Beiträge von geronimo

    Lockenwolf, du sprichst mir aus der Seele.


    Auch mich halten die Hunde bei der Stange, die total begeistert sind, weil sie endlich das machen dürfen, wofür sie geboren sind, all die Spaniels, Magyar Viszlas, (mit Einschränkung) Weimaraner, Beagle, Bracken, natürlich Bloodhounds, Bleu de Gascogne, Spinone, (mit Einschränkung wegen Jagdtrieb) Segugios etc., die ich kennen lernen und trainieren durfte.


    Und ich glaube ebenfalls, dass es ein Problem unserer Zeit ist. Schnelle Befriedigung und Konsum ist wichtiger geworden als auch mal Durchhaltevermögen und Geduld, Vertrauen und den Willen zur Zusammenarbeit auch in kritischen Phasen zu beweisen bei Lernplateaus, Rückschlägen, auftauchenden Problemen in der Ausbildung, oder soll ich sagen: Die Fähigkeit zur dauernden Selbstmotivation, Selbstdisziplin, Biss, gesunde Härte und Siegeswillen. Genau das brauche ich aber, sowohl für die Ausbildung über 2 - 3 Jahre bis zum ersten Einsatz und auf dem Trail. Warum lernen wir nicht einfach von unseren Hunden ? Nein, die sollen funktionieren wie ein technisches Gerät und das tun sie einfach nicht immer. Dann sind wir sauer, weil sie nicht unseren Ansprüchen entsprechen, uns zu befriedigen, statt sie zu verstehen und voneinander zu lernen und zusammen zu wachsen als Team.


    Herzliche Grüße


    Geronimo


    PS: Übrigens, ich mag Königspudel sehr gerne. Eine meiner Visionen wäre (dies ist kein Witz, sondern ich bin halt seltsam und eigenwillig !), einen dieser intelligenten Königspudel zu einem Wasser - Jagdhund oder einem Rettungshund für die Wassersuche auszubilden, damit bei einer Prüfung als Wassersuchhund anzutreten und die anderen hoch gehypten Hunde und deren - wahrscheinlich mitleidig lächelnden Haltern - gnadenlos zu deklassieren. Ich glaube, das geht. D a s wäre ein echter Spaß ! Wahrscheinlich würde ich den Pudel Charles (nach Charles Baudelaire, dem französischen Dichter) oder Horst nennen, er hätte einen rosa Seidenschal (wie Baudelaire) und einen Haarschnitt wie ein amerikanischer Jarhead (ähnlich Irokesenschnitt). Habe übrigens mal einen Königspudel kennen gelernt, der richtig gut im Trailen war. Leider wollte Frauchen nur Beschäftigung.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

    Liebe Fories,


    so langsam fängt der Kleine an, mir richtig Spaß zu machen. Nach überstandener Bronchitis und einem verstauchten Bein sind wir gestern erst wegen Umweltverträglichkeit durch den Niendorfer Hafen mit Flohmarkt und hunderten Menschen. Der Menschenauflauf hat den Kleinen nicht die Bohne interessiert. Interessanter waren die vielen Buden mit den vielen verschiedenartigen Gerüchen.


    Danach gab es - wie momentan 4 x die Woche - 3 kurze Trails, überwiegend Motivationstrails. Nachdem ich am Anfang etwas Bedenken hatte, weil Hubble doch langsamer lernt als damals Google, kriegt der Hund jetzt richtig Drang und inneres Feuer. Was Google durch Intelligenz manchmal fast lässig und nebenbei löst und erledigt, macht der Kleine durch große Hartnäckigkeit und einen starken Willen. Und wenn es dann am Ende seine Lieblingsspeise gibt, frisches Rinderherz, ist er wirklich glücklich. Aus dem wird noch was.


    Das Einzige, was mir Sorgen macht, ist, dass er jetzt mit ca. 20 Wochen schon 27 Kg hat (und dabei eher mager ist, obwohl er am Tag unglaubliche Mengen Futter verschlingt). Man kann ihm beim Wachsen zusehen. Das und die Größe seiner Füße deutet auf ein Endgewicht von ca. 50 Kg. Mir tut schon jetzt der Arm weh, wenn ich daran denke, wie er ziehen wird, wenn er groß und voll und heiß auf Spur ist.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

    Antworten:


    Zu Colli67:


    Ergänzung zu 1: Und die die Prüfung bestehen, weil der Hund zufällig findet und der Prüfer das aufgrund der Prüfungsbedingungen akzeptieren muss, obwohl er genau weiß, der Hund hat nicht wirklich getrailt und der HF weiß nicht wirklich, was er tut. (Und das sogar in der Nachbesprechung explizit sagt: Sie haben die Prüfung bestanden, aber gehen sie bitte nicht in den Einsatz !)


    Zu 2: Ich gehe eigentlich grundsätzlich erst mal ohne Hund zu einem mir unbekannten Trainer, um zu sehen, wie arbeitet der, passt das zu meiner Ausbildungsphilosophie etc.. Ansonsten, wenn ich mit Hund gehe, muss ich den Arsch in der Hose haben, auch mal Nein zu sagen, wenn eine Übung meiner Erfahrung zuwider läuft. Im Übrigen stimme ich dir zu: ein Hund, der den Frust, z.B. eines Negative End nicht aushält und dann gleich völlig in seiner Motivation zusammen bricht, hat im Ernsteinsatz nichts zu suchen.


