Beiträge von Cattledogfan

    StinaEinzelstueck: Keine, soweit ich weiß. Das macht die Rasse m. E. ja so einzigartig unter den Hütehunden.


    Rassen wie Aussie oder Koolie, wo Border Collies in unterschiedlichem Maße mitgemischt haben (sollen), können, ich betone können, auch mehr oder weniger Auge zeigen, aber nie so wie ein Border Collie. Das nennt man dann Lose Eye.


    Und deswegen hinkt, nebenbei bemerkt, auch der Vergleich mit dem Briard bei dem Verhalten, das der Hund von S1998 zeigt.

    Wie weit "oben" in der Genetik ist Aggressivität gegen Menschen bei einem Hütehund, der ursprünglich ja sogar mit verschiedenen farmhands arbeiten sollte? Hat dieses Tier also eine rasseuntypische Macke, oder passiert sowas bei BC generell öfter?

    Aus meiner zugegebenermaßen völlig subjektiven Erfahrung heraus würde ich jetzt mal unwissenschaftlich sagen, der Hund ist das Produkt einer löchrigen Hütergenetik und eines unpassenden Umgangs. damit.


    Sofern, wie weiter oben durchaus berechtigt, angemerkt, nicht auch noch Aussie oder eine andere Rasse mitgespielt hat.


    Bei den Stichworten Aggressivität und Territorialität bzw. Schutzverhalten denke ich an Aussies, nicht an Border Collies.


    Nichtsdestotrotz habe ich in den letzten 20, 25 Jahren zwei, wenn nicht drei hochgradig gegen Menschen aggressive Border Collies erlebt, angeschafft für Agility & Co., die genügend Raum hatten, aus noch vorhandenen Hütesequenzen wie Abschnappen oder Festglotzen Stereotypien zu entwickeln, die sich auch in Aggression Menschen gegenüber manifestierten.


    Einer der Hunde war während der Vollzeitarbeit der Besitzer, d. h. von Montag bis Freitag tagsüber 9, 10 Stunden, bei den Eltern der Frau geparkt und hatte dort einen größeren Hof zur Verfügung, an dessen einer Seite ein Bach floss.


    Der Hund schob sich bei gutem Wetter Stunden um Stunden geduckt am bachseitigen Zaun entlang und fixierte ununterbrochen Enten, Vögel oder was auch immer sich bewegte.


    Zwischendurch giftete er hinter der straßenseitig gelegenen Gartenpforte Artgenossen an, und irgendwann fing er auch an, Besucher der Eltern zu beschleichen und abzuschnappen, worauf er nur noch in den Gartenteil hinter dem Haus gelassen wurde - ebenfalls mit Zaun an der Bachseite ...


    Die Leute gaben sich wirklich viel Mühe, Trainer, Hundeplatz, was man halt so auffährt heutzutage - aber sie waren tagsüber nicht da, und der Hund kam wenig in die Öffentlichkeit, sondern wurde meist auf dem Hundeplatz bespaßt.


    Aus dem Austicken bei Hundesichtung wurde schnell eine Rückwärtswendung Richtung Besitzer, die, soweit ich mich erinnere, auch die ein oder andere Blessur davontrugen, und man tat gut daran, diesen nicht zu nahe zu kommen, wenn sie mit den Hunden - es kam noch eine Hündin dazu, die natürlich die Macken des Rüden abkupferte - unterwegs waren.


    Meist drückten sie sich sowieso ins Unterholz, wenn man ihnen im Feld begegnete, und durchs Dorf kamen die Hunde bald gar nicht mehr, sondern wurden mit dem Auto bis zum Feldrand oder an den Rhein geschüsselt.


    Zumindest den Rüden durfte man nicht angucken, weil er dann abschnappte, und das auch heftiger.


    Eventuell war das bei Deiner gebissenen Freundin auch so, d. h. dass der Hund so in seinen Hütesteretypien gefangen ist, dass er eine wie auch immer geartete Hinwendung zu ihm, und sei es nur Angucken, als Renitenz des Hüteviehs auslegt.


    Und dann natürlich völlig überzogen zuhackt, weil den sog. Showlinien - und das gilt m. E. nicht nur für Border Collies - ohne Selektion auf Arbeitsfähigkeit auch ziemlich bald die Stressregulierung abhanden kommt, d. h. sie sind in Sekundenbruchteilen von 0 auf 100.


