Ich war mit Tibor noch nie in einer Hundeschule und werde es auch gar nicht ausprobieren, da absehbar ist, dass das nichts für ihn wäre. Es kotzt ihn sowieso schon an, irgendetwas lernen zu müssen, ich muss immer lachen, wenn irgendwo geschrieben steht, dass jeder Hund geistige Auslastung braucht ;-)
Es kostet mich unwahrscheinliche Mühe, ihn zu irgendetwas zu motivieren... es klappt überhaupt nicht über verbalesLob & Streicheleinheiten (da scheißt er drauf) und nur seeehr bedingt über Leckerlis. Das einzigste, was bei ihm hilft, ist Erpressung. "Ich werfe den Ball nur, wenn du jetzt mindestens 50 m am Stück ordentlich bei Fuß gehst und wenn du mir vor die Füße läufst oder dumm rumhampelst, wandert dein Ball sofort wieder in die Tasche!" ... und kommt erst nach weiteren braven 10 m überhaupt erst wieder zum Vorschein. Der Ball ist das einzigste, was Tibor wirklich ordentlich motiviert, aber leider muss ich feststellen, dass, je älter er wird, auch sein Interesse am Ball nachlässt. *seufz* Ich bin froh, wenn Tibor irgendwann den Grundgehorsam voll drin hat und wenn ich das geschafft habe, werde ich ihn nicht weiter quälen mit Tricks etc.
Mit Bestrafung, wie das in Hundeschulen üblich ist, schadet man sich bei Tibor nur selbst. Dann stellt er das letzte bisschen Mitarbeit auch noch ein und dann kann man sehen, wie man kommt. Er macht dann immer absichtlich alles noch falscher, bis man sich entschuldigt. Wer glaubt, mit Ignorieren würde man bei einem HSH weiter kommen, wie das so gern angepriesen wird, der kann Stunden, Tage, Wochen ignorieren und Tibor freut sich noch, dass er endlich seine Ruhe hat *g* ufmerksamkeitsentzug ist nicht wirklich eine Strafe bei HSH.
Oder noch ein lustiges Beispiel, wie sinnlos die Standardmethoden bei HSH sind:
Ich war mit Tibor und ein paar Freunden im Wald, wo wir an einer abgelegenen Stelle einen Rastplatz einrichteten. Ich wollte mit Tibor auf das Gepäck aufpassen, während meine Freunde noch die nähere Umgebung nach einem vielleicht noch besseren Aufenthaltsort abklappern wollten. Sie stiefelten los, Tibor ihnen hinterher, obwohl ich ihn rief. Ich war stinksauer und erinnerte mich an einen Tip aus einem Hundebuch, falls Hundi abhaut: sich verstecken. Ich versteckte mich also hinter einem Fels. Da ich wusste, dass Tibor mich nicht allein lassen würde, auch wenn er anfangs davonspaziert war, dachte ich, dass diese Methode sicher bei ihm Eindruck schinden würde, wenn er merkt, dass ich auf einmal weg bin. Tatsächlich kam er nach kurzer Zeit wieder zurückspaziert. Aber denkt ihr, er hätte wenigstens nach mir gesucht? Er hat sich einfach in mein Gepäck gelegt und dort lag er. Er wusste genau: wo mein Gepäck ist, dorthin würde ich früher oder später wiederkommen. Ich saß noch eine Weile hinter dem Stein, in der Hoffnung, dass er mit der Zeit vielleicht doch nervös würde, wenn ich nicht komme, aber Fehlanzeige. Er lag und lag, putzte sich wenig und lag weiter. Und hätte ich den ganzen Tag hinter dem Stein verbracht, er hätte dort noch seelenruhig gelegen *g*
Aber irgendwie ist es schön, einen so selbsständigen Hund zu haben, auch wenn es anstrengend ist. Es ist schon toll, dass er genau weiß, er kann sich auf mich verlassen und ich würde wiederkommen, anstatt in Panik hin und her zu laufen. Er macht mir zwar regelmäßig einen Strich durch mein Erziehungskonzept, aber ich bin froh, einen Hund zu haben, der er selbst ist und den man nicht verbiegen kann... man kann ihn nur bitten, etwas zu tun, man kann ihm nichts befehlen.
Und was mich kürzlich auch fasziniert hat:
Vor ein paar Tagen ging es mir seeehr schlecht (ich bin depressiv, habe ab und an sehr akute Phasen). Und plötzlich hörte Tibor perfekt, ging super an der Leine, stänkerte nicht ein einziges Mal herum, ich musste jedes Kommando nur ein einziges Mal und ganz leise sagen. Er war so rücksichtsvoll, dass ich am liebsten geweint hätte... und das, obwohl überall geschrieben steht, dass man immer souverän bleiben muss, weil sonst der Hund die Führung übernimmt.
Und obwohl er sonst überhaupt nicht verschmust ist, hat er mich an diesem Tag ganz lieb getröstet, hat mir die Hände geleckt und sich auf dem Sofa an mich geschmiegt. Das hat mir sehr geholfen...
Übrigens: Als es mir am nächsten Tag wieder besser ging, war er sofort wieder der alte ;-) Weder war er so gehorsam wie vorher, noch hat er meine Schwäche ausgenutzt und mehr als sonst versucht, über die Stränge zu schlagen.
lg
Cory