    Zu 3: Ist variabel handhabbar. Mein Bloodhound Google steht auf Fire Trails und arbeitet danach beim richtigen Trail konzentrierter. Unsere Bloodies Shania und Hubble gucken der weg laufenden Person nach, schütteln den Kopf über so viel Dummsinn, nehmen danach die Nase auf den Boden und verfolgen die Spur bis zur Person. Bei Sicht - und Hetzjägern halte ich solche Fire - Trails für kontraproduktiv.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

    Antworten:


    Zu Mone:


    Das mit der Modeerscheinung und dem Ansturm stimmt. Solange das im Beschäftigungsbereich bleibt, ist mir das auch echt egal. Ich selbst trainiere meine Suchgruppe kostenfrei, aber in Richtung Prüfungsreife und Einsatzreife. Was mich nervt, ist, wenn Leuten vorgegaukelt wird, sie würden Einsatzreife haben. aber wesentliche Qualitätsstandards der Basisarbeit nicht erfüllt sind, die Leute aber glauben und den Anspruch haben, sofort in den Einsatz zu gehen. Mein Bloodhound hat 3 Jahre gebraucht, bis ich ihn das erste Mal als Überprüfungshund mitgenommen habe. Jetzt mit 4 1/2 Jahren ist er wirklich gut.


    Zum zweiten: Was mich wirklich mal interessieren würde, ist, ob es bei den Rettungsorganisationen oder sonstigen Organisationen mit Einsatzanspruch wirklich ein fundiertes systematisches aufeinander aufbauendes Ausbildungskonzept mit Schulungs - und Trainingskonzept für Mantrailer gibt, mit Lernzielen, Methoden, Übungen, Schulungsmaterialien, Leitfäden, entsprechenden Zwischenüberprüfungen und Kontrollsystemen.


    Ich bezweifele das.


    Was es gibt, sind Prüfungsordnungen für Mantrailer, die teilweise realitätsfremd und einsatzfremd sind. Die vom BRH ist noch die beste. Bei anderen findest du Bestimmungen wie "Die zu suchende Person darf sich mindestens 24 Stunden nicht oder am besten nie in dem Suchbereich aufgehalten haben." Die Realität ist der Start am Haus oder Altersheim oder Pflegeheim, wo die Person seit Monaten oder Jahren lebt, mit einem fetten Pool und Gerüchen unterschiedlichen Alters.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

    Liebe Fories,


    ergänzend noch zwei Beispiele:


    Zweites Beispiel:


    Zwei Teilnehmer kommen von einem Workshop mit einem momentan hoch gehypten amerikanischen Ausbilder zurück.
    Meine Frage: Und, wie war es ?
    Antwort: Scheiße !
    Frage: Warum ? Was genau ist passiert ?
    Antwort: Haben Double Blind Trails gemacht, sind 1000 m in die falsche Richtung gelaufen, am Ende mussten wir die VP anrufen und fragen, wo sie lang gelaufen ist.
    Meine Frage (unter Verzicht auf blöde Vorwürfe oder besserwisserische Fragen: Warum hast du das nicht gemerkt ?): Und – wie ging es dir dabei ?
    Antwort: Beschissen ! Ich bin frustriert, mein Hund ist demotiviert. Und außerdem hat er gerade gelernt, dass ein Trail von 1000 m in die falsche Richtung auch eine Option ist. Geile Wurst !
    Meine Frage: Und – gab es eine Auswertung oder Rückmeldung oder Tipps und Hausaufgaben ?
    Antwort: Nein !


    Im Nachklang habe ich erfahren, dass zwei Staffeln einer großen Rettungsorganisation Double blind – Trails von Anfang an in ihrer Ausbildung machen.


    Eine andere Staffel dieser Rettungsorganisation macht diese Art Trails im Rahmen der unmittelbaren Prüfungsvorbereitung für die erfahrenen und bis zur Prüfungsreife ausgebildeten Mantrailer. Und genau da gehört es hin.


    Meine Meinung: Double blind – Trails kann man machen, sie ähneln im Grunde einem Einsatzszenario, wo auch keiner weiß, wie der Trail verlaufen wird. Aber doch bitte nicht unterschiedslos und unabhängig vom Ausbildungsstand.


    Drittes Beispiel:


    Bericht eines Trailers im Rahmen eines Erfahrungsaustausches: Wir haben jetzt eine klasse Neuerung. Die Hunde werden ca. 50 m vor der VP von der Leine gelassen und trailen die letzten Meter frei ohne Suchleine.
    Meine Fragen: Wie weißt du denn im Realeinsatz, dass du 50 m vor der VP bist, wenn du sie nicht siehst ? Wie verhinderst du, dass dein Hund (bei mir ein Bloodhound mit 50 Kg Lebendgewicht) die vermisste Person, meinetwegen eine demente alte Dame von 80 Jahren anspringt, sie fällt um und bricht sich den Oberschenkelhals ? Was machst du im Realeinsatz in stockdunkler Nacht im Wald, wenn das gar nicht die gesuchte Person ist, dein Hund aber hoch motiviert mit hoher Geschwindigkeit weiter trailt und nicht auf Kommando abbricht und zurück kommt ?
    Antwort: Augen wie ein Auto.


