden hundeeigenen Lösungsansatz, der irgendwas anderes beinhaltet als das bisherige Verhalten, würde ich bestärken - anfangs beinhaltet das auch kleinste Änderungen, was viel (trotzdem entspanntes) Beobachten und viel Bauchgefühl erfordert.



    Soviel mal für jetzt - frag nach, wenn ich irgendwo unklar war, ich bin pappmüde. ;)

    Ich hab mir extra auch einige Deiner anderen Beiträge zu Bella durchgelesen, um einen groben Überblick über ihr Verhalten zu bekommen. Was Du schreibst, lässt mich nicht unbedingt an eine Schilddrüsenproblematik denken, auch die Werte im Blutbild deuten nicht wirklich darauf hin. Würde man eine subklinische SDU vermuten, ließe sich das oft nur über einen Therapieversuch bestätigen.


    Aggression bei einer Schilddrüsenproblematik ist oft unvorhersehbar und unberechenbar. Die Nervosität/ der Tunnelblick Deiner Bella ist offenbar sehr an die Spaziergänge gekoppelt, die Aggression eindeutig an die anderen Hunde - ein Hund mit SDU würde das Verhalten auch situationsunabhängig zeigen.


    Dass sie reizarm aufgewachsen ist, spricht zusätzlich für ein Verhaltensthema, das bedingt, dass sie draußen so schlecht ansprechbar ist.


    Was für Hautprobleme hat Bella?


    (Ist eigentlich jemals was wegen des Humpelns diagnostiziert und auch behandelt worden? Habt Ihr Anaplasmose und Borreliose in die Humpel-Überlegungen mit einbezogen?)



    Darf ich fragen, warum Du Leckerlis gegenüber so abgeneigt bist?
    Ich erkläre Dir den Hintergrund meiner Frage:
    Du willst Deiner Hündin ja etwas beibringen, in dem Fall eben gelassen mit Artgenossen umzugehen. Was passiert im Gehirn während des Lernens: die einzelnen Nervenzellen sind über sog. Synapsen verbunden. Will eine Nervenzelle einen Impuls an die nächste weitergeben, funktioniert das (u.a.) über einen chemischen Prozess, also vereinfacht formuliert Nervenzelle A schmeißt eine Flaschenpost ins Wasser und Nervenzelle B fischt diese Flaschenpost raus und liest sie.
    Wenn der Körper Stress hat, muss er blitzschnell reagieren können, um z.B. vor einer plötzlichen Gefahr fliehen zu können, um einen Angriff abzuwehren, usw. Sobald ein Körper Stress hat, schüttet er darum bestimmte Hormone aus, die das Hirn in ebendiese Reaktionsbereitschaft versetzen. Diese Hormone bauen sich genau an den Synapsen auf und regulieren dort, welche Flaschenpost noch weitergeschickt wird - alles, was nicht dem unmittelbaren Überleben dient, wird nicht mehr durchgelassen. Wenn ich in diesem Moment dem Hirn etwas beibringen will, ist das vergebene Liebesmüh - die Hormone sorgen dafür, dass diese Impulse gerade gar nicht durchkommen können.
    Also muss ich erstmal schauen, wie ich dafür sorge, dass das Hirn nicht im Stress ist. Das funktioniert über mehrere Wege:
    1. angenehmer Grundzustand: ich kann an die Synapsen auch ein Hormon schicken, das dem Hirn klarmacht, das gerade alles in bester Ordnung ist, rosarote Wölkchenwelt. Oxytocin! Das Problem bei Oxy ist, dass es eine lahme Ente vor dem Herrn ist. Es dauert. Es wird ausgeschüttet z.B. bei angenehmen, ruhigen Berührungen, in tiefenentspannter Grundsituation. Das wäre meine tägliche Basis vor jedem einzelnen Gassigang: solange ruhigstes Kuscheln, bis der Hund zufrieden entspannt. Dann ist der Platz zwischen den Nervenzellen schonmal beansprucht von einem Hormon, das jede Flaschenpost von mir bereitwilligst durchlässt.
    2. das Finden des passenden Reizlevels: Ihr braucht andere Hunde, um an der Aggression zu arbeiten. Ist der Abstand zu den Hunden allerdings zu gering, überschwemmen die Stresshormone wieder die Synapsen - jegliches Lernen abgehakt. Das hieße für mich, dass ich dafür sorgen muss, dass mein Hund eben ausreichend Abstand halten kann - ist ein Weg zu eng, gehe ich den nicht entlang.
    3. Das Hirn lernt am effektivsten über positive Bestätigung. Was jeweils als positive Bestätigung empfunden wird, liegt am Individuum, Leckerlis könnten eine Form der Bestätigung sein. (Hat überhaupt nichts mit Ablenkung zu tun!)



    Es gibt auch noch einiges zu schreiben zum Thema Training mit reizarm aufgewachsenen Hunden, allerdings muss ich jetzt erstmal los. Wenn Du willst, kan ich später dazu nochwas sagen.

    Ich halte es für völlig aussichtslos, nach zwei Jahren den Züchter gerichtlich belangen zu wollen wegen einer Krankheit, deren Ursache nicht zwangsläufig genetisch bedingt sein muss, auch wenn die genetische Disposition dabei oft eine Rolle spielt. Frühe Traumata, zu starke Belastung im Wachstum, falsche Fütterung können ebenso zu ED führen. Die Ursache der ED Deines Hundes wird nach zwei Jahren nicht mehr eindeutig nachzuweisen sein.


    Mir wäre wichtig, den Züchter und den Zuchtverband zu informieren, das hast Du getan. (Der Zuchtverband hat keine aktuelleren Kontaktdaten der Züchterin?) Das gehört in meinen Augen sowieso zur "Pflicht" eines guten Welpenkäufers, den Hund im entsprechenden Alter auf die gängigen Erbkrankheiten untersuchen zu lassen und die Ergebnisse dem Züchter mitzuteilen, damit der weiß, was diese Verpaarung gesundheitlich weitergegeben hat.


    Für den Hund würde ich nach den OPs einen guten Physiotherapeuten konsultieren, um die Gelenke bzw. die Muskulatur drumrum bestmöglich aufzubauen und zu stärken.

    Ich kenne keine Online-Hundeschule, u.a. deshalb, weil es meiner Meinung nach komplett sinnbefreit ist. Von einer Hundeschule erwarte ich, dass ein erfahrener Trainer mich und meinen Umgang mit dem Hund (Körpersprache, Timing, usw.) beobachtet, dass er Reaktionen meines Hunde sieht, die mir vielleicht entgangen sind, und dass er uns als Team individuell fördert. All das ist online nicht möglich - will ich allgemeine Spieltipps o.ä., kauf ich mir ein gutes Buch. Onlinehundeschulen: in meinen Augen rausgeschmissenes Geld. ;)