Thema Ruhe lernen:
Für jeden jungen Hund ist es wichtig, daß man das richtige Gleichgewicht zwischen Ruhe und Aktivität findet. Junge Hunde bewegen sich viel und gerne und wollen die Welt entdecken. Bei zuvielen Reizen fällt es ihnen allerdings schwer, wieder runterzufahren. Bei zuwenig Möglichkeit zur freien Bewegung finden sie aber andererseits ebensowenig zur Ruhe.
Bei deinem Tagesablauf fällt mir auf, daß neben den Gassirunden zum Lösen von jeweils 15 bis 20 Minuten nur ein längerer Aufenthalt draußen enthalten ist, und der dauert weniger als 40 Minuten.
Ich sage mit Absicht nicht Spaziergang, weil man mit jungen Hunden noch nicht im eigentlichen Sinne spazierengeht, sondern sich optimalerweise einen schönen Ort sucht, an dem der Hund sich frei bewegen kann, und ihn diesen Ort entdecken läßt: Wald, Wiese, am Bach usw.
Dafür allerdings darf und soll man ruhig wesentlich mehr als 40 Minuten einplanen für einen Hund von 5 Monaten.
Zum Vergleich: mit meiner Kleinpudelhündin Cara war ich im selben Alter morgens etwa eine Dreiviertelstunde unterwegs, nachmittags noch einmal anderthalb bis 2 Stunden. Keine Strecke machen! Nur gemeinsam draußen sein. (Cara war allerdings ein Sommerwelpe.)
Das hat für Cara prima gepaßt, sie war von Anfang an ein temperamentvoller, dabei aber ausgeglichener Hund und fand drinnen gut zur Ruhe.
Für jeden jungen Hund muß man individuell das richtige Verhältnis finden und immer wieder neu anpassen. Schlechte Aufzucht, genetische Anlagen, Alter, Gesundheit usw sind dabei natürlich zu berücksichtigen.
Es hat aber keinen Sinn, mit dem Junghund ständig Ruheübungen zu machen, wenn nicht gleichzeitig das altersgemäße Bedürfnis nach Bewegung und Umwelt entdecken befriedigt wird.
Was Sportlichkeit betrifft: das von dir genannte Auslastungsprogramm hat mein Pudelchen problemlos mitgemacht, aber natürlich nur mit zusätzlicher geistiger Auslastung im Sinne von Hundesport (Dummy, Obedience) und anderen geistigen Betätigungen wie Tricks lernen und Nasenarbeit. Auch Begleithunderassen sind nämlich sportlich und intelligent.
Umgang mit anderen Hunden:
du schreibst, daß du von deinem Hund erwartest, er solle sich anderen Hunden unterwerfen. Unter welchen Umständen, mit welchen anderen Hunden, kann ich der Beschreibung nicht entnehmen.
Ganz allgemein möchte ich dir dringend anraten, sehr schnell sehr viel über Hundeverhalten zu lernen. Für mich entsteht der Eindruck, daß dein Junghund oft in Begegnungen mit anderen Hunden hinein "geschubst" wird, die ihn überfordern, vielleicht in der Erwartung, daß diese anderen Hunde ihn erziehen oder sozialisieren.
Sicher gehören Hundekontakte mit zu dem, was ein junger Hund lernen muß, aber sie erfordern gerade bei einem Hund mit schlechten Startbedingungen wie dem eurem sehr viel Fingerspitzengefühl und sehr gute Kenntnis von Hundeverhalten.
Auch ein junger Hund muß nicht mit jedem anderen Hund kontakten. Für den Vertrauensaufbau ist es wesentlich, daß der Mensch seinen Hund beschützt, unterstützt, und ihn von unerwünschten Fremdhundkontakten abschirmt.
Ich kenne in meiner Umgebung so einige Fälle, in denen diese Art der "Sozialisierung" gründlich schief lief. Der Welpe/Junghund hat sich zwar anderen Hunden unterworfen, aber Hundebegegnungen als unerfreulich eingestuft. Der Mensch hat ihn im Konflikt nicht unterstützt, er mußte sich also eigene Lösungen suchen. Sobald dann in der Pubertät Kraft und Selbstbewußtsein wuchsen, wählte der Hund Agression und Angriff statt Unterwerfung als seine Lösung im Konflikt. Das gilt ganz besonders für Hunde, die schon rassebedingt wenig gesellig sind und Argenossen lieber auf Abstand haben möchten. AH gehören zu diesen Rassen.
PS: ich bin auch für einen ganz gewöhnlichen Pudelwelpen deutlich mehr als 100 Km gefahren. Der zeitliche und finanzielle Mehraufwand für die Fahrt zu einem wirklich passenden Welpen ist ein absolutes Nichts gegenüber dem, was du an Zeit und Geld in einen unpassend ausgewählten Welpen investieren mußt.