Hallo Lunze,
ich habe gerade erst von dir und deinem Hund gelesen.
Ich kann deine Überlegungen sehr gut verstehen. Bei meiner im November eingeschläferten Labradorhündin fühlte ich Mitte Januar letzten Jahres zum ersten Mal einen Tumor am Hals und ich mußte mir dann auch erstmal überlegen, ob ich ihr eine Narkose zur Biopsie zumuten wollte. Ende Februar wurde dann die Biopsie genommen, der Tierarzt ging von einem Schilddrüsentumor aus. Leider brachte die Biopsie keinen vernünftigen Befund. Trotzdem entschied ich mich nach langem Überlegen zur Entfernung des Tumors. Eine befreundete Tierärztin sagte "du kannst Andra doch nicht einfach sterben lassen". In diesem Moment war mir klar, dass ich die OP machen ließ. Der Befund war für mich der totale Schock. Es handelte sich nicht um einen Schilddrüsentumor, sondern um ein Hämangiosarkom. Bei dieser Tumorart überlebt laut Statistik die Hälfte aller erkrankten Hunde die ersten 100 Tage nicht. Ich arbeite in einer Tierklinik, habe dann im Computer alle Karteien nachgeschaut von Tieren, die eine Hämangiosarkom-OP hatten. Ich habe keinen Hund gefunden, der länger als ein halbes Jahr gelebt hat. Ich war völlig am Ende und für mich war eigentlich klar, dass eine Chemo nicht in Frage kommt. Andra war mit ihren 13 1/2 Jahren total fit und ich wollte sie einfach nicht quälen. Die meisten Menschen in meinem Umfeld lehnten eine Chemo beim Hund auch völlig ab.
4 Wochen nach der OP haben wir nochmal einen Ultraschall von der Milz gemacht (vor der OP sah alles super aus). Dieses Mal konnte man einen ca. 1,5cm großen Tumor erkennen. Ich heulte danach nur noch. Wenn der Krebs in 4 Wochen schon so gestreut hat konnte ich mir ausrechnen, wie lange mein Hund noch zu leben hatte.
Mein Chef meinte, dass er mit der Tierklinik in Hofheim telefoniert. Der Tierarzt dort riet unbedingt zu einer Chemo. Heilung gab es bei diesem Tumor zwar keine, dazu war er viel zu aggressiv, aber man könne dadurch die Lebensdauer evtl. verlängern. Ich brauchte noch ein paar Tage Bedenkzeit und entschied mich dann doch dazu. Ich wollte es zumindest versuchen. Wenn Andra die Chemo gar nicht vertragen sollte, konnte ich ja immer noch abbrechen.
Anfang Mai war ich zum ersten Mal in Hofheim. Andra wurde erst Blut genommen, da eine Chemo nur gemacht werden kann, wenn die Blutwerte ok sind. Dann bekam sie das Medikament als Infusion über eine halbe Stunde.
Danach fuhr ich mit ihr heim. Die nächsten 5 Tagen bekam sie ein Medikament gegen Überkeit.
Am Tag nach der Chemo war alles gut, am Tag drauf fraß Andra morgens schon wählerisch. Abends wollte sie gar kein Futter mehr. Ich machte mir echt Sorgen, zumal es Andra am Tag drauf noch schlechter ging. Sie lag nur da und fraß nicht. Ich fuhr zu meinem Chef, Andra bekam eine Infusion, um das Medikament schneller auszuschwemmen. Am Tag drauf war es noch schlechter. Ich machte mir die größten Vorwürfe, warum ich meinem Hund das angetan habe. So schlecht ging es Andra noch nie. Am Abend wurde es langsam besser, sie fraß den ersten Bissen und am nächsten Morgen weckte sie mich schwanzwedelnd. Sie war wieder ganz die Alte als wäre es ihr nie schlecht gegangen. Für mich war eigentlich klar, dass ich zur nächsten Chemo in 3 Wochen nicht gehen würde. Ich telefonierte nochmal mit dem Tierarzt und er meinte, dass man beim nächsten Mal die Dosis um 20% reduzieren würde. Also fuhr ich 3 Wochen später wieder in die Klinik. Die Dosis wurde reduziert und Andra hatte kaum noch Nebenwirkungen. Sie war 2 Tage etwas müder und fraß etwas wählerisch, aber kein Vergleich zum ersten Mal. Und wieder war sie am 5. Tag die Alte, als wäre mie etwas gewesen. Insgesamt bekam Andra 5 Chemos im Abstand von 3 Wochen. Ich hatte sogar den Eindruck, dass es ihr jedes Mal nach der Chemo besser ging als vorher und auch während der kritischen ersten 5 Tage ging es ihr bei Chemo 2-5 wirklich gut. Sie schwamm sogar jeden Tag.
