Hallo ihr,
ich lese hier im Thread schon länger mit, und bin so dankbar dass ihr eure
Probleme teilt, und man durch eure Erfolge Mut bekommt.
Kurz zu uns, Murphy (3 Jahre, Tierschutzhund aus Rumänien), ist jetzt seit knap 2 Moanten bei uns, das
Grundvertrauen wird also immer noch aufgebaut. Begegnungen mit Hunden sind mal
so, mal so. Er will zwar unbedingt hin (fängt dann auch zum jaulen an, und an
der Leine rumspringen weil er nicht hingehen darf), ist aber
eigentlich nicht wirklich aggressiv, aber schon der Typ „Platz da, hier komm
ich“.
Wieso ich aber hier bin, ist dass er unverträglich/aggressiv
gegenüber Fremden ist (ich hoffe das passt trotzdem hier rein). Da wird er
nämlich zum leinenpöpelnden Rambo. Knurren, Bellen, nach vorne in die Leine
Springen, sich halb an der Leine überschlagen . Da bin ich mittlerweile echt am
Ende meiner Kräfte (nicht nur körperlich).
Das Problem daran, es sind nicht nur
Fremde Menschen mit denen er Probleme hat, sondern auch
unsere Mitbewohner. Wir wohnen in einer WG mit 2 anderen Personen, mit dem
einen Mitbewohner kommt er mal gut klar, mal ist er da aber auch zickig, aber
immer so, dass er abrufbar ist. Aber die andere Mitbewohnerin ist seine
Erzfeindin. Obwohl nie etwas passiert ist. Er springt sogar gegen die Glastür,
wenn er sie im Haus sieht, oder nur die Stimme durchs Fenster hört. Ohne Leine,
Maulkorb und strikte Trennung ist das zusammenwohnen im Moment nicht möglich. Sie
ist zum Glück eh kaum da, meistens nur Abends nach der Arbeit, isst was und
verschwindet dann im Zimmer oder geht zu Freunden. (das liegt aber nicht an
uns, das war davor schon so ). Das ist vielleicht auch sein Problem, weil er
nie die Chance hat sie mal wirklich kennen zu lernen. Sie zeigt da leider auch
nicht wirklich Interesse daran, und ist eher genervt (kann ich auch verstehen,
wenn du nach 8 Stunden Arbeit heimkommst und da will dich erstmal ein Hund
fressen ).
Ich bin also Miattags und ab 18 Uhr im Dauerstress, weil ich weiß, es könnte jederzeit sein,
dass die Mitbewohner heimkommen. Und das merkt der Hund natürlich auch… mittlerweile
schreibt uns die Mitbewohnerin zum Glück, dass sie die nächsten 5 Minuten
heimkommt, und wir können uns vorbereiten. Ich versuch ihn mit besonders
leckeren Sachen abzulenken. Das hat gestern zum Glück ganz gut geklappt, und
die Mitbewohnerin konnte ins Haus gehen, und wurde nur einmal kurz angebellt,
aber Murphy war dann sofort wieder auf mich bzw. die Würstel konzentriert. Das
war echt ein Durchbruch für uns , normalerweise ist er da so in nem Tunnel das
er auf nichts reagiert.
Am Wochenende hatten wir zwei Freunde zu Besuch, die auch bei uns Übernachtet
haben. Mit denen hatte er überhaupt kein Problem. Das ist natürlich super toll,
aber man fragt sich schon womit er dann Probleme hat? Ich versuche also im
Moment ihn zu verstehen, welche Situationen in triggern. Draußen flippt er vor allem aus, wenn Personen
direkt auf uns zu gehen, oder wir irgendwo sitzen und dann Personen zu uns
kommen. Alte Menschen gehen garnicht, genauso wenig wie große Männer mit Glatze
(aber diese beiden Punkte können einfach an seiner Vorgeschichte liegen,
vielleicht sah so sein früherer Besitzer aus), die müssen ihn nicht mal
beachten und er flippt schon von weiten aus. Er ist wohl ein sehr unsicherer
Hund, dem der Augenkontakt oder eine selbstbewusste Körperhaltung von Fremden
ausreicht, um sich bedroht zu fühlen bzw. wenn er allgemein Stress hat (z.B. Besuch in der Kneipe, also viele Eindrücke) seinen Stress gern an andere Personen auslässt…das sind zumindest meine Vermutungen und
hat auch die Trainerin so bestätigt.
Hauptziel ist natürlich, dass wir seinen Stress umlenken,
und dass er mir vertraut und lernt, dass ich schwierige Situationen für ihn
Regel. Gerade kommt er ja mit „ich flippe aus, und die Leute gehen von mir weg“
sehr gut zurecht, das müssen wir unbedingt ändern! Die Leute die an uns
vorbeilaufen, können aber schlecht so lange stehen bleiben bis er sich beruhigt
und dann erst weggehen (so machen wir es gerade bei der Hundetrainerin), aber
das ist im Alltag halt schwer zu managen.
Ich muss auf jeden Fall auch viel selbstsicherer werden, aber ganz ehrlich,
umso mehr er ausflippt, umso unsicherer werde ich – das ist wie ein
Teufelskreis. Wie habt ihr das geschafft? Ich fühl mich da wie in einem Strudel
in dem ich nicht rauskomme.
Wir sind natürlich bei einer Trainerin, und geben unser
Bestes. Aber man fragt sich schon, ob man wirklich die richtige Person für den
Hund ist, und ob er es wo anders nicht besser hätte. Weniger Stress, weniger
Fremde, einen super selbstbewussten Anführer,… aber ja, es sind ja erst 2
Monate, und solche Gedanken will ich eigentlich gar nicht haben. Denn zu uns,
ist er wirklich ein toller Hund, aber als Ersthundebesitzer auch eine sehr sehr
große Herausforderung - ich hoffe keine zu
Große.
Und sorry für den langen Text, aber es tut gut, einfach mal seine Gedanken los
zu werden.