Mein Mann und ich leben ausschließlich vom Tourismus. Wir leben in einem 300-Einwohner-Urlaubsort. Wir sind gern für unsere Gäste und alle Urlauber erste Anlaufstelle und geben gern Auskunft und unterhalten uns auch viel mit Leuten, die uns beim Gassigang etc. begegnen. ABER man ist schon immer froh, wenn der Sonntag nach Himmelfahrt oder der Pfingstmontagabend (nur als Beispiele) ist. Wenn alle Gästebetten im Ort voll sind, sind plötzlich doppelt so viele Menschen im Ort. Es ist laut, der 30. Junggesellenabschied wird bis spät in die Nacht gefeiert (wieder ein Beispiel), da atmet man dann einfach mal auf, wenn der Abend der Abreisewelle ist. Was aber (auf jeden Fall in unserem Fall) nichts Schlimmes ist. Man merkt nur einfach, dass einfach zu viele (feierfreudige) Menschen auf kleinem Raum sind. Der Ort ist sonst tot, ab 18 Uhr hat man das Gefühl alle Anwohner haben sich eingeschlossen, sind Urlauber da, ist es das absolute Gegenteil. Die Im-Ort-lebenden, die nichts mit Tourismus am Hut haben und hier wohnen (und das sind zum Glück wenige) schimpfen viel auf die Urlauber. Was oft auch einfach nachvollziehbar ist. Eine Familie hat sich beispielsweise ein Haus hier gekauft, daneben war ein Zweifamilienhaus, indem zwei "ältere" Paare gelebt haben. Nach drei Jahren, sind die Paare weggezogen, das Haus wurde verkauft und ist jetzt ein Gruppenferienhaus für 16 Personen geworden, mit Feuerstelle und Fasssauna, großem Grillplatz, etc.... Wenn man da direkter Nachbar ist und noch dazu ruhesuchend, dann hat man wirklich verloren und kann sein Haus wieder verkaufen, bevor man irre geworden ist.
Hier stoßen einem eigentlich generell wenig Urlauber sauer auf. Folgendes ist bei unseren Ratssitzungen und unter den Einwohner oft Thema:
- Falschparker, die zu geizig für die zwei öffentlichen Parkplätze sind und Anwohner zuparken
- Fahrradfahrer, die einen auf dem Fußweg umnieten und dann auch noch böse beschimpfen, weil man nicht gleich auf die Straße springt, um denen Platz zu machen (das fing eigentlich erst mit dem Aufkommen von E-Bikes an)
- "Camper", die wild auf den Parkplätzen mitten im Ort campen und ihr WC nicht nutzen oder gar keins dabei haben und einem hinter den Gartenzaun kac*en oder die, die ihren "Tank" im Regenwassergully auskippen
Ich muss sagen, dass man mit Hundehaltern wirklich sehr selten aneckt hier in der Gegend, da sieht man gar keinen Unterschied zwischen Einheimischen und Urlaubern.
Was ich wirklich "gefährlich" finde, ist Social Media.
Nehmen wir mal den "Blauen See", einst ein Geheimtipp. Dieses Jahr wurde er auf Instagram und Co so hochgepusht, dass die anliegende Bundesstraße so zugeparkt war, dass da kein Durchkommen mehr war. Kein Reiseführer in der Welt (in Buchform) würde in so kurzer Zeit so viele Menschen zu einer Attraktion ziehen. Da kommen plötzlich Massen zu dieser einen Sache angereist, die dafür nun wirklich nicht ausgelegt ist.
Im Großen uns Ganzen ist hier eigentlich ein gutes Miteinander mit den Gästen im Ort, Ausnahmen gibt es immer, aber die gibt es überall im Alltag.