    Ein am Vieh arbeitender Border Collie, der völlig austickt, sobald sich ihm ein Tier oder mehrere entgegen stellt bzw. stellen, ist tot oder verletzt, wenn er sich nicht im Griff hat.


    Unsere Cattle-Kröte, die wenig Kontakt mit Fremden hat, ist z. B. so lange neutral zu Menschen, die sie nicht gut kennt, solange diese sich nicht zu ihr herunterbeugen, sie ansprechen oder ihr gar die Hand hinhalten zum Schnuppern.


    Selbst die Leckerlies verteilende Postbotin wird richtig giftig angekeift, wenn sie hinter dem Zaun in die Hocke geht und auf Augenhöhe und in Augenkontakt mit dem Hund ist.


    "Nicht angucken" ist die Devise.


    Ist, wie gesagt, auch nur eine Vermutung unter mehreren.

    KasuarFriday: User wie flying-paws oder Antoni könnten das sicherlich viel besser, daher lasse ich einfach mal einen Link zu den echten Fachleuten der Materie da:


    Hüteverhalten des Border Collies:


    Im Hinblick auf die Autojagerei möchte ich diesen Teil aus dem o. g. Artikel zitieren:


    "Ein Verhaltensmerkmal, das auch in der Border Collie Zucht auf Standard immer noch stark vererbt wird, ist das Auge-zeigen, das rassetypische Anschleichen und Vorstehen. [...] Auch das Hüten von Kindern, Kinderwagen oder Joggern (bzw. in diesem Fall Autos) wird meist fehlinterpretiert. Der Border Collie will diese Menschen nicht behüten, sondern er bejagt sie! Dieses Verhalten ist nicht typisch für einen Hütehund und muss unterbunden werden. Es handelt sich um ein stark selbstbelohnendes Verhalten, bei dem Glückshormone ausgeschüttet werden. Dies bringt den Border Collie dazu, das Anstarren und Hetzen immer und immer wieder bis zur Stereotypie auszuführen.


    Ist der Hund irgendwann gar nicht mehr zu kontrollieren, beißt er die Kinder oder zerlegt das Mobiliar, heißt es dann: Der Hund muss weg und zwar irgendwo hin, wo er hüten kann. Es soll ja ein Arbeitshund sein, und wahrscheinlich fehle ihm nur die Arbeit.


    Leider ist es aber inzwischen eher die Regel als die Ausnahme, dass diese Hunde für eine Ausbildung an Schafen nicht geeignet sind. Sie zeigen zwar noch Auge, haben aber meist keinen "cast", keinen "sheep sense" und sind vor allem kaum trainierbar. Sie sind nicht mehr so fanatisch auf die Hütearbeit, dass sie Korrekturen vom Ausbilder konstruktiv umsetzen würden. Lässt man sie nicht hetzen, wie sie wollen, verlassen sie meist das Feld.


    Die einmalige Begabung des Border Collies ist bei diesen Hunden nur noch in Überresten zu sehen. [...]

    flying-paws wies ja schon auf dieses Augezeigen hin, und genau das unterscheidet den Border Collie von anderen Hütehunden, die z. T. auch Herden- und/oder Hofwächter sein soll(t)en wie z. B. der Briard, der Altdeutsche und/oder der Aussie.


    Wenn man dann den Hund vor dem von ihm ausgewählten Hüteobjekt Auto auch noch absitzen lässt, schießt er sich erst recht darauf ein. Klar, dass er dann alles andere ausblendet.

    hasilein75: Da ist er wieder, der unpassende Vergleich mit einem Pferd ...


    Der Unterschied zwischen Pferde- und Hundehaltung ist, dass in unseren Breitengraden so gut wie niemand auf die Idee käme, sich ohne jede reiterliche Erfahrung und völlig ohne Reitunterricht auf ein eigenes Pferd zu setzen und damit die Gegend unsicher zu machen und sich selber und anderehochgradig zu gefährden.


    Jede/r, der/die sich zum ersten Mal auf ein Pferd setzt, tut dies normalerweise in einem geschützten Raum und unter fachlicher Anleitung und lernt erst mal, wie man mehrere hundert Kilo unter dem Hintern mehr oder weniger unter Kontrolle behält.


    Einen großen, starken Hund, möglichst noch mit der Tendenz, sich andere Lebewesen vom Hals zu halten, kann sich aber jede/r anschaffen, sofern das Tier nicht unter eine Rasseliste fällt.

    Das Stichwort ist, Genetik zu lenken und zu nutzen. Und dabei kann man in jungen Jahren durch falsche Trainingswege leider auch in eine ganz falsche Richtung steuern und sich eine Lebensaufgabe basteln.