    Zusätzlich: Würde ich das bei einem Einsatz, z.B. in Hamburg in der Innenstadt machen, wäre der Hund recht schnell tot, weil überfahren.


    Also, was soll das ?


    Ratlose Grüße


    Geronimo

    Liebe Fories,


    da ich im Augenblick einige Seminare und Workshops im Mantrailing besuche (Mai und Juni und September und Oktober sind meine bevorzugten Ausbildungsmonate), denke ich momentan viel über Mantrailing und Ausbildung nach. Dabei sind mir ein paar Beobachtungen und Erfahrungen der letzten 2 Jahre durch den Kopf gegangen:


    Beispiel I (3 x in den letzten 2 Jahren passiert):


    Ich bekomme Interessenten, die in unserer Suchgruppe mitmachen wollen. Diese haben vorher über Monate bei einer größeren MT – Ausbildungsorganisation trainiert.
    Typische Frage des Ausbilders: Was möchtest du trainieren ? Mit Wissen des Trailverlaufes oder ohne ?
    Antwort: Natürlich ohne Wissen. Wir haben immer Blind Trails gemacht. Und ich hab schon Stufe Grün schieß – mich – tot.
    Trainer: Blind Trail, was ist denn das ? Bindet man sich da die Augen zu ?
    Antwort: (Mann, ist der Trainer doof !) Das bedeutet, nur der Ausbilder, der die VP weg gebracht hat, weiß wo der Trail verläuft.
    Trainer: O.k., machen wir das !
    VP wird versteckt. Leichter Trail, 200 m, 2 Abbieger, keine großen topographischen oder wetterbedingten Schwierigkeiten. Trailer startet. Hund und Hundeführer stürmen los. Ausbilder sagt nichts. Das Team trailt entweder von Anfang an oder nach spätestens 150 m in die falsche Richtung. Ausbilder geht stumm mit Betonfresse hinterher, bleibt bewusst nicht an den richtigen Abbiegestellen stehen. Hund zeigt mehrfach alle Anzeichen eines deutlichen Abbruchs und von Trail lost, Hundeführer geht unbeirrt weiter (Hinweis: HF kann Hund nicht lesen, erkennt Abbruchsignale und Unsicherheitssignale nicht), Hund geht schließlich resigniert weiter. Irgendwann, so nach 600 m wird der Hundeführer immer nervöser, dreht sich immer wieder um. Ausbilder sagt nichts, geht einfach hinterher. Schließlich bleibt das Team stehen.
    Aussage des HF: Ich weiß nicht weiter.
    Trainer: O.k. ! Wie sind wir gelaufen, wo sind wir jetzt ?
    HF: Augen wie ein Auto. (Hinweis: Keine Mind Map des Trails im Kopf)
    Trainer: Wo warst du dir das letzte Mal sicher, dass ihr auf dem richtigen Weg seid ?
    HF: Augen wie ein Auto. (Hinweis: Keine Ahnung von PLS = Point of last safety oder nicht wahrgenommen oder kein Lesen des Hundes).
    Trainer: Erklärt Trailverlauf und wo das Team falsch abgebogen ist.
    HF: Aber du hast ja nichts gesagt !
    Trainer: Stimmt, war ja auch ein Blind Trail.
    HF: Ja, aber der andere Trainer hat immer nach 10 m gesagt „Negativ !“
    Soviel zum Thema Blind Trail.
    Im Nachgespräch Frage des Trainers: Woran erkennst du, dass dein Hund sicher ist und richtig läuft ? Woran erkennst du, dass er unsicher ist und Trail lost anzeigt ? Was zeigt dir dein Hund, wenn er abbricht ?
    Antwort: Augen wie ein Auto.


    Für mich wird da ein Ausbildungsschritt wie Blind Trail gemacht, bevor überhaupt die erforderlichen Grundlagen (Lesen des Hundes) geschaffen wurden. Wahrscheinlich bin ich tatsächlich zu blöd, das zu kapieren.


    Nachdenkliche Grüße


    Geronimo

    Liebe Naijra,


    vielen Dank für die freundlichen Grüße.


    Pfingsten machen wir frei, d.h. nur Training in der eigenen Suchgruppe. Die Woche danach geht es zum Training mit amerikanischen und deutschen (Polizei - ) Ausbildern bei der GBMA (= German Bloodhound Mantrailing Association).


    Danach sind Hund und Hundeführer immer platt, aber es macht immer Spaß, man lernt viel dazu, ist neu motiviert und man ist wieder ein Stück weit befreit aus dem Kochen im eigenen Saft.


    Insofern freue ich mich darauf. Jetzt muss ich erst mal nach - und vorschlafen.


    Herzliche Grüße


    Geronimo