Ich musste gestern Nacht auch noch viel darüber nachdenken...
Aber genau das ist es eben.. bei Mensch wie bei Tier.. wie soll jemand eine Entscheidung für andere treffen, wenn nicht mal die Personen selbst immer die richtige Entscheidung treffen "können"?
Kann es da jemals ein "richtigen Zeitpunkt" geben jemanden "gehen zu lassen"? Wenn nein, ist es dann automatisch richtig sie bis zum Ende durch zu schleifen? Egal wie der seelische, körperliche und allgemeine Zustand sind?
Was zählt wirklich? Nur körperliche Schmerzen? Seelische Beschwerden? Würde?
Ich habe mal eine Dokumentation gesehen, von einem Herren in der Schweiz mit Bipolarer Störung (manisch depressiv), der dort die aktive Sterbehilfe aufsuchte. Er entschied während einer "guten Phase", dass er sterben möchte. Er möchte einfach lieber sterben als nochmals eine "schlechte Phase" zu erleben.
Dieser Mensch hatte Familie, Freunde.. stand mitten im Leben. Vor allem ging es ihm gerade wirklich gut. Er hatte auch soweit ich mich erinnere keine körperlichen Beschwerden und trotzdem ging er dann in das Haus der aktiven Sterbehilfe und heraus kam nur ein Sarg.
War das richtig? Hätten sie das zulassen dürfen? Wer kann das entscheiden?
Ich denke dann immer an einen Satz einer guten Freundin, den ich nie vergesse: "Hätte es bei uns aktive Sterbehilfe gegeben, wäre ich nicht mehr am Leben. Ich bin sehr froh, dass es sie nicht gab."
Sie hatte sehr schwere Depressionen, mehrere Selbstmordversuche hinter sich.. aber all das lag Jahre zurück. Sie war mittlerweile wieder richtig froh am Leben zu sein. Auch ihre Kinder, die zu dem späteren Zeitpunkt sogar noch bei ihr wohnten, hätten es sicher sehr schwer verkraftet, wäre die alleinerziehende Mutter damals "gegangen".
Ich hätte bei keinem der beiden Fälle für diese Personen entscheiden wollen, aber ab wann weiß man denn, dass eine Person selber das richtige entscheidet?
Meine Oma (bei der ich aufgewachsen bin) entschied zu sterben. Still und heimlich bei sich zuhause. Begleitet von einer Bekannten. Sie hörte auf Medikamente zu nehmen, zu trinken und zu essen.
Von der Bekannten wurde uns gesagt, dass sie uns die Schuld daran gebe und auch was genau wir getan haben sollen. Hätte sie mit uns geredet, wäre das "Missverständnis" aber sehr schnell aus der Welt gewesen.
Aber im Endeffekt frage ich mich oft, ob es nur das gewesen ist, oder ob sie einfach sauer war und das hinterlassen wollte.
Aber egal wie.. hätte es keinen anderen Weg gegeben? Hätte man zusammen nicht einen finden können? Ich bin mir eigentlich sicher, dass sie noch viele glückliche Jahre hätte haben können, wenn sie mit uns darüber geredet hätte.
Dann meine Erfahrungen aus dem Altenheim. Bist du nämlich erst mal in einer solchen Pflege, wird dir die eigene Entscheidung schnell genommen. Es gibt kein "kein Essen, kein Trinken, keine Medikamente" mehr. Egal wie schlimm deine Schmerzen sind. Im Notfall gibt es halt den Schlauch und/oder Infusionen.
Ich habe viele an Demenz erkrankten Menschen begleitet. Es ist furchtbar und der Grund warum ich es heute nicht mehr tue. Wir haben Menschen dort gehabt, die tagelang geweint und geschrieen haben. 24 Stunden jeden Tag. Sie wollen nicht verrückt werden, sie wollen ihre Mama, sie wollen sterben, sie wollen nicht dahinvegetieren.
