Zitat
In den letzten Jahtzehnten ist das Wissen um Populationsgenetik und Genetik allgemein auch erst entstanden. Früher waren Inzest-Verpaarungen z.B. als probates Mittel zur Merkmalsfestigung allgemein anerkannt und wurde rasse-, verbands- und länderübergreifend auch in größtem Umfang und in bester Absicht praktiziert. Das Problem von Vitalitätseinschränkung und Übertyp war in seinem Umfang unvorstellbar. So langfristig, wie sich die Probleme aufgebaut haben, wird man nun die falschen Entwicklungen korrigieren müssen. Wenn immer suggeriert wird, mit "Hauruck-Methoden" und Aktionismus wäre das zu regeln, dann ist das Augenwischerei. Siehe auch Emma-"Pseudomops". Ein Weg, auf den ich viel Hoffnung setze, ist die Entwicklung des Continental Bulldog als gesündere Alternative zum English Bulldog, in der SKG/FCI. Das wird aber einige Generationen dauern, und ist weit weniger medienwirksam zu vermarkten als die Doodelei und Designerdogzucht. Und es erfordert eine straffe Zuchtlenkung, die sich nicht auf Kompromisse einläßt, sondern das Ziel unbeirrt verfolgt. Die Alano-Züchter z.B., die einen gesunden Molosser außerhalb des VDH/FCI züchten wollten, haben sich schon wieder ins Unendliche zerstritten und zersplittert, und ihre großen Absichten Einzelinteressen geopfert.
Ich finde es sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Den VDH kritisieren, heisst nicht alle Dissidenzvereine gut zu finden. Man muss jedes Ding für sich betrachten.
Die in bester Absicht und Unwissenheit unter dem Dachverband betriebene Inzucht und Übertypisierung hat de facto bei sehr vielen Rassen zu einem genetischen Flaschenhals geführt. Das Problem löst man nicht durch weitere Auswahl, also weitere Verkleinerung des Genpools. Das ist biologisch nicht möglich, was an genetischen Varianten verloren ist, ist verloren.
Der VDH ist in der einzigartigen Position, in den Zuchtvereinen ein Umdenken einzufordern. Sinnvolle Einkreuzungen zuzulassen; die absurde Überbetonung der äusserlichen Merkmale zurückzustellen; die körperliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Zuchttiere auch bei "Showzuchten" sicher zu stellen. Also den eingeschlagenen Irrweg einzugestehen und zu korrigieren.
Ich sehe nicht, dass das passiert. Das Argument, dass andere es auch nicht besser machen (was stimmt!), zählt für mich nicht. Der VDH sollte Vorreiter sein.
Aber ich stelle die Frage gerne noch mal:
Welche Rassen wurden in der vom VDH kontrollierten Hundezucht in den letzten Jahrzehnten konkret verbessert? Ich bin sicher, dass hier Leute mit mehr Ahnung sind als ich, die diese Frage beantworten können.