Ich finde es sehr interessant wie Erfahrungen hier gerade beschrieben werden. (Danke, Wolfspuren)
Ich finde den Grundgedanken, das Hunde die zusammenkommen anhand ihrer charakterlichen Veranlagung agieren sehr interessant. Ich kann mich nur nicht mit ein paar Dingen anfreunden.
1. Ich glaube nicht das das Handeln eines Hundes einer angeborenen Stellung entspricht, sondern vielmehr eines Charakters, der durch viele Faktoren mehr oder weniger ausgeprägt wird. Ich finde den Begriff “Kompetenz“ auch gar nicht so verkehrt.
Das die RS angeboren sein sollen, dafür gibt es nun mal keine Beweise.
2. Ich bin kein Freund davon, Hunde einfach “machen zu lassen“. Da der Hund im Normalfall mit dem Menschen zusammenlebt, muss sein Verhalten situationsbedingt auch zu dem menschlichen Umfeld passen. D.h. für mich das Hunde sich an Regeln halten müssen, die ich vorgebe. Natürlich kann/sollte man Hunde auch Hunde sein lassen. Aber das geht nicht immer und muss meiner Meinung nach nicht sein. Das “Entschleunigen“ wie bei RS gehandhabt wird, birgt mir zu viel Risiko gerade junge, in der Erziehung nicht gefestigte Hunde Umweltkompetenz “abzuerlenen“. Um einen Hund z.b. in einer Stadt gut führen zu können ist das eher kontraproduktiv und für den Hund letztlich Stress pur.
Als Halter muß ich meinen Hund anleiten, gerade bei Dingen, die er nicht verstehen kann. Da bin ich in der Pflicht, schließlich habe ich für dieses Leben die Verantwortung übernommen. Gleichzeitig muß ich meinem Hund aber die Gelegenheit geben, um erwachsen werden zu können. Dazu gehört auch mal ihn "machen" und eigene Erfahrungen sammeln zu lassen. Wenn ich meinen Hund von allem fern gehalten hätte, würde er sich nicht umweltsicher bewegen und hätte heute kein so ausgeprägtes Sozialverhalten. Erst gestern hat er mich auf einer Feier mit vielen fremden Menschen überrascht, auf der er sich frei bewegen konnte. (Mein Mann holte mich mit Hund ab und die Leute dort wollten unbedingt, dass unser Hund die Möglichkeit bekam, frei laufen zu können). Also lief Herr Hund über das Gelände und begrüßte die Leute mit zärtlichen Nasenstubsern gegen ihre Hände. Er lief in das Gebäude hinein und kam wieder heraus und erfreute an diesem Abend einige Leute mit seiner Anwesenheit.
Wie bei allen Dingen rund um das Thema sollte man beispielsweise das Entschleunigen nicht zu verbissen sehen. Die Vorteile des Entschleunigens sind für mich, dass Halter und Hund ihre goldene Mitte finden. Man nimmt sich für den Viebeiner viel Zeit, geht gemütlich durch die Gegend, begeistert seinen Hund für Dinge aus der Umwelt. (Lass uns das mal anscheuen, vielleicht können wir etwas neues entdecken). Man lässt sich von seinem Hund Dinge zeigen und nimmt diese stolz zur Kenntnis, wenn es etwas ist, worauf man stolz sein kann. Ich bin sehr stolz auf meinen Hund, wenn er mir unterwgs Wildwechsel anzeigt. So eine gute Nase wie mein Hund sie hat, habe ich nun mal nicht. Was hat uns das Entschleunigen gebracht? Ein harmonisches Miteinander auf Spaziergängen. Die Zusammenarbeit am Wild klappt mittlerweile so reibungslos, dass er seit sehr langer Zeit ( es müssten jetzt zwei Jahre sein) keinem Tier mehr hinterher ist. Bei Welpen sehe ich die Ganze Sache so: Welpen sind oftmals mit vielen Reizen überfordert die auf sie einprasseln. Welpen zu entschleunigen bedeutet in dem Fall ja nur, ihnen Zeit zu geben, mit reizen "fertig werden" zu können. Auch hier sollte man das Ganze nicht ZU verbissen sehen. Hätte ich meinen Rüden als Welpen von allem fern gehalten, hätte ich heute nicht den Hund, der er heute ist. Für unsichere Hunde, die mit manch einem Reiz nicht umgehen können, ist er der Fels in der Brandung.
3. Ich erkläre meinem Hund nicht stundenlang warum er dieses oder jenes nicht darf. Authentizität hin oder her. Ich bin auch dann in Körpersprache und verbalem Ausdruck übereinstimmend wenn ich ihm ein klares “Nein“ vorgebe. Warum interessiert den Hund doch gar nicht.
Hehe und ich gehe mit meinem Hund lieber stundenlang gassi, als ihm stundenlang etwas zu erklären.
4. Am meisten stört mich aber die Festlegung auf sieben Stellungen. Es ist zwar alles,sehr schön erklärt, aber für mich nicht nachvollziehbar.
Was ich für mich logisch finde ist, das Hunde sich tatsächlich untereinander anders und einer bestimmten “Hierachie“ entsprechend benehmen und agieren. Das kann man schön beobachten, wenn man häufig in größeren Gruppen zusammen läuft. Die Hunde laufen in einer bestimmten Reihenfolge (mehr oder weniger). Mir ist in unserer Gruppe aufgefallen, das es immer derselbe Hund ist der vorne läuft und immer derselbe der hinten läuft. Alle dazwischen passen sich den beiden an.
Was jetzt interessant wäre- wie agieren die Hunde miteinander und wie kommunizieren sie, wie reagieren sie auf reize, die von außen kommen?
Was das fixieren angeht, das klappt bei mir und meinem Hund auch. Wenn ich stehen bleibe und ihn fixiere wenn er vor mir läuft, bleibt er stehen und dreht er sich immer nach mir um. Er kommt dann zu mir wenn ich nichts anderes andeute ( z.b. “weiter“ indem ich nicke).
Ich glaube aber nicht, das ich eine angeborene RS habe die mir das erlaubt
Ich denke vielmehr das beruht darauf, wie eingespielt man im Hund-Mensch Team ist. Ich glaube bei Hunden funktioniert das genauso. Mit “Mitarbeitern“ die Aufgaben erhalten oder vergeben hat das nichts zu tun. Das ist meiner Meinung nach ein hübsches Märchen, das sich da,ausgedacht wurde.