Eine Frau hat mir wirklich genau das unter Tränen erzählt. Sie merkte, dass sie Dement wird. Sie sagte mir, dass sie sterben will, bevor sie nicht mal mehr sagen kann, dass sie es will. Sie will auf gar keinen Fall dahinvegetieren.
Das waren ihre Worte.. ein halbes Jahr später tat sie aber genau das. Sie erkannte uns nicht mehr, auch nicht ihre Familie. Sie war nicht mehr ansprechbar, lebte in ihrer Welt. Natürlich Inkontinent, wie 90% der Bewohner. Laufen wollte sie wohl nicht mehr. Es gab nur noch ein "aus dem Bett in den Rollstuhl, Essen rein geschoben in den Mund, wieder ins Bett etc." Sie war für keinerlei Aktivitäten ansprechbar. Ihre Augen schauten mich nur immer Müde an und es kamen Sätze heraus, die keinen Sinn ergaben.
Das ist ein Fall, der mir sehr Nahe ging. Als diese Frau noch eine eigene Meinung zugesprochen bekommen hat, wurde sie dennoch nicht respektiert.
Aber auch hier die Frage... war es trotzdem richtig so? Ist sie vielleicht glücklich in ihrer Traumwelt?
Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, ich glaube es ist einfach nichts. Ist dann eine Traumwelt nicht besser als nichts?
Diese Frau glaubte an den Himmel und für ihre Sicht war es natürlich schöner dort zu sein, als auf dieser Welt dahin zu vegetieren. Aber was, wenn es keinen gibt?
Das ist wieder so eine Frage, auch bei den Tieren.
Es tut mir sehr leid.. aber ich glaube auch nicht bei unsere Tieren an die Regenbogenbrücke und dass sie es danach so toll haben. Und allein diese Frage.. "gibt es ein danach?"... führt dazu, dass es niemals eine einheitliche Meinung geben kann. Das Leben auf dieser Welt ist einfach viel mehr wert, wenn es kein danach gibt.
Die einfachste Entscheidung ist meiner Meinung nach die, der körperlichen Schmerzen. Ist die Person noch bei klarem Verstand und kann für dich selbst entscheiden, dass sie diese Schmerzen nicht mehr möchte, dann sollte man das respektieren... oder etwa doch nicht?
Was wenn der Person 12 Monate mit viel Schmerzen versichert werden und es kein Heilmittel gibt. Wenn es dieses Heilmittel aber nun z.B. 6 Monate später plötzlich doch gibt und diese Person dann noch viele Jahre ohne Schmerzen hätte haben können?
Also selbst hier kann man sich "streiten".
Aber nur, weil man sich nicht zutraut Entscheidungen zu fällen und es selbst den Personen selber nicht zutraut bzw. zutrauen kann, heißt das doch nicht automatisch, dass man das Leben egal für welchen Preis erhält?
Oder doch?
Es ist einfach ein sehr schweres Thema, für das es nie "die Lösung" geben wird!
Ich werde meine Tiere wahrscheinlich "erlösen", bevor sie viel "leiden" müssen.
Nicht gleich bei einer Inkontinenz.. ich denke das stört die Tiere weniger als uns Menschen.
Aber... ich kann nicht sagen wann und wie.. ich habe gerade länger versucht darüber nachzudenken.. es geht nicht. Ich werde es dann sehen und entscheiden.
Generell denke ich aber, dass es oft durchaus ein "Erlösen" ist und auch dass es das auf jeden Fall auch geben sollte. Auch bei Menschen bin ich für ein "Erlösen" in manchen Situationen.
Das Problem ist nur: Ich traue mir nicht zu zu entscheiden wann der richtige Zeitpunkt dafür ist und ich denke das kann keiner.
Es wird weiterhin Tiere und Menschen geben die Leiden und bei denen das "Erlösen" die bessere Wahl gewesen wäre und genau so wird es auch immer Tiere und Menschen (ersteres eindeutig mehr) geben, denen zu früh das Leben genommen wurde.