In Hamburg lebend kommt man nicht umhin, die unterschiedlichsten Hundemenschen mit ihren Hunden zu erleben. So fallen selbstverständlich auch unermesslich viele gedanken- oder rücksichtslose Hundehalter auf.
Hier laufen enorm viele Hunde frei, darunter auch eine erhebliche Anzahl solcher, welche nicht im Gehorsam stehen. Die Mehrheit dieser Hunde ist jedoch sozialverträglich, wenngleich auffallend ist, dass verschiedene Hundehalter divergierende Standpunkte und unterschiedlich lange Geduldsfäden mitbringen.
Unerzogene Hunde, welche Fremde anspringen oder sich lautstark beklagend gern auch mal 30 Minuten lang vor Geschäften herumhocken, sind keine Seltenheit. Hundehalter, die ihren unverträglichen Hunde fröhlich Freiraum auf Kosten anderer Hunde bieten, nehme ich indes ausgesprochen selten wahr.
Es ist gleichwohl meistens alles gut, freundlich und einigermaßen höflich. Je mehr man bereit ist, Verständnis zu wecken, indem man auf das weitverbreitete verbale 'Draufhauen', dessentwegen es meines Erachtens häufig zu Auseinandersetzungen kommt, verzichtet, desto mehr Konflikte lassen sich friedlich und fruchtbar lösen.
Es liegt mir fern, andere zu verurteilen, denn auch ich habe eine Schmerzgrenze, welche ich klar, jedoch immer nachvollziehbar zu kommunizieren suche. Bisher reichte nahezu immer ein Gespräch oder eben ein Weiterziehen; manches Mal schluckte ich einen leichten Unmut schlicht hinunter, weil offenkundig war, dass ein Gespräch keinen Sinn ergäbe.
Als ich vor Jahren einmal mit einer exorbitanten Deutschen Schäferhündin, einem Malamute Mischling, einem Golden Retriever und einem Border Collie gemütlich spazieren ging, wurde ich urplötzlich von einer aufgebrachten Mutter mit einem Norfolk Terrier, die bemerkenswerten Müll von sich gab, aufgehalten.
Sie störte sich an den großen Hunden, da diese sich im Freilauf befanden. Zudem sagte sie, sie kenne das Gesetz und der der DSH müsse einen Maulkorb tragen. Dies wiederholte sie mehrmals, und sie wurde verbal leicht griffig; mithin war ihr Ton weder freundlich noch erträglich, doch es war offensichtlich, dass sie sich fürchtete und keinen Schimmer hatte.
Da die betroffenen Hunde grundsätzlich exzellent im Gehorsam stehen, was viel Arbeit erforderte, und Dame sowie Hund weder belästigten noch zu fressen gedachten, hätte ich auch gereizt reagieren können. Zumal der Ton die Musik macht, und die Dame unangenehme Noten wählte, um mir zu allem Überfluss auch noch falsche Informationen zuzuwerfen.
Wir haben gewiss 10 Minuten damit verbracht, dieses Thema zu klären, und der Abschluss war für uns beide schön. Sie begleitete uns gar ein kleines Stück, streichelte die Hunde und bedankte sich aufrichtig fürs Gespräch sowie die Aufklärung.
Ich bin kein Gutmensch, dennoch vermag ich mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen; ebendas hilft häufig, selbst wenn man gerade etwas wahrlich Unangenehmes durchleben 'darf'. Um gänzlich aufrichtig zu sein, es war ein Lernprozess, denn vor 7 Jahren kam es noch vor, dass ich mich wegen solcher Erlebnisse fürchterlich zu echauffieren vermochte.