Beiträge von dagmarjung

    Ich schaue schon seit etwa 15 Jahren immer wieder mal auf die Webseite meines (Großstadt) Tierheims und bin dabei noch nie auf einen Hund gestoßen, der bei mir hätte einziehen dürfen.


    Da ich meinen Hund Treppen hochtragen können muß, kommt für mich nur ein kleiner Hund infrage und gerade die sind im Tierheim weit seltener als im "realen Leben". Und falls problemlos, im freien Markt über Internet gut verkäuflich. Kleine Hunde im städtischen Tierheim (nicht privaten Tierschutz!) sind, soweist ich es sehe, durchweg mit gutem Grund da gelandet, wegen massiven Verhaltensproblemen oder teurer chronischer Krankheit oder beidem.


    Eine Freundin hat aber in den vergangenen Jahren tatsächlich eine kleine, gesunde und liebe Hündin im TH gefunden, diese war aber eine von den Hunden, die, kaum sind sie eingetroffen, so schnell vergeben sind, daß sie es nie zu einer Beschreibung auf der Webseite bringen.

    Also über die Meinungen und Ratschläge deiner Züchterin muß ich gerade schon ein bißchen lachen. :lol:


    - Welpen dürfen mehr als einmal am Tag Kot absetzen. Erwachsene Hunde auch. Das kann an verschiedenen Tagen verschieden oft sein, es kommt auch darauf an, was gefüttert wird. Du wirst mit der Zeit Erfahrungswerte dafür haben, was für deinen Hund normal ist und dann ein Auge darauf haben.

    Gerade junge Hunde, die noch häufiger am Tag gefüttert werden, machen normalerweise auch mehrere Male am Tag Häufchen.


    - Welpen dürfen auch ohne Einschränkungen Rindfleisch fressen, genau wie andere Fleischsorten.


    Was ist denn ihr normales Futter? Wenn sie es nicht gut annimmt, dann würde ich über einen Wechsel nachdenken. Dem Hund sollte sein Futter schon schmecken.


    Bei meiner Cara habe ich etwa im selben Alter gemerkt, daß ihr das Futter, das die Züchterin gefüttert hat und das ich weitergefüttert habe, nicht mehr gechmeckt hat. Sie hat mir im Laufe der Zeit klar zu verstehen gegeben, daß sie Abwechslung mag und nicht immer dasselbe fressen will. Den Wunsch konnte ich ihr leicht erfüllen, indem ich zum einen sowieso nicht ausschließlich Trockenfutter gefüttert habe und zum anderen immer nur kleine 1- bis 2-Kilotüten gekauft und die Sorten und Marken durchgewechselt habe. Nach einer gewissen Zeit wurde dann auch eine frühere Sorte wieder gerne gefressen.


    - Leckerlibelohnung: Die erste wichtige Regel: Leckerli sind nicht zum Sattfüttern, sondern eine Information an den Hund: Gut gemacht!

    Leckeri dürfen also klein sein. Erbsengroß ist für einen kleinen Pudel völlig ausreichend. Wenn ich Rinti & Co nehme, dann schneide ich die Streifen oder Bröckchen immer in ganz kleine Stücke.

    Die absolute Superbelohnung war hier aber Käse. Auch den kann man gut in kleine Würfel schneiden.

    Wenn man so kleine Leckerli hat, muß man nicht sparsam damit sein. 50 Stück davon passen locker in die hohle Hand. Es gibt so viel zu belohnen im Alltag eines Junghundes! :nicken:



    Tatsächlich gehörte das sich-Lösen zu den Dingen, die ich nicht extra belohnt habe. Wie jeder von sich selber weiß, ist es ein gutes Gefühl, wenn Festes oder Flüssiges den Körper verläßt. Das ist also selbstbelohnend, auch für Hunde. Ein freundliches "so machst du's gut" fand ich daher ausreichend, um die kleine Cara in ihrem Tun zu bestätigen. Damit will ich aber nicht sagen, daß es falsch ist, auch hier eine Futterbelohnujng zu geben.


    Was gibst du denn an Kausachen? Einiges davon sollte man nicht in größeren Mengen verfüttern. Vielleicht hat die Züchterin das gemeint mit ihrer Warnung?

    Manche als Kausachen deklarierte Dinge sind auch mehr Leckerli als eigentliches Kauzeug und viel zu schnell weggefressen.

    Natürlich soll ein junger Hund im Zahnwechsel immer Kauzeug zur Verfügung haben.


    - Alleine bleiben: Deine Hündin ist mit jetzt 16 Wochen kein Welpe mehr, sondern ein Junghund und ganz gewiß nicht zu klein und zart , um dich mal für zwei Minuten alleine auf die Toilette zu lassen. Im Gegenteil, das solltest du jetzt dringend angehen!

    Bei Cara, die ich im Alter von 8,5 Wochen geholt habe, bin ich ab dem zweiten Tag alleine aufs Klo gegangen. Da war es dann schnell selbstverständlich.

