Hallo Tinka,
herzich willkommen.
Vorallem braucht ihr natürlich viel viel Zeit. Seit April ist ja noch nicht so lange. Wie lange ein Hund braucht sich einzuleben ist ja von Hund zu Hund sehr unterschiedlich die einen sind nach 4 Wochen richtig angekommen, die anderen brauchen viel viel länger...
Ich hätte jetzt mal so drei Sachen die mir ganz spontan einfallen würden.
1. Du findest ja sie orientiert sich wenig an dir, ist natürlich in der kürze der Zeit der Zeit auch schwierig. Sie orientiert sich natürlich mehr an deinem anderen Hund, da du ihn benutzt um die Lage zu checken. Ich würde das in sofern ändern, dass du die Lage checkst.
Ich stell mir das so vor:
Schleppe so lange wie möglich lassen, ihr also erstmal zu gestehen, dass sie zurück bleibt und Zeit hat aus der Ferne erstmal zu beobachten. Du gehst das Objekt/den Angstauslöser egal ob Hund oder Gegenstand "untersuchen". Natürlich machst du das möglichst spannend und interessant. Bei Objekten und weil sie ja Leckerchen wie du sagst noch nicht nimmt, versuch es mal über den Geruchssinn, benutze zum Beispiel "Ochsenzimmer/Pansen/gekochtes Hühnchen". Dann leg das in Richtung vom angstauslösenden Objekt erst mit Abstand, dann immer näher bis es irgendwann drauf liegt und sie es von dort nehmen kann. Freue dich wie bolle immer wenn sie einen Schritt in die richte Richtung macht und sei Stolz auf sie,
Wenn du das Gefühl hast, dass sie soweit ist mit dir gemeinsam Objekte zu untersuchen, dann nutze dafür jede Gelegenheit. Im Prinzip braucht es ja Vertrauen und du mußt ihre Sicherheit werden. Gemeinsames untersuchen von Sachen oder auch Orten stärkt die Bindung also die Orientierung zu dir.
2. Zur Ruhe im Haus, du hast es zwar jetzt nicht so direkt geschrieben, aber ich würde vermuten, dass sie vielleicht auf der Straße aufwuchs, also eventuell ist die Umgebung Haus für sie noch zu "neu"
3. Zum Thema Hundebegegnungen schreibe ich dir einfach mal wie ich ich es mit meinem Whippet gemacht habe, der gerade auch eine sehr unsichere Phase hinter sich hat, was fremde Hunde vor allem größere Hunde angeht. Was uns sehr gut geholfen hat, waren mehrere Faktoren.
Ich erzähle einfach mal von uns vielleicht findest du was für euch dabei:
Wenn uns beim Spaziergang ein Hund begegnete bzw. er auch weiter entfernt einen entdeckt hatte, ist er erstmal eingefroren. Wenn der Hund auf ihn zu kam auch wenns langsam zum schnüffeln war, ist er meistens erstmal davon gerannt. Hat zum Teil auch geschrien wenn der andere ihm dann hinterher ist.
Natürlich war ich auch erstmal völlig verunsichert und überfordert wie ich jetzt damit umgehen sollte.
Ich habe dann in mehrere Richtungen gearbeitet.
1. Levin an die Leine genommen, damit er nicht fliehen kann.
2. Ein paar Einzelstunden genommen. Die Trainerin war super und hat mir folgende Tipps gegeben:
Vorab:
Hunde reagieren normalerweise mit 3 Verhaltensweisen auf ihre Angst/Unsicherheit: Einfrieren, Flucht oder Angriff
Wovon Flucht und Angriff aber am Negativsten sind und wir als Halter verhindern sollten, dass es dazu kommt.
Wobei die Flucht, sowie Einfrieren (Unsichtbar machen) aber auch ein Stresskompensator sein kann, ebenso wie Schnüffeln.
Wir haben dann Alternativverhalten geübt. Das lief so ab:
Erstmal stehenbleiben bei Sichtung eines Hundes und einfach die Gelegenheit geben zu beobachten (Leine entspannt, tief durchatmen mich entspannen) (Stehenbleiben, bevor er einfriert), dann abwarten bis er den Hund sichtet und sobald er zu mir schaut sofort mit Leckerchen bestätigen. Sobald der Blick bei mir ist weiterlaufen und ihn einen Seitenwechsel machen lassen (ich gehe zwischen ihm und dem fremden Hund)
Wir haben das dann soweit geübt bis es mit Ihren drei Hunden nicht mehr zum Stehenbleiben kam, sondern im laufen geklappt hat. Zusätzlich habe ich immer erst den Kontakt mit den Hunden aufgenommen z.B bin hin und habe sie gestreichelt, da Levin mir immer gefolgt ist konnte er so Kontakt aufnehmen mit mir als Sicherheit.
Zusätzlich haben wir Übungen gemacht um sein Selbstbewusstsein aufzubauen im Beisein der anderen Hunde, z.B. über eine Rampe klettern oder ein Bällchenbad nehmen, so Dinge auf die er eben auch stolz sein kann wenn er sie geschafft hat (oder ich, weil das Gefühl überträgt sich auf ihn)
Immer darauf achten, dass der Blick erst zum Hund geht und dann zu dir. Also quasi bekommt sie das Lecker/oder in deinem Fall eher ein verbales Lob dafür, dass sie den Hund anschaut und sich dann an dir orientiert.
3. Ich bin mit einer Freundin und ihrem Rotti spazieren gelaufen und auch dabei sind wir über einen Stapel Baumstämme geklettert zusammen. Oder haben gemeinsam irgendetwas untersucht. (Also Selbstbewusstseins stärkende Übungen gemeinsam mit einem fremden Hund und der Sicherheit)
Und achte auch darauf, dass wenn du das Gefühl hast es wäre auch für den anderen Hund in Ordnung und deine Hündin irgendwie ein Interesse an ihm zeigt hin zum schnüffeln, bzw. so wie ich es beschrieben hab, geh mit ihr gemeinsam hin und nimm Kontakt auf.
Wichtig ist, dass du dich immer super darüber freust, wenn sie trotz zögern irgendwo darüber geht (Selbstbewusstseinsübungen) oder Kontakt mit anderen Hunden aufnimmt. Das gibt ihr ein gutes Gefühl, dass du so richtig stolz auf sie bist.
Versuch bei allem was du mit ihr machst immer möglichst entspannt zu bleiben und einfach tief durchzuarbeiten.
Eine kleine Gruppe in einer Hundeschule (so ca. 2-3 Hunde) könnte durchaus sinnvoll sein. Es muss ja nicht sofort von 0 auf 100 gehen und Freilauf gemacht werden. Aber ein guter Trainer wird auf euch eingehen und dafür sorgen dass sie so positive Erfahrungen mit anderen Hunden sammeln kann. Bzw ihr beide eure Bindung durch gemeinsame Aktivitäten (nur du und sie) in Anwesenheiten von anderen Hunden stärken könnt.
Verstehst du was ich meine?
Grüße Nicole