Beiträge von dagmarjung

    Eine andere interessante Erkenntnis aus dem oben erwähnten Forschungsprojekt an den verwilderten Haushunden ist die, daß die Welpen, wenn sie im aktiven Spielalter sind und nicht mehr nur bei der Mutterhündin im Bau leben, sich in der Stundenzahl von Wachen und Schlafen nicht von den Alttieren unterscheiden. Bei ihnen wechseln Aktivität und Ruhe lediglich in kürzeren Abschnitten und unabhängig von dem, was die Alttiere in der Zeit tun.


    Ruhezeiten von über 18 oder gar 20, 22 Stunden zu fordern, macht also auch für Welpen keinen Sinn und wir haben ja immer wieder mal Threads, wo Neuhundehalter diese Ruhezeiten zu erzwingen versuchen und scheitern.

    Aktivität ist nicht dasselbe wie Arbeit! Das hat Hallgren auch nicht so geschrieben oder gemeint. Sondern einfach alles, was ein Hund so tut, wenn er wach ist und weder schläft noch döst. Rumgucken, Fressen, Körperpflege, über den Hof bummeln, Sozialleben, kurze Gassigänge, längere Spaziergänge und natürlich auch anstrengendere Tätigkeiten wie Training oder Arbeit.


    Natürlich sind das immer nur Durchschnittswerte und einzelne Tage können sich stark voneinander unterscheiden.

    Wenn dein Hund ausgeglichen und zufrieden ist, sowohl gut abschalten kann als auch aktiv und umweltinteressiert ist, ist alles in Ordnung.


    Wenn HH hier im Forum von Problemen berichten wie Unruhe, Überdrehen, Agression, dann gilt die erste Frage eigentlich immer dem Tagesablauf. Oft ist dann wirklich das Verhältnis von Ruhezeit und Aktivität die Ursache. Manchmal wird der Hund/Welpe durch zuviel Aktivität überfordert oder er weiß durch rigide Vorgaben wie die berüchtigte 5-MinutenRegel gar nicht, wohin mit seiner Energie. Wenn man dann an der Stellschraube dreht und auf die Befürfnisse des Hundes eingeht, dann bessert sich das Verhalten zusehends.

    Diese Frage ist wissenschaftlich durch Freilandstudien an verwilderten Hunden längst gut untersucht. Im Toskana-Projekt in Italien haben Günther Bloch und seine Mitarbeiter über längere Zeit das Verhalten freilebender Hunde untersucht, die regelmäßig gefüttert wurden, also ihren Tag ebenso wie unsere Haushunde gestalten konnten, ohne Zeit für Futtersuche oder Jagd aufwenden zu müssen.

    Die Beobachter kamen auf durchschnittlich 16 bis 17 Stunden Schlaf, Dösen und Ruhen. Das deckt sich auch mit Beobachungen an Wildcaniden oder anderen Gruppen von verwilderten Haushunden.


    Mal ehrlich, irgendwann muß ja auch Zeit sein für aktives Leben.


    Das unsere Haushunde oft länger ruhen, hängt damit zusammen, daß erwachsene Caniden sich in ihrer Aktitität an die Leittiere anpassen. Wenn die Alphatiere Hunger haben und zur Jagd aufbrechen, dann springt das ganze Rudel auf und los geht's. Da Bedürfnisse wie Hunger und Müdigkeit normalerweise bei allen Rudelmitgliedern zur selben Zeit gleich sind, funktioniert das gut.

    Dabei folgen Welpen ihrem eigenen Rythmus, das heißt sie spielen zB auch dann, wenn der Rest des Rudels ruht. Mit der Zeit gleichen sie ihre Aktivitätsphasen an die Alttiere an.


    Wenn wir unsere Hunde im Haus halten, dann sind wir vielfach mit ganz anderen Dingen beschäftigt, zB am Computer oder Schreibtisch oder wir sind auch stundenlang abwesend. In Hundeaugen sind wir als Leittiere also inaktiv, und sie schließen sich unserem Verhalten an, indem sie ruhen, bis wir endlich das Zeichen zu Gassi oder anderen Aktivitäten geben. So kommen dann auch längere Ruhezeiten zustande.


    In seinem Buch "Gute Arbeit" untersucht Anders Hallgren den Zusammenhang zwischen Problemverhalten und Ruhezeiten und kommt zu dem Schluß, daß erzwungene Inaktivität, also tägliche Ruhezeiten von über 18 Stunden oder sogar über 20 Stunden, mit jeweils mehr und ernsterem Problemverhalten zusammenhängt.