    Fotos kommen morgen, ich übe noch, wie man schwarze Hunde fotografiert :woozy_face: Meistens sieht man nur ein schwarzes Fellknäul ohne Konturen auf den Bildern.


    Oh, das Problem kenne ich! :roll:

    Auf vielen meiner früheren Cara-Bilder sieht man einen schwarzen pudelförmigen Schattenriß vor einem schönen bunten Hintergrund. :lol:


    Allerdings war das nur bei meiner alten analogen Kamera so. Seit ich auf eine Digitalkamera umgestiegen bin - eine handliche kleine, kein Profigerät - habe ich das Problem nicht mehr. Die bietet doch ganz andere Möglichkeiten, dazu kann ich die Bilder nachträglich noch in Helligkeit usw bearbeiten.


    Viele Leute machen ihre Bilder in erster Linie mit dem Smartphone. Damit habe ich keine Erfahrung, aber ich könnte mir vorstellen, daß eine echte Kamera doch Vorteile bietet, falls du deine bisherigen Bilder mit dem Smartphone machst.

    Ich jedenfalls wünschte mir heute, ich hätte meine digitale Kamera schon früher angeschafft.

    Auch wenn du es nicht ändern kannst (ich kann es bei mir auch nicht): Stadtleben, und besonders das Leben in der Großstadt für Hunde schon an sich sehr anspruchsvoll.

    Da es für uns Alltag ist, machen wir uns das oft zuwenig bewußt.

    Viele Reize, viele Menschen, viel Verkehr, viel Lärm, sehr viele Artgenossen, denen man nicht ausweichen kann. Treppen müssen so oder so bewältigt werden können. Zuviel Gebell /nicht Alleinebleiben können kann zur Kündigung führen und ist ein sehr häufiger Abgabegrund.


    Längst nicht alle Hunde machen das alles stressfrei mit. Eigenheim mit Garten und ein ruhiges Wohnumfeld erleichtern schon sehr vieles.


    Wenn ich ein Leben in der Großstadt für meinen Hund plane, habe ich also alleine deshalb schon schon hohe Ansprüche, unter anderem an die Verträglichkeit und Nervenstärke des Hundes. Dazu kommen dann noch andere persönliche Aspekte dazu, wie bei dir die Verträglichkeit mit Katzen.


    Realistisch ergibt das schon eine stattliche Liste an Dingen, die der Hund erfüllen muß.

    Ich habe im nachhinein gemerkt, daß es mir geholfen hat, mir schon während Caras Lebenszeit zu gelegentlich kurz zu vergegenwärtigen, daß es eine Zeit nach Cara geben wird. Mehr kann man glaube ich nicht tun.


    Es sei denn, sich schon jetzt bewußt etwas vorzunehmen für die Zeit danach, auf das man lange wegen des Hundes verzichtet hat.

    Das muß gar nichts Großes sein. Für mich war es zB: direkt nach der Arbeit mal ins Museum zu gehen statt wie bisher direkt nachhause zum Hund. Hobbies wieder aufgreifen, für die man wegen des Hundes zuwenig Zeit hatte.


    Das hat mir so ein bißchen durch die Trauer geholfen.

    Ein Tierheim ist halt ein Tierheim und kein Warenhauskatalog. Ich habe in die Beschreibungen reingelesen und finde sie nachvollziehbar begründet.


    Es ist nun mal so, daß vorzugsweise solche Hunde im Tierheim landen, für die sich auf dem freien Markt nicht so leicht ein Käufer findet. Nett, nicht zu groß, jung, gesund, pflegeleicht und stadttauglich, das wollen alle, solche Hunde finden schnell Käufer übers Internet. Falls sie doch mal im Tierheim landen, sind sie so schnell vermittelt, daß sie gar nicht erst auf der Webseite erscheinen.


    Bei den kleinen Hunden war kein einziger ohne größere Probleme dabei. Da würde ich auch keinen Hund für mich finden, aber der Grund liegt nicht in überhöhten Ansprüchen des Tierheims.

    weil ja viele hier den bestimmt sehr gut gemeinten Rat geben: „ Arschbacken zusammen kneifen, wird schon wieder“.

    Den Rat gibt hier keiner, denn es geht ja gerade darum die verkniffenen Arschbacken wieder zu lockern, sozusagen. Also alle Ressourcen zu nutzen, um sich zu entspannen. Hilfe der Mitmenschen in Anspruch nehmen, Auszeit für sich selbst, Fokus weg vom Hund usw.


    - Dann kann es auch sein dass die eigenen Hormone da mit rein spielen können. ... Übrigens kann sowas bspw auch eine Schwangerschaft auslösen

    Zum Glück nicht. Dafür gibt's seit Adam und Eva nur einen Weg. An jungen Hunden schnüffeln ist risikolos. :lol: :flucht: :D

    Ich hatte bei fast jedem neuen Tier, das ich zu mir geholt habe, wenigstens einen kleinen Anflug von Blues, auch als ich noch gar nicht wußte, was das ist und daß es anderen ähnlich und oft schlimmer geht in der ersten Zeit.