    Gut auf den Punkt gebracht.


    Und auch ein Border Collie, der nicht aus Arbeitslinien stammt, trägt noch ein Gutteil des Hüteerbes in sich, selbst wenn er sich vor drei Lämmchen ins Höschen macht.


    Noch einmal: Die Rasse wurde für einen ganz, ganz speziellen Einsatzzweck gezüchtet, und diese Genetik bringt man nicht in ein paar Generationen "Showlinienzucht" weg, daher werden auch nicht für die Vieharbeit gezüchtete Border Collies Teilsequenzen ihres genetischen Rüstzeugs abspulen.


    Und genau da muss man den Hund abholen.

    flying-paws: wichtiger, wenn nicht DER wichtigste Hinweis schlechthin!


    Unseren Schwarzi-Border konnte man zu seinen Hochzeiten mit "pass auf!" irgendwo ablegen, und es kam kein Stück Vieh an ihm vorbei, weil er stur in die zu bewachende Richtung glotzte und alles abschnappte, was meinte, an ihm vorbei zu wollen.


    S1998: Irgendwie habe ich den Eindruck, Du verkennst das wahre Ausmaß Deines Problems, schon alleine deswegen, weil Deine ursprüngliche Lösungsstrategie auf Deinen Erfahrungen mit einem völlig anderen Hundetyp beruhte.


    Du siehst ja, dass Du damit nicht weiterkommst.


    Weil Dir offensichtlich nicht bewusst ist, wie sehr Border Collies - und zwar völlig unabhängig von ihrer tatsächlichen Eignung an Schafen oder sonstigem Viehzeug - als Spezialisten unter den Viehhunden durch ihre Genetik geprägt sind, auch aus den sog. Showlinien.


    Weder Altdeutsche noch Aussies noch Koolies oder Cattle Dogs (unser Hund Nr. 3) zeigen in dem Maße "Auge", sprich, das Fixieren, wie Border Collies.


    Und es werden mit dem Erwachsenwerden noch mehr genetisch geprägte Verhaltensweisen aufploppen, die, wenn Du nicht intelligent gegensteuerst und MIT der Genetik Deines Hundes anstatt dagegen arbeitest, zu krankhaften Stereotypien werden können.

    Ich schätze, es sind nicht direkt die Autos, sondern die Räder.

    Räder = (Schafs)Haxen. Genau dasselbe Verhalten legt auch mein Schwarzi an den Tag - wenn ich ihn denn ließe.


    Schon mal auf die Idee gekommen, dass Dein Hund heelen will? Das ist eine völlig andere Nummer als die Autojagerei des Terriermischlings. Schau Dir an, wie ein Border Collie renitentes Vieh in die richtige Richtung anbewegt.


    Glaub mir, die Genetik wird sich an der Schwelle zum Erwachsenwerden langsam, aber sicher ihren Weg suchen, und Du tätest gut daran, Dir zu überlegen, was Du dem Hund anbieten kannst bzw. möchtest.


    Du wirst ihn nicht allein mit Gehorsam vom Autojagen abhalten.


    Ich habe Schwarzi-Border mit zweieinhalb Jahren übernommen, als er schon 150%ig auf Autos als Hüteersatz geprägt war, und obwohl er sich nach gut zwei Jahren, als der Koolie als Hund Nr. 2 dazu kam, dann doch ans Vieh traute und sogar gute Arbeit leistete, hat er das Autohüten nie gelassen.


    Daher mein dringender Appell: Such Dir JETZT bordercollieerfahrene Hilfe und mach Dir JETZT Gedanken über (künftige) Arbeit für den Hund, ansonsten rotzt der weiter Synapsen im Eiltempo raus, und Du hast genau so einen Hardcore-Autojäger wie ich.

    Meines Erachtens nach ist dieses Verhalten, sprich, des Fixieren und Kontrollieren von Bewegungsreizen, schlicht genetisch bedingt und hat weder was mit Angst noch mit mangelnder oder exzessiver Beschäftigung bzw. Führung zu tun.


    Der Hund wird langsam erwachsen, da meldet sich nun mal die Genetik.

    Willkommen im Club! Ich habe einen im Erwachsenenalter übernommenen Tierschutz-Border Collie mit exakt derselben Problematik, der bei den Vorbesitzern auch schon unter ein Auto geraten war, zum Glück mit glimpflichem Ausgang.


