Mal als Frage an die Leute die Freigang kategorisch ablehen: Was würdet ihr machen, wenn ihr zwei solche Katzen habt? Beides Abgabetiere, beide kennen ausschließlich die Wohnung, aber beide verhalten sich so? Und das z.T. über Stunden…
Dazu pinkelt eine Katze, tierärztlich natürlich durchgecheckt, die komplette Wohnung voll - trotz verschiedener Katzenstreus, mehreren Toiletten, Kratz- und Spielmöglichkeiten, Auslastung wie Clickern und Reizangel und sogar einem eingenetzten Balkon? Den Balkon haben beide Katzen nur genutzt um eine Ausbruchmöglichkeit zu finden, die graue hat es auch ein paar Mal geschafft…
Abegeben, damit sich jemand anders mit den Nervensägen rumschlagen kann? Wir haben das Problem gelöst, indem wir beide Katzen, vorher kastriert, einfach etwas früher in den Freigang, der sowieso geplant war, entlassen haben.
Kann man natürlich sagen „sowas passiert mir nicht weil ich mir ausschließlich Katzen ruhiger Rassen vom Züchter hole/ältere Tiere aufnehme“ und das ist ja auch fair. Aber es kann halt auch anders kommen, meine beiden wollten einfach nach draußen. Wir haben hier zwar eine Straße vorm Haus (wie ja fast überall) aber sonst passende Gegebenheiten. Die zwei wären auch in einer anderen Wohnung nicht glücklich geworden.
Und das ist für mich ein klarer Punkt „Pro“ Freigang: Ich habe noch nie in meinem Leben einen Katzenbesitzer getroffen, der von seinen verhaltensgestörten Freigängern berichtet hat, und wir haben hier viele Freigängerkatzen. So etwas trifft komischerweise immer nur Wohnungskatzen (mag sicher Ausnahmen geben, aber mir persönlich sind eben keine bekannt).
Zu den Kontrapunkten, die ich hier bisher gelesen habe:
Ich verstehe die Leute die sich davon gestört fühlen wenn ihnen Katzen in den Garten kacken und pinkeln, gerade wenn es immer die gleichen Stellen sind, dann andere Katzen drübermarkieren usw.. Aber mit ein bisschen freundlicher Kommunikation und vor allem Einsicht lässt sich da doch einiges regeln. Hatten letzten Sommer eine Nachbarin, die auf mich zu kam und sagte, dass meine Katzen ihr regelmäßig an den Wäscheständer pinkeln. Das ist blöd und geht natürlich nicht. Habe mich entschuldigt und ihr gleich ein Katzenvertreibungsspray besorgt, was scheinbar auch funktioniert hat. Sobald es wieder warm genug draußen ist um dort Wäsche aufzuhängen wird mein erster Gang dort hin führen um ihr anzubieten wieder so ein Mittelchen zu besorgen. Bevor meine Katzen raus durften, habe ich mit den Nachbarn mit Kindern geredet die entweder Sandkästen oder Meerschweinchen/Kaninchen im Garten haben und gefragt, ob sie Abdeckungen für Sandkästen und Freigehege haben und angeboten so etwas zu besorgen. Alle haben sich bedankt, Abdeckungen waren bereits vorhanden (haben hier wie gesagt einige Freigänger) und bisher hatten wir keine Probleme. Habe Wasserpistolen zuhause die ich gerne an Nachbarn verteile, die sich davon gestört fühlen, dass die Katzen ihren Garten betreten. Bisher liegen die noch alle in der Schublade. Das machen sicher nicht alle Katzenhalter, müssen sie ja auch nicht, für mich persönlich ist es einfach der Weg des geringsten Wiederstandes.
Zum Thema Singvögel… meine Katzen haben in den letzten 1 ½ Jahren insgesamt vier tote Vögel mit heim gebracht. Dafür haben wir im Sommer jeden Morgen zwischen 2 und 6 tote Mäuse im Garten, zwei Ratten haben sie auch schon gefangen. Im Winter ist es etwas weniger. Das ist tatsächlich eine Statistik mit der ich gut leben kann, auch wenn es mir um die Tiere leid tut. Bei den Mäusen sehe ich es tatsächlich pragmatisch, denn die möchten weder meine Nachbarn noch im Haus haben. Die Katzen wurden mitunter dafür angeschafft den Hof bei uns mäusefrei zu halten. Nachdem unser alter Kater gestorben war und die beiden in der Wohnung, weil sie zu jung waren, wurden wir hier von Mäusen überrannt (Pferdestall nebenan, die kommen trotzdem zu uns in den Garten…).
Zum Thema Gesundheit: Meine Katzen haben ein Katzenklo, dass sie benutzten wenn ich sie einsperre, was selten der Fall ist. Ich kann also nicht kontrollieren wie oft sie pieseln oder ob sie Durchfall haben. Brauche ich eine Kotprobe muss ich halt mal für ein paar Stunden schlechtgelaunte Katzen in Kauf nehmen. Auch sonst sind Freigänger in Sachen Tierarzt sicher etwas teurer, haben hier ab und an mal Abszesse die behandelt werden müssen wenn sich eine der Katzen geprügelt hat. An meinen Katzen kann ich aber rummanipulieren wie ich möchte, Bauch abtasten, Zähne gucken, Krallen kontrollieren. Mit unserem alten Kater war es tatsächlich schwierig, der kam vom Reiterhof, lies sich zum Teil ungern anfassen, es war nahezu unmöglich ihn in eine Box zu packen und ein Katzenklo kannte er nicht. Der hat aber, bis ein Jahr vor seinem Tod mit fast 18 Jahren, ausschließlich draußen und in der Waschküche gewohnt und wollte auch nie in ins Haus. Das ist also auch von Katze zu Katze unterschiedlich. Bin mir sicher, dass es auch Wohnungskatzen gibt die sich nicht überall anfassen und kontrollieren lassen.