Ich reihe mich auch mal ein mit meinem lernbehinderten Sockenmonster
Finn kam mit 8-12 Wochen zu uns (jedes seiner Geschwister hat ein anderes Geburtsdatum mitbekommen, also weiß niemand nix genaues), anscheinend hat das schon gereicht, den armen Kerl fürs Leben zu verderben. Klar, wir hätten bestimmt vieles besser machen können, aber das Grundproblem, dass in Finns hübschem Köpfchen einfach nix hängen bleibt und er die Welt auf eine sehr besondere Weise sieht ("alle sind meine Feinde und ich muss sie leider töten, auch wenn mich das zu Tode ängstigt"), lässt sich nicht betreiten. Zumal der ganze Wurf so drauf war. Sie konnten allesamt nicht alleine bleiben und hatten überhaupt keine Nerven. Ein Stuhl, der anders stand als erwartet, war ein Drama und Grund genug am Rad zu drehen. Und wenn dann auch noch ein Auto in der Straße anderst geparkt hatte, ojemineojemine. Von "plötzlich" auftauchenden Menschen, Hunden, Autos etc mal ganz zu schweigen
Das soziale Miteinander mit Menschen war ihnen völlig fremd, Finn hat fast zwei Jahre gebraucht, bis er akteptieren konnte, dass außer ihm noch jemand in diesem Haus wohnen will. Spielen oder gar kuscheln kam erst sehr viel später dazu.
Und bei allen dreien ist das mit Eintritt in die Pubertät von ängstlich-passivem Verhalten in Agression und nach-vorne-gehen umgeschlagen :| mit dem Ergebnis, dass der eine Bruder erschossen wurde und Finns Schwester nach Jahren im Tierheim jetzt in einem "Experimentalrudel" irgendwo am Ende der Welt ganz ohne direkten Kontakt zu Menschen lebt. Mit anderen Hunden kommt sie zum Glück super aus.
Bei Finn merkt man jetzt mit seinen sechs Jahren so langsam, dass von all dem Training endlich was hängen bleibt - an guten Tagen. Tagelang benimmt er sich ganz passabel, und auf einmal bringt ihn ein unerwartet auftretender Mensch völlig aus dem Konzept. Wegen dieser "Unberechenbarkeit" ist Finn immer gesichert, wenn uns jemand begegnen könnte. Er kann zwar eigentlich mit den meisten Reizen umgehen, aber halt nicht zuverlässig bzw zeigt er mir nicht früh genug an, dass ihn was überfordert, also dann lieber ganz an der Leine bleiben.
Gesundheitlich ist er ein Wrack. Schwere HD, ED, Athrose, Herzinsuffizienz, eine bisher nicht wirklich greifbare Erkrankung, die seine Nerven angreifft...ob zuerst der Deprivationsschaden und aus dem daraus resultierenden Stress die Erkrankungen kommen oder Finn eh eine gesundheitliche Dauerbaustelle geworden wäre, kann glaub ich keiner so genau sagen. Auf jeden Fall sieht er körperlich sehr viel älter als seine 6,5 Jahre aus.
Das "schöne" mit so einem Hund ist, dass einen irgendwie nix mehr schreckt wir hatten jetzt glaub ich alles durch, was ein Hund so an "unerwünschtem" Verhalten zeigen kann. Der nächste darf gerne jagen, Leine pöblen, aus Stress Socken fressen, nicht alleine bleiben können, Autos jagen etc pp, solange er nur tief in seinem Herzen positiv was mit Menschen anfangen kann und lernen kann.