Anfänglich lief das mit meiner Hündin ähnlich ab, wie bei dir. Ohne dass ich mir dessen bewusst war, habe ich zwei Dinge falsch gemacht.
1. Ich hatte meinen Hund immer im Auge, weil ich ihr nicht so recht über den Weg traute.
2. Die daraus entstehende Unsicherheit habe ich automatisch auf den Hund übertragen.
Das hatte zur Folge, dass ich meinem durch mich verunsicherten Hund die Führung in die Pfote gegeben hatte, obwohl dieser dankbar gewesen wäre, wenn er sich an mir hätte orientieren können. Ich wiederum strahlte lediglich die Botschaft aus, dass ich selber ratlos bin, was den Hund noch unsicherer machte.
Es äußerte sich dann im Anbellen von Artgenossen, Anbellen von Kindern, Anbellen von Autos....eigentlich... bellte sie alles an. Wenn ich schon von weitem sah, dass da eine Horde Kinder im Anmarsch war, verkrampfte ich innerlich.. mir schoß sofort der Gedanke durch den Kopf...da gleich passierts wieder, gleich bellt sie wieder und geht in die Ketten! Das, was ich nur dachte, sendete ich aber mittels meiner Person sehr deutlich an den Hund. Ich zeigte also quasi mit dem Finger drauf: Da, Jody, da kommt gleich was ganz schlimmes und du wirst gar nicht drum herum kommen, als zu bellen.
Ich ließ sie nicht mehr aus den Augen und wenn ich nicht vorher die Gelegenheit zur Flucht hatte, kam es so wie es kommen musste. Sie bellte, ging in die Ketten... es hat nicht wirklich Spass gemacht.
Was habe ich gemacht? Ich hab erst einmal das Vertrauensverhältnis in Frage gestellt und festgestellt, dass ich meinem Hund zu Nullkommanixgarnix vertraute. Aber warum eigentlich nicht? Sie ließ sich immer abrufen, sie kann (wenn sie will) sehr manierlich bei Fuss gehen. Sie hält auch Blickkontakt zu mir und ein scharfes Nein, reichte aus um sie vom Blödsinnmachen abzuhalten.
Ich habe dann ein Baustelle nach der anderen abgearbeitet. Mir kommen Kinder entgegen und ich führe meinen Hund mit zügigem Schritt an den Kindern vorbei. Dabei habe ich eine gerade Körperhaltung, den Kopf aufrecht und nicht abgesenkt. Ich schaue dabei meinen Hund nicht an, ich schaue auch nicht die Kinder an. Ich verknüpfe erst gar nicht "Kinder" mit "möglicher Gefahr". Bei meinem Hund kommt an: Hey, Mama ist vollkommen entspannt, kann also nix dolles sein, was da uns entgegen kommt.
Meine Knutschkugel mag keine dunkel gekleideten Männer, wenn diese im Gesicht vermummt sind (Motorradhelm), dann war es bisher immer ganz aus. In dem ich schon versuchte die Straßenseite zu wechseln, um an dieser vermeintlich unheimlichen Gestalt nicht vorbei laufen zu müssen, zeigte ich meinem Hund...Frauchen ist der Typ auch nicht geheuer, Holzauge sei wachsam... ich belle mal lieber laut los!
Heute nehme ich eine stolze Körperhaltung ein, weil ich immerhin diejenige bin die einen Hund dabei hat, ich schaue weder den Typ an noch meinen Hund und gehe einfach an dem Mann vorbei. Wenn ich denjenigen kenne, wird der freundlich gegrüßt und mein Hund weiß...ah harmlos, ich brauche mir keine Gedanken machen und auch nicht handeln.