Andra lebte bis Anfang November, also nach Tumorfeststellung noch 9 1/2 Monate. Natürlich habe ich mir nach ihrem Tod oft Gedanken gemacht, ob das mit den Chemos wirklich richtig war. Mein Hund war für mich das wichtigste im Leben und das letzte was ich wollte war, dass sie leidet nur weil ich mich nicht trennen kann.
Trotzdem denke ich, dass ich die Chemo wieder machen lassen würde. Bei sehr aggressiven Tumoren ist das meiner Meinung nach die einzige Chance auf ein paar Monate mehr Leben. Andra hatte auf alle Fälle sehr lebenswerte letzte Monate und das ist das einzige, was zählt.
Ich hoffe, das war nicht zu ausführlich und hilft dir vielleicht ein bißchen.
Die Behandlung homöopathisch zu unterstützen halte ich auf jeden Fall für sinnvoll. Ich war bei meinem Hund nur der Meinung, dass bei so einem Tumor eine rein homöopathische Behandlung nicht ausreicht. Das muss aber jeder für sich entscheiden.
Es gibt übrigens von der Firma Heel ein Behandlngsschema für eine homöopathische Tumortherapie.
Ich drücke dir und deinem Hund ganz fest die Daumen!
Beiträge von drüsi
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Dein neues Mädchen ist wirklich süß und ich finde es einfach nur toll, dass sie nun bei dir ein schönes Leben verbringen kann. Ich denke, wenn sie merkt, wie gut sie es bei dir hat, wird sie auch immer mehr Vertrauen bekommen.
Deine Nicki ist mit Sicherheit stolz auf dich, dass du Lisa zu dir genommen hast. -
Hallo Windi,
ich kann deine Sorgen gut verstehen. Bei meiner Labradorhündin wurde 2008 ein Mastzelltumor Grad II entfernt, der sich lediglich als Hautveränderung zeigte, die sie schon Jahre hatte. Diese Stelle wurde mit der Zeit etwas größer und ich habe sie damals nur entfernen lassen, da Andra sowieso in Narkose war. Ich hätte mit diesem Befund niemals gerechnet. Wir haben danach die Lunge geröngt und einen Ultraschall vom Bauch gemacht, um Metastasen auszuschließen. Des Weiteren habe ich die OP-Stelle regelmäßig kontrolliert, d.h. in Andras Fall, dass ich alle paar Wochen die Seite großflächig rasiert habe. 2009 sah ich bei dieser Gelegenheit, dass sich ein kleines Rezidiv gebildet hatte. Andra wurde daraufhin nochmal operiert, die neue Stelle wurde sehr großflächig umschnitten und auch die oberste Schicht der darunterliegenden Muskulatur wurde entfernt. Danach bildete sich zum Glück nichts mehr.
Wir haben ca. alle 1/2 Jahr einen Ultraschall vom Bauch gemacht und auch da sah alles super aus.
Andra wurde leider Anfang November wegen den Folgen eines Hämangiosarkoms eingeschläfert, das hatte jedoch nichts mit dem Mastzelltumor zu tun.
Ich drücke dir die Daumen, dass das Ganze bei Indy auch so gut ausgeht. Ich würde mich nicht allzu verrückt machen, kann aber gut verstehen, wenn du dir Sorgen machst. Falls du dich noch ein bißchen weiter informieren möchtest kann ich dir die Tierklinik in Hofheim empfehlen. Die sind auf Tumore spezialisiert und auf deren Homepage müßtest du eigentlich etwas finden.
Ich wünsche euch alles, alles Gute.