    Mangelnde Stimulation ist also ebenso ein Stressfaktor wie zuwenig Schlaf.


    Die Pizza-Hunde von Günther Bloch (gebundenes Buch)
    Das Sozialverhalten von Familienhunden wird häufig mit dem von Wölfen veá¹''glichen. Doch wie ähnlich sind sich Wolf und Hund wirklich? Und inwieweit kann man…
    moritz-lux.de


    Welpen brauchen manchmal auch einfach Zeit, um etwas für sich zu verarbeiten. Lass ihm doch einfach diese Zeit. Gerade mit einem Welpen ist doch der Ausflug nach draußen mehr ein Spazierenstehen als ein Spazierengehen. Du darfst dich dabei ruhig nach den Bedürfnissen deines Welpen richten und mußt nicht Strecke machen.

    @Roscoe

    Ja, wir reden hier ganz konkret von Berlin, wo der TE wohnt und seinen künftigen Hund halten will. Deshalb ist es auch nicht zielführend für das Anliegen des TE, ins Allgemeine abzuschweifen. Aber wenn dich das Thema Hund und Großstadt interessiert, es gibt glaube ich bereits den einen oder anderen Thread zu dem Thema hier im Forum. =)

    Wie alt ist euer Welpe?


    Wie genau gestaltet sich euer Tagesablauf?


    Welpen von Wölfen, Füchsen und anderen Caniden haben naturgemäß eine Kindersicherung, die sie an den Bau bindet. Die Kleinen spielen nur in unmittelbarer Nähe des Baus und folgen ihren Eltern nicht zur Jagd. Bei Gefahr verschwinden sie sofot im sicheren Bau.

    Auch Hundewelpen haben noch diesen Urtrieb. Spätestens nach einigen Tagen der Eingewöhnung, wenn sie sich halbwegs zuhause fühlen, wollen sie deshalb oft nicht vom Haus weg.


    Wenn man den Welpen nicht zu Fuß wegführt, sondern ihn zB per Auto oder Fahrrad an einen anderen Ort transportiert, wird er sich in fremder Umgebung an seinem Menschen orientieren. So kann man die "Kindersicherung" umgehen und den Welpen mit verschiedenen Örtlichkeiten vertraut machen.

    Der Drang zum Bau verliert sich, wenn der Welpe älter wird.

    Wir reden hier von Berlin, und das ist nicht irgendeine Großstadt. Die Menschen- und vor allem auch die Hundedichte ist enorm und das gilt auch für alle gut erreichbaren Grünzonen und Auslaufgebiete.

    Für mich hätte erwartbare Artgenossenverträglichkeit meiner Wunschrasse in diesem Ambiente eine ganz, ganz hohe Priorität. Denn die Alternative macht echt keinen Spaß, dem Hund schon gar nicht.

    Man muß auch beim Barfen berücksichtigen, daß Hunde keine Wölfe mehr sind. Auch nicht, was die Verdauung betrifft.

    War Fleisch für Jäger/Sammlerkulturen noch Grundnahrungsmittel, wurde es seit dem Anfang des Ackerbaus mehr zum Luxus, und der wurde kaum an Hunde verteilt. Im Laufe der Domestikation haben Hunde sich daher an eine Ernährung angepasst, die mehr pflanzlich (Kohlehydrate) und weniger tierisch ist als die des Wolfes. Die weitaus meisten Hunde wurden mit Abfällen der menschlichen Ernährung gefüttert oder lebten halbwild als Abfallabstauber in der Nähe des Menschen. Wer damit nicht zurechtkam, konnte keine Nachkommen aufziehen.


    Das "ganze Beutetier" als Ideal der Hundeernährung ist daher sachlich unzutreffend.

    Zum Glück heißt nicht jeder Hund Faro. Bei Cara hat das jedenfalls ganz gut geklappt. Ich hätte allerdings gleich dazuschreiben sollen, daß man nicht stehenbleibt. Sondern man ist einfach in der besten Startposition, um ganz schnell nach vorne vom Hund wegzuspringen, sobald man das Ohr losläßt. Das verschafft genau einen Sekundenbruchteil Vorsprung, ehe der Hund auf die Idee kommt, sich beim Schütteln zu drehen.

    Für euch getestet. :roll: