Hier mal ein paar Tipps, die dir hoffentlich helfen:
1. Perfektion gibt es nicht: Jaja, die Welpen/Hunde anderer sind perfekt. Bis du genauer hinschaust. Und übrigens: Du denkst, dir geht das alleine so und alle anderen machen alles besser, haben einfachere Hunde etc. pp.? So ziemlich genau das denken sich alle anderen auch. Was mach ich bloß falsch/warum macht mein Hund das nicht - bei allen anderen klappt es doch auch. Der Glaube ist extrem weit verbreitet, weil immer die Sonnenseite nach außen gezeigt wird.
2. Was ist DIR wichtig: DIR, nicht allen anderen. Nicht, die anderen sagen aber. Nicht, das macht man so. DIR!
Beispiel von mir: Mir ist das wumpe, ob meine Hunde auf dem Fensterbrett liegen oder auf dem Wäscheständer. Kein einziger meiner Hunde kannte jemals "geh auf deinen Platz" (und wir reden von 40+ Jahren Mehrhundehaltung). Wenn sie mir gerne hinterherlaufen möchten, laufen sie mir eben hinterher.
Es gibt hier wenige Regeln und andere schlagen die Hände überm Kopf zusammen, weil hund muss doch aber x, y, z und darf doch aber nicht blablabla. Für mein Leben haben die Regeln anderer aber schlicht keine Bewandtnis. Ich brauche kein Deckentraining. Wenn sie mir im Weg rumliegen, müssen sie eben aufstehen und gehen. Wollen sie aus dem Fenster schauen, ja mei. Na und. Solange sie nicht sinnlos bellen oder Gefahr laufen, runterzufallen, mir doch egal.
Die wenigen Regeln, die es gibt, die werden durchgesetzt. Immer. Angepasst an den Hund. Bei dem einen reicht ohoh oder nein und damit hat sich das gegessen. Bei dem anderen musst du deutlicher und intensiver werden. Und zwar 30 Mal hintereinander. Aber wenige, konsequent durchgesetzte Regeln sind entspannter als ein Regel-Katalog, von dem 95 Prozent für dich überhaupt nicht relevant sind.
3. Versetz dich in deinen Hund: "Er will doch nur Aufmerksamkeit!" - was genau ist schlimm daran, Aufmerksamkeit zu wollen? Er weist dich damit auf ein Bedürfnis hin. Falls er tatsächlich Aufmerksamkeit will und nicht einfach austestet, womit er sich gerade die Zeit vertreiben kann. Aber selbst, wenn er Aufmerksamkeit will - was soll er denn sonst machen? Dein Hund ist bei allem auf dich angewiesen. Er kann sich nicht hinsetzen und am Handy daddeln, fernsehen, Freunden schreiben oder ein Buch lesen. Seine einzige Chance ist es, dich aufmerksam zu machen.
Er hatte am Anfang seines Lebens eine komplette Familie um sich, Geschwister zum Spielen, eine Mutter, die ihn gefüttert, geputzt und gekuschelt hat und jetzt hat er dich als "Ansprechpartner". Er hat seine Geschwister zum Spielen aufgefordert (wollte ihre Aufmerksamkeit), hat sich vor seiner Mutter hingelegt, wenn er abgeleckt oder beruhigt werden wollte (wollte Aufmerksamkeit und Zuwendung) - warum und vor allem wie sollte er bei dir auf seine Bedürfnisse hinweisen?
4. Erwarte keine Wunder, sondern sieh es als Prozess: Du bist gerade in einer Frustspirale. Du hast dies, das und jenes versucht und nichts scheint zu funktionieren. Aber schau erstens Mal auf alles, was schon funktioniert. Macht dein Hund 10 Mal im Tag in die Wohnung? Nein? Erfolg! Frisst normal, läuft passabel an der Leine, ist auf dich orientiert? Über die Probleme vergessen wir manchmal, das einiges problemlos abläuft.
Dann hast du jetzt eben schon einiges ausprobiert, aber vieles braucht Justierung und Wiederholung. Das funktioniert nicht von jetzt auf gleich, sondern braucht Geduld und Konsequenz. Sich zusammenzuraufen und zu finden, was für euch beide funktioniert, ist ein Prozess. Machst du heute das, morgen jenes und am Mittwoch wieder was komplett anderes, verwirrt das nur und du kommst gar nicht voran.
5. Dein Hund will dich nicht ärgern: "Das macht der doch mit Absicht! Der weiß das ganz genau! Der will mich doch nur ärgern! Ich lasse mir nicht auf der Nase rumtanzen!" - Das sagen viele Hundehalter oft oder denken es zumindest. Das schürt den Frust ungemein, wenn man im Kopf hat, der Hund arbeitet bewusst und absichtlich gegen mich. Und zudem stimmt es einfach nicht. Verabschiede dich von dem Gedanken und schon wirst du entspannter und kannst passende Lösungen finden.
Nimm die Thematik Herd. Ich hatte am Wochenende sage und schreibe 19 Hunde hier, weil gefühlt alle Menschen die ich kenne, gleichzeitig weggefahren sind und ihre Hunde bei mir in den Urlaub gegeben haben. Altersreichweite: 4 Monate (gleich 3 von der Sorte) bis 17 Jahre. Weißt du, wie viele Gitter ich habe? 0. Und dennoch war ich beim Kochen vollkommen unbehelligt, obwohl einige Hunde mit in die Küche gekommen sind und die Küchentür offen stand. Ich habe anerkannt, dass sie gerade zumindest Nähe zu mir brauchen, um sich sicher zu fühlen. Dafür hab ich aber auch meinen Raum eingenommen und sie resolut aus meiner Zone rausgeschickt. War für alle in Ordnung so. Ganz ohne künstliche Abgrenzung.
Da gab es kein Jammern, Wimmern, Fiepen, Bellen oder Diskussionen drüber. Weil ich eben kein Problem geschaffen habe, wo keines ist. Wenn ich einen Hund an einer Stelle gerade nicht haben will, gibt es dafür ein AB! und weiter geht es mit dem Leben.
Ich hätte auch ein Gitter hinpappen oder die Tür schließen können, und dann wäre Drama gewesen. Aber nicht, weil mich die Hunde ärgern wollen, sondern weil sie Nähe als Sicherheit brauchten. Hab ich anerkannt. Dafür haben sie meine Zone anerkannt. Fertig