Hallo, ihr Lieben!
Da ich oft starke Selbstzweifel habe, bin ich an einem Punkt, an dem ich nicht weiß, ob ich das Richtige tue. Ich mache Trainingsfortschritte, fühl mich aber plötzlich wieder etwas hilflos. Darum möchte ich euch bitten mir zu sagen, was ihr denkt. Bin ich auf dem richtigen Weg oder mache ich alles falsch.
Meine sieben Monate alte Akita Hündin hat Angst vor Menschen. Ich habe meine süße Maus aus einer Tötungsstation gerettet, als sie noch ein junger Welpe war. Anscheinend hatte sie keine Sozialisation in der ersten wichtigen Phase und wurde zu früh von den Eltern und Geschwistern getrennt. Man hatte wohl erwartet, dass bereits ein Welpe einen guten Wachhund abgeben muss doch weil sie das auch unter Misshandlung nicht getan hatte und obendrein die Kosten für eine Nabelbruch OP angestanden wären, hatte man sich ihr entledigt und sie einfach "weggeschmissen" wie ich es nenne. Sie wurde von der Tötungsstation dann von netten Leuten freigekauft und sie hatten liebe Besitzer für sie gesucht. Ich hatte gerade meine geliebte Shiba Hündin verloren und wollte als nächsten Hund ohnehin meine Traumrasse, den AKita und da ich zehn Jahre Erfahrung mit japanischen Hunden hatte und weiß, was diese frühen, schlechten Erfahrungen bei Hunden und besonders bei den Japanern auslösen können, hab ich sie ohne lang zu überlegen zu mir geholt. Unerfahrene Menschen, die es obendrein zu gut gemeint hätten, hätten mehr Schaden anrichten können, als ihr helfen.
Natürlich tut mir die kleine Maus auch sehr leid, aber gerade deshalb will ich ihr aus der Vergangenheit raushelfen, ohne sie zu bemitleiden. Charakterlich ist sie ein Goldschatz. Zunächst hatte sie Angst vor mir, aber nachdem sie in meinem Arm eingeschlafen ist, liebt sie mich und hat sehr schnell eine für ihr Alter sehr enge Bindung zu mir aufgebaut. Auch zu dem Rest meiner Familie und meinem zweiten Hund.
Ich habe vom ersten Tag an mit ihr trainiert und Regeln aufgestellt. Spielerisch und ohne Zwang, aber immer konsequent. Sie hat rasch gelernt und befolgt bis heute alle Kommandos (sie ist gerade dabei, auszutesten und überlegt kurz, entscheidet sich aber immer für mich), der Rückruf befolgt sie begeistert, auch beim Spiel mit anderen Hunden oder bei Wild. Sie hält sich an alle Regeln (nicht in die Küche, auf dem Weg bleiben und nur auf Kommando die Wiese betreten z.B.), folgt sobald ich Richtungen wechsle. Sie vertraut mir und ist sehr rücksichtsvoll meiner Familie und anderem Hund gegenüber.
Sie ist verschmust und gutmütig. Anfangs hatte sie auch Angst vor Hunden (hinter mir versteckt, erstarrt), dank Training hat sich das schnell gelegt und inzwischen spielt sie sogar mit ihnen und passt sich ihnen an. Bei kleinen Hunden ist sie ganz vorsichtig. Sie lässt sich nicht provozieren und wenn andere Hunde sich "streiten", bleibt sie ruhig und mischt sich nicht ein.