    Ich persönlich empfinde es aus dem Bauch heraus meist als besser, aggressions- oder jagdlich motivierten Vorwärtsdrang in eine erlaubte (und hochwertig belohnte) Bewegung umzulenken, anstatt auf Biegen und Brechen zu versuchen, den Hund durch Kommandos und/oder Leine festtackern zu wollen. Dazu muss man m. E. nach den Hund brechen.


    Meine Lösung war eine legale Ersatzdroge, sprich, sein Schleuderball (der mittlerweile alters- und krankheitsbedingt nur noch fast direkt vor ihn kullert), nachdem ich zunächst der irrigen Annahme war, der Hund hört so gut, der bleibt am Rand liegen, bis das Auto vorbei ist - Irrtum! Das klappt vielleicht ein-, höchstens zweimal, aber spätestens beim dritten Auto stürmt er los.


    Ich wohne sehr ländlich mit schmalen, gewundenen und hügeligen Straßen, im Prinzip asphaltierte Feldwege, und Autos tauchen relativ plötzlich auf.


    Auch nach fast 10 Jahren würde sich mein Schwarzi, s. oben, spätestens vor das 3. Auto stürzen.


    Seit der Ball im Einsatz ist, zeigt er Autos zuverlässig auch aus der Entfernung an, die ich noch lange nicht höre oder sehe (bzw. mittlerweile übernimmt das Hören Hund Nr. 2, ein Koolie, weil Schwarzi schon ziemlich taub ist), indem er sich völlig ohne Kommando an den Rand schiebt.


    Zur für ihn hochwertigen Belohnung durfte er danach einen Halbkreis laufen, um z. B. ein Gebüsch zu umrunden, auch außer Sicht (geht hier wegen der dünnen Besiedlung meist sehr gut) und auf dem Weg zurück den Ball aufsammeln, den er in die Hand abgibt.


    Zu seinen guten Zeiten lief er dabei auch, wenn es gerade passte, in die Äcker meines Mannes rein, die Fahrspur entlang und kam an der nächsten Einfahrt wieder raus.


    Dumm nur, wenn sich z . B. im hohen Mais Wild aufhielt (das ihn so gut wie nicht interessiert), dann kam er irritiert zurück, so nach dem Motto, Stau, ich komme nicht weiter, kann Herrchen die nicht mal wegfahren?


    Das war bzw. ist mein Weg, der sicherlich nur bedingt zur Nachahmung empfohlen ist, da ich quasi Heroin durch Methadon ersetzt habe.


    Seit Hund Nr. 3 da ist, wurde der Ball, an dem Hund Nr. 2 kein Interesse hat, durch Futter ersetzt. Auch das funktioniert absolut zuverlässig, mit dem Vorteil, dass sich auch Hund Nr. 3 in Erwartung der Belohnung an die Seite schiebt.


    Allerdings bin ich inzwischen nur noch sehr selten mit allen 3 Hunden zusammen unterwegs, weil Schwarzi vom Tempo her oft nicht mehr mithalten kann.

    Ich finde es äußerst sinnvoll, sich vor jeder Hundeanschaffung auch Gedanken über Worst-Case-Szenarien zu machen, und halte daher einige der hier vorgebrachten Bedenken, v. a. von Lionn, für durchaus berechtigt, insbesondere wegen der Größe des Hundes und des Alters, denn mit einem Jahr kann noch viel an Entwicklung kommen.


    Siehe z. B. hier: Schritt für Schritt mit unserem jagdverliebten und wachschutzgeprägten Findelhund...


    Und nicht alles kann man trainieren.


    Bei einem Second-Hand-Hund dieser Größe und im besten Sturm-und-Drang-Alter wäre für mich oberste Priorität, ihn draußen sicher führen zu können, und deswegen würde ich persönlich zunächst Halsband plus Geschirr nutzen, bis ich in etwa abschätzen könnte, wie er auf Außenreize wie z. B. flüchtendes Wild oder randalierende Artgenossen reagiert, ansonsten hängt man bei einem stürmischen Jungspund schnell wie ein Fähnchen im Wind hintendran.


    Das wäre mir beinahe noch wichtiger als Hausregeln - die, wie einige mit Fug und Recht bemerkten, sich meist von selber ergeben, denn Dinge, die einem wichtig sind, macht man oft automatisch, z. B. einen bettelnden Hund vom Essen wegzuschieben oder von der Toilettentür abzudrängen, wenn man nicht bis zur Kloschüssel verfolgt werden möchte.