Liebe Naijra,
ich versuche es kurz zu erklären:
Das Problem:
Wenn Google früher Nebengeschäfte auf dem Trail gemacht hat, z.B. Pissen im Sinne von Markieren und Nachrichten hinterlassen, habe ich es gehandhabt wie ein typischer Mann: O.k., in Deutschland pinkeln hannoversche Fürsten an türkische Pavillons, Männer pinkeln im Stehen und überall. Also: Kurz pinkeln lassen, Kommando (relativ sanft im Ton) „Such weiter“ oder „Arbeite/Work“ und er ging weiter auf dem Trail. Ich selbst (Fehler des Hundeführers) habe dies toleriert, gleichzeitig schwoll meine Halsschlagader, der Blutdruck stieg, beim fünften bis zehnten Mal habe ich Google richtig abgesaut, danach lief der Hund wie eine Eins auf dem Trail.
Bewertung durch den Ausbilder:
Lewis hat mir folgendes gesagt: Du behandelst deinen Hund wie einen Sohn, einen guten Freund, ein Kleinkind. Das ist in Ordnung. Er liebt dich, du liebst ihn, das sehe ich. Dein Hund ist ein brillianter, hoch motivierter und überaus talentierter Trailer, ein echter Juwel, das geschliffen werden muss. Aber: Er ist jetzt mit 4 ½ Jahren ein junger Mann. Also: Behandel ihn wie einen Mann. 23 Stunden am Tag darfst du ihn behandeln wie deinen geliebten Sohn und Freund. Aber dies ist A r b e i t. Dein Boss würde nicht akzeptieren, wenn du während deiner Arbeitszeit stundenlang Spaziergänge machst oder in Facebook oder im Dog Forum surfst. This is y o u r time ! And you are the leader ! And you have got a right to see it this way ! Someone waits to be saved, so don’t loose time !
Sein Tipp:
Dein Hund ist wunderbar zu lesen und du kannst ihn wunderbar lesen. Also: Du bist in der Lage, schon im Ansatz an seiner Körpersprache zu lesen, wann er Nebengeschäfte macht, also z.B. Pissen und Markieren will. Und du kannst unterscheiden, ob es Riechen nach dem Scent oder Vorbereitung von Markieren, also Nebengeschäfte sind. Also: Unterbinde das so frühzeitig wie möglich schon im Ansatz beim Lesen der ersten Körpersignale des Hundes durch härtere Ansprache mit härterem Tonfall (dies nennt Lewis correction oder establish the regulation) , wenn er beim ersten Mal keine Reaktion zeigt (die verbale Korrektur funktioniert in 90 % der Fälle), geh mit schnellen Schritten auf ihn zu, gib ihm einen kurzen sanften Kick mit dem Schienbein (eher ein Anschieben, um einen Seperator/Unterbrecher zu setzen und ihm zu zeigen, dieses Verhalten ist unerwünscht), gib das Kommando „Back to work“ oder „work“ und lob ihn, wenn er weiter arbeitet. Hierbei gilt wie beim Korrigieren die 3 – Sekunden – Regel, d.h. in der dritten Sekunde muss die Aktion erfolgen. Mach dies konsequent (maximal ein Pissen am Anfang des Trails wegen Aufregung und Lösen, danach keine Ausnahme) (Lewis nennt das consistency) und wiederhol dies bei jedem Nebengeschäft ohne Ausnahme (Lewis nennt das repitition to establish the regulation).
Ergebnis:
Ich habe das von Trail zu Trail konsequenter und vom Timing korrekter umgesetzt. Der Hund pisst einmal am Anfang und lässt alles raus und geht danach konzentrierter und schneller ohne Unterbrechungen den Trail bis zum erfolgreichen Ende. Nach dem zweiten Mal Ankicken mit dem Schienbein hat sich Google nur noch kurz umgeguckt, hat gesehen, dass ich mit schnellen Schritten auf ihn zukomme und hat kommentarlos weiter gearbeitet. Am zweiten Tag hatten wir einen 950 m Trail durch die Stadt Tangermünde mit etlichen Abzweigungen. Ich selbst war ohne jeden Ärger, wenn Google Ansätze zu Pinkeln machte, ich habe es einfach mit rauer und harter Stimme, aber ohne jede große innere emotionale Beteiligung unterbunden.
Abschlusskommentar/Auswertung:
Brilliant dog, brilliant dog handler, perfect Team and perfect trail. Lewis: Ich weiß, du hasst es, deinen Hund schlecht zu behandeln. Ich verstehe das. So geht es uns allen. Aber: Versteh einfach, mehr Konsequenz, mehr consistent correction bei unerwünschtem Verhalten und mehr Wiederholung (repitition) schafft bei deinem Hund mehr Klarheit, was erwünscht und unerwünscht ist, er wird sicherer auf dem Trail, du bist glücklicher, dein Hund ist es auch, du hast weniger Ärger, musst dich selbst weniger unter Kontrolle halten, du arbeitest kontrollierter ohne emotionale Ablenkung (Lewis nennt das patience), ihr kommt schneller zum Ziel, d.h. zur Quelle (source) des Geruches (scent) (source of scent = vermisste Person), du und ein Hund arbeiten effektiver und schneller und Energie sparender, ihr vergeudet weniger Energie und haltet länger durch. Und das ist das Ziel: Menschen schnell und Energie sparend und möglichst mit einem guten Ende zu retten.
Liebe Naijra, verstehst du jetzt (zumindest ein bisschen), warum ich Lewis liebe, und ihn für das As der Asse halte ?
Freundliche Grüße
Geronimo