Ihre Angst vor Menschen sitzt leider tiefer. Anfangs hatte sie den Schwanz eingezogen und sich hinter mir verkrochen, sobald sie auf Entfernung einen Menschen gesehen hat. Ich habe viel über Konditionierung und bestätigung gearbeitet und den Wohlfühlabstand immer weiter verringert. Bald haben ihr Menschen auf der anderen Straßenseite nichts mehr ausgemacht und schließlich konnten sie auch nah bei uns vorbei gehen, sie bleibt entspannt und geht ruhig weiter. Sobald jedoch jemand stehen blieb oder auf uns zukam, bekam sie Angst. Falls es sich ergeben hat, habe ich Leute gebeten, ihr, wenn sie ruhig ist, auch ein Leckerli zu geben, was sie endlich auch nimmt, aber sehr, sehr vorsichtig. Wenn Menschen auf uns zukommen und bei uns stehen bleiben und sie anschauen, bekommt sie Panik und versucht durch Wuffen die Gefahr zu entfernen. Zum Glück hat jeder Verständnis, aber leider meinen es die meisten gut und lassen den "armen Hund" in Ruhe und gehen, auch wenn ich ihnen sage, sie können ruhig bleiben, bis sie sich entspannt. So hat sie natürlich Erfolg mit dem Verhalten und ihrer ANgst.
Ich habe einfach weiter mit dem Programm und der Konditionierung (Menschen sehen bedeutet etwas gutes) gemacht und inzwischen können Menschen sie beim Vorbeigehen sogar anfassen und sie bleibt ruhig, ohne Angst, sogar bei uns stehen bleiben und sich mit mir unterhalten. Aber sobald ein Fremder sie ansieht, kommt die Angst noch durch und sie beginnt zu wuffen. Lässt man ihr die Zeit, selbst zu kommen und schaut ihr nicht in die Augen, lässt sie sich seit etwa zwei Wochen sogar schon anfassen. Allerdings reagiert sie noch stark ängstlich auf Menschen, die (in ihren Augen) seltsam herumstehen oder noch schlimmer sitzen und solche mit größeren Gegenständen. Dann wird sie nervös, der Schwanz hängt runter, sie beschleunigt und falls sich die Person nähert oder sie anschaut, wird gewufft (welches weniger geworden ist und sich immer besser durch ein Wort unterbinden lässt), wobei sie ds Gewicht auf die Hinterbeine verlagert, um fliehen zu können. Ich bestrafe ihr Verhalten nicht, da es auf Angst basiert, sondern bestätige jede Entspannung und ruhig werden.
In der Stadt oder wo viele Menschen sind, hängt ihr Schwanz und sie will nur noch weg, oder an die Wand und gibt sich auf. Dann erstarrt sie, wenn Fremde kommen oder sie sogar anfassen.
Inzwischen reagiert sie auf weniger Menschen, aber sobald Augenkontakt entsteht (obwohl ich die Menschen mit Erklärung bitte, damit zu warten), wird gewufft, dann setzt sie sich an meine Seite und wendet sich ab. Heute waren wir beim TA (mein anderer Hund wurde geimpft). Sie war ruhig, hat sogar Leckerli angenommen (von der Tierärztin hatte sie sich sogar zuvor schon streicheln lassen), doch dann hat mein extrem sensibler Rüde beim Fiebermessen geschrien wie ein Schwein (er kann echt ein Weichei sein) und meine Maus dachte, die TÄ tut ihm weh und hat gewufft. Dann hatte sie auch ihren Blickkontakt nicht mehr ausgehalten und gewufft, lies sich aber von der TÄ durch Worte locken, hat Sitz gemacht (allerdings rückwärts mit weitem Abstand) und das Leckerli übervorsichtig genommen und mit einem einzelnen Wuff kommentiert, zumal sie ja im Behandlungszimmer keine FLuchtmöglichkeiten hatte. War jetzt nichts Schlimmes, aber irgendwie hat es mich verunsichert und starke Selbstzweifel ausgelöst.
Meine Akita Maus ist jetzt 7 Monate und wir trainieren täglich. Wir haben alle anderen Ängste beseitigt und bei den Menschen machen wir Fortschritte, wenn auch langsam. Denkt ihr, wir sind auf dem richtigen Weg und sollen einfach so weiter machen oder eben nicht. Sie muss Fremde ja nicht lieben, aber sie soll ihre Angst verlieren, damit sie entspannter das Leben geniesen kann (sie ist ein sehr fröhlicher, lebenslustiger Hund) und auf Dauer auch das Wuffen lässt, da ich nicht möchte, dass sich irgendjemand bedroht fühlt oder selbst Angst bekommt. Vielen Dank für's Lesen!