    Also: Welpenblues ist keine Einbildung oder Erfindung.


    Gerade den Menschen, die sich sehr intensiv vorbereiten (und dabei allzuleicht unter Druck setzen) geht es oft so.


    Die Umstellung des Alltags, der Gedanke: ab jetzt bist 100 % Prozent verantwortlich für dieses Wesen und kommst aus der Nummer nicht mehr raus, und war es vorher nicht vielleicht doch einfacher und schöner?


    Und gerade bei einem Hund hat man dazu noch weit höhere Erwartungen an die Beziehung als bei einem Hamster. Am besten die ganz große Liebe auf den ersten Blick wie im Film. Auch damit überfordert man sich selbst leicht maßlos. Weil nämlich jede echte Beziehung Zeit braucht zum Wachsen.


    Als ich meine Kleinpudelhündin Cara als Welpe geholt habe, war ich auch ein bißchen enttäuscht. Ich fand sie zwar niedlich, hab mich auch an ihrer Welpenzeit gefreut, aber die tiefe Beziehung, wie ich sie zu meiner Vorgängerhündin von vor über 20 Jahren gehabt hatte, war definitiv noch längere Zeit nicht da. Ich mußte Cara erst viel besser kennenlernen und sie mich.


    Die gute Nachricht ist: Welpenblues geht vorbei. Wirklich. Die Zeit arbeitet für dich. Der Alltag spielt sich wieder ein und du gewinnst mehr Freiheiten zurück. In dem Maße, wie du dich entspannst und dir selbst Druck rausnimmst, wirst du auch mehr Freude an deiner Hündin haben. Ihr müßt beide nicht perfekt sein.


    Laß dich auf keinen Fall unter Druck setzen in punkto Stubenreinheit! Fakt ist, Hunde werden, wenn man ihnen nur die Möglichkeit gibt, von sich aus stubenrein, weil Caniden ihr unmittelbares Heim, wo sie schlafen und ruhen, nicht verunreinigen wollen. Das ist also keine Dressurleistung des Menschen, sondern Instinktverhalten. Du mußt es deiner Hündin nicht beibringen, sondern ihr nur den natürlichen Reifungsprozess ermöglichen, indem du oft genug mit ihr rausgehst. Wenn es dabei auch mal Unfälle gibt, egal. Je älter der junge Hund wird, desto besser kann er durchhalten und muß dann weniger oft raus.

    Anzeigen tun übrigens nicht alle Hunde, auch da muß man Erwartung rausnehmen.


    Mit Cara habe ich das Alleinebleiben schon früh üben müssen und dabei bewußt in Kauf genommen, daß öfter was in die Wohnung ging als wenn ich ständig dabei gewesen wäre, Sie ist trotzdem tadellos stubenrein geworden.

    Bevor Cara hier einzog, habe ich diverse VDH Züchter mehrerer Rassen gefragt, ob Single plus Welpe plus Halbtagsjob vereinbar sei. Alle haben mich erstaunt angeschaut und gemeint, klar, wieso fragst du überhaupt? (Da kannte ich noch gar keine Hundeforen im Internet... ;) )


    Als Cara dann einzog, hatte ich meinen Jahresurlaub genommen, und das stressfreie Allejnebleiben war mein alleroberstes Erziehungsziel. Wichtiger als alles andere. Wichtiger als Stubenreinheit.


    Denn das war klar, wenn ich nicht da bin, passieren auch öfter mal Unfälle. Egal, ich habe das Wohnzimmer mit Zeitungspapier ausgelegt, und mich auch innerlich nie über Verschmutzungen aufgeregt.


    Ich habe diese zwei Ziele, Alleinebleiben und Stubenreinheit also bewußt getrennt betrachtet und einem davon klaren Vorrang eingeräumt.


    Das Alleinebleiben habe ich so aufgebaut, daß ich von Anfang an die Zeit meiner künftigen Abwesenheit zu ereignislosen Ruhezeit bestimmt habe, in der nichts für den Hund Tolles passiert und der Hund auch nicht weiter beachtet wird. Alles Schöne geschieht davor oder danach. (Ganz am Anfang wurde diese Zeit natürlich noch durch kurze Lösegänge unterbrochen. )


    Innerhalb dieser Zeit habe ich Cara dann jeden Tag erst ganz kurz, dann länger alleine gelassen.


    Einen Notfalplan hatte ich zunächst nicht, die Kontakte haben sich erst mit der Zeit ergeben. Hätte sich innerhalb der Urlaubswochen gezeigt, daß Cara ernsthafte Trennungsangst gehabt hätte, dann wäre noch Zeitreserve da gewesen, um rechtzeitig eine Betreuungslösung zu organisieren.


    Es hat aber tatsächlich ohne geklappt.

    Und Cara stubenrein ist Cara auch geworden.