Erwartungen ans dogforum mal wieder erfüllt, viele interessante Infos erhalten - danke!
dagmarjung: Danke für den Buchtipp, werd's mir beschaffen.
Helfstyna: Dass die Eindämmung von DCM so kompliziert ist, wusste ich ebenfalls nicht. Wird die Rasse eigentlich heute noch als Diensthund bei Polizei und Sicherheitsdiensten geführt? Sind sie von der Nervenstärke dafür noch geeignet?
Der erste Dobermann, den ich bewusst wahrgenommen habe, war nämlich im Grundschulalter Amor, seines Zeichens Polizeihund und Ende der 1960er Jahre natürlich noch voll kupiert, der vor Dienstantritt immer mit Maulkorb über die Wiese vor unserem Haus flitzte, bevor er auf Herrchens Pfiff ins Auto sprang und mit zur Arbeit fuhr. Eine imposante Erscheinung.
Zumindest noch bis bis in die 1980er Jahre waren Dobermänner meiner Wahrnehmung nach relativ häufig in Polizeihundestaffeln zu finden, zahlenmäßig natürlich nicht so stark vertreten wie die deutschen Schäferhunde.
Ich hatte sie als nervenstark, mannscharf, Ein-Mann-Hunde und mit ziemlich kurzer Lunte abgespeichert, aber ich denke, die Nervenstärke, das war einmal...
Ich sehe ein Problem in der heutigen Rassehundezucht darin, dass so ziemlich alles, was 4 Pfoten hat, als Sport-, Begleit- und Familienhund geeignet sein soll und nicht mehr, wie Irish Terrier so treffend vom Parson Russell schrieb, auf die ursprünglichen Rasseeigenschaften selektiert wird.
Und auch, dass Hunde heutzutage in ihrem Bewegungsdrang und ihren natürlichen Verhaltensweisen extrem reglementiert werden, weil sie im modernen Leben einfach unnötig sind:
Der Terrier untertunnelt den Rasen auf Mäusejagd? Der Australian Shepherd patroulliert in der Reihenhaussiedlung an 3,50 m Zaun zum Nachbarn und meldet jede Bewegung?
Wenn ich allein an die ganzen Rituale à la "Ich regele das" denke, frage ich mich manchmal, warum dann überhaupt ein Hund?
Die Berner Sennenhunde meiner Kinder- und Jugendzeit hatten alle Arbeit als gemäßigte und hoftreue Hofwächter, spazieren ging mit denen niemand, die meisten lebten nicht mit im Haus.
Und zum Draußenleben muss ein Hund gesund und robust sein.
Praktisch war halt, dass man sie nicht wegsperren musste wie fast immer Schäferhunde. Der Vater einer meiner damaligen Freundinnen hatte z. B. einen Handwerksbetrieb, und der Berner scharwenzelte tagsüber zwischen allen, die aufs Gelände kamen, umher, ließ sich streicheln, spielte mit uns Kindern, döste, wenn nix los war - aber wehe, das Tor war zu!
Ich kam einmal, ich meine, am Wochenende, machte das Tor auf - und ganz schnell wieder zu, denn da kam das imposante Tier deutlich schneller als sonst und böse kläffend angeschossen ...
Man musste klingeln, ansonsten stellte er alle, die bei geschlossenem Tor einfach so hereinkamen. War jemand von der Familie dabei, war alles ok.
Das war der Typ Berner, den ich persönlich gerne häufiger sehen würde, nämlich eindeutig kleiner und leichter als heute. Und der wurde alt, deutlich über 10.
Die Frage ist halt, wer braucht heutzutage noch so einen Hofwächter. In dem geschlossenen Thread wurde der Berner ja als "Begleithund" betitelt.
Und für einen Begleit- oder Familienhund ist es eben praktischer, einfach nur bärig, imposant und nicht zu fordernd an die Beschäftigung zu sein.