Diese Frage ist wissenschaftlich durch Freilandstudien an verwilderten Hunden längst gut untersucht. Im Toskana-Projekt in Italien haben Günther Bloch und seine Mitarbeiter über längere Zeit das Verhalten freilebender Hunde untersucht, die regelmäßig gefüttert wurden, also ihren Tag ebenso wie unsere Haushunde gestalten konnten, ohne Zeit für Futtersuche oder Jagd aufwenden zu müssen.
Die Beobachter kamen auf durchschnittlich 16 bis 17 Stunden Schlaf, Dösen und Ruhen. Das deckt sich auch mit Beobachungen an Wildcaniden oder anderen Gruppen von verwilderten Haushunden.
Mal ehrlich, irgendwann muß ja auch Zeit sein für aktives Leben.
Das unsere Haushunde oft länger ruhen, hängt damit zusammen, daß erwachsene Caniden sich in ihrer Aktitität an die Leittiere anpassen. Wenn die Alphatiere Hunger haben und zur Jagd aufbrechen, dann springt das ganze Rudel auf und los geht's. Da Bedürfnisse wie Hunger und Müdigkeit normalerweise bei allen Rudelmitgliedern zur selben Zeit gleich sind, funktioniert das gut.
Dabei folgen Welpen ihrem eigenen Rythmus, das heißt sie spielen zB auch dann, wenn der Rest des Rudels ruht. Mit der Zeit gleichen sie ihre Aktivitätsphasen an die Alttiere an.
Wenn wir unsere Hunde im Haus halten, dann sind wir vielfach mit ganz anderen Dingen beschäftigt, zB am Computer oder Schreibtisch oder wir sind auch stundenlang abwesend. In Hundeaugen sind wir als Leittiere also inaktiv, und sie schließen sich unserem Verhalten an, indem sie ruhen, bis wir endlich das Zeichen zu Gassi oder anderen Aktivitäten geben. So kommen dann auch längere Ruhezeiten zustande.
In seinem Buch "Gute Arbeit" untersucht Anders Hallgren den Zusammenhang zwischen Problemverhalten und Ruhezeiten und kommt zu dem Schluß, daß erzwungene Inaktivität, also tägliche Ruhezeiten von über 18 Stunden oder sogar über 20 Stunden, mit jeweils mehr und ernsterem Problemverhalten zusammenhängt.
Mangelnde Stimulation ist also ebenso ein Stressfaktor wie zuwenig Schlaf.