Liebe "Lilly 48"
Ich habe gerade Deine ganze traurige Geschichte gelesen und mich in so vielen Gedanken von Dir wiedergefunden! Am 5. Mai 2012 liess ich meinen über alles geliebten Golden Retriever Rüden Jannik über die Regenbogenbrücke gehen. Er war mein erster Hund, ich bin also das erste Mal vor so einer schweren Entscheidung gestanden. Jannik durfte 14 Jahre und 11 Monate alt werden. Es gab viele Auf und Abs in den letzten Wochen und ich habe mich immer und immer wieder gefragt, ob sein Leben noch lebenswert ist oder ob ich es einfach nicht sehe, weil "zu nahe dran", dass der Zeitpunkt längst gekommen ist. Aber mehr als einmal hat er sich von einer schlechten Phase wieder erholt und war auf einmal wieder munter. Jetzt im Nachhinein kann ich auch sagen, wenn es so weit ist, weiss man's. Deshalb: So lange man nicht sicher ist, ist es eben noch nicht so weit! Aber da gab es keinen Blick von ihm, welcher mir mitteilte, dass die Zeit gekommen ist, wie es mir so viele Leute immer wieder gesagt hatten. Als ich am Abend des 4. Mai 2012 heimkam, wusste ich es einfach.
Ich habe ebenfalls eine Tierkommunikatorin kontaktiert, mit deren Hilfe ich in den vergangenen Jahren immer mal wieder Dinge zwischen mir und Jannik geklärt habe. Ich weiss, dass ich ihr absolut vertrauen kann und dass sie die Tierkommunikation wirklich beherrscht. Wenn ich nicht sicher war, ob Jannik noch leben möchte, rief ich sie an. Und ich stellte immer die selbe Frage "möchtest Du noch oder nicht?" (Janniks Zustand war noch um einiges besser als der von Deiner Maus, deshalb war das Können keine Frage). Bis zum 4. Mai 2012 war die Antwort immer, die Zeit wäre eigentlich schon da, und "drüben" alles für ihn vorbereitet, aber er möchte noch ein wenig bleiben.
Am 4. Mai 2012, als ich selbst gespürt habe, dass es nun an der Zeit ist, spazierte ich mit Jannik an "unseren" Waldrand, setzte mich auf einen liegenden Baumstamm und rief die Tierkommunikatorin an, während Jannik neben mir stand um im Gras schnüffelte. Ich fragte Jannik, ob er noch bleiben oder lieber gehen möchte und die Antwort war "mein Körper ist schwer, ich fühle mich, als würde ich mich mit Kleidern angezogen in einem Swimming-Pool bewegen, alles ist sehr anstrengend, ich möchte raus aus diesem Körper".
Die Tierkommunikatorin fragte mich, ob ich denn bereits über den Zeitpunkt nachgedacht hätte und ich antwortete "ja, es soll gleich morgen sein". Wie ich diesen Satz fertig ausgesprochen hatte, machte Jannik vor mir einen Purzelbaum und im selben Moment sagt die Tierkommunikatorin (wie gesagt am Telefon...) zu mir "weisst Du, was er eben gesagt hat? "Juppiie, da freue ich mich riesig"". Es hat einfach alles gestimmt... So konnte ich dann auch problemlos zur Kenntnis nehmen, dass mir am selben Abend auf unserem vorletzten Spaziergang ein netter Herr mit Jack Russel Terrier sagte "wow, für sein Alter ist Ihr Hund aber noch topfit". Ich wusste, dass er es nicht ist und deshalb konnte mich diese Bemerkung auch nicht ins Zweifeln bringen.
Für mich ist ausschlaggebend, ob ein Hund noch leben will oder nicht, deshalb könnte ich nie anhand einer Symptombeschreibung sagen ob es für einen Hund an der Zeit ist, ihn gehen zu lassen oder nicht. Von zwei Hunden im genau gleichen Zustand würde der eine vielleicht sagen "ich kann und will nicht mehr, bitte lass mich gehen" und der andere "mir geht es zwar nicht gut, aber ich möchte noch hier bleiben". Und DAS ist es, was für mich zählt. Und nach der Erfahrung, die ich mit Jannik gemacht habe, bin ich auch überzeugt, dass nur wir selbst es beurteilen können, wie es in unserem Hund aussieht. Ich habe für mich letztendlich zwar die Absicherung durch die Tierkommunikatorin in Anspruch genommen, aber gebraucht hätte ich sie so gesehen eigentlich nicht, denn mein Gefühl war richtig...
Was ich jedenfalls auch gelernt habe ist, viel vorsichtigter mit meiner Urteilsbildung über fremde umzugehen. Früher habe ich beim Anblick eines alten und gebrechlichen Hundes nicht selten gedacht "ojee, der Arme, der Besitzer kann wohl nicht loslassen". Heute bin ich überzeugt, dass Leute genau das selbe gedacht haben, als sie mich in den letzten Wochen mit Jannik gesehen hatten...
Sollten Dir, liebe "Lilly 48" in den letzten Tagen irgendwelche Zweifel an Deinem Entscheid gekommen sein oder auch noch kommen, sei getrost: Auch das ist normal! Und der Entscheid war hundertprozentig richtig, weil Du mit Deinem Herzen entschieden hast!
Ich kann mir ganz gut vorstellen, wie es Dir jetzt geht und man kann das wirklich erst nachempfinden, wenn man es mal selbst erlebt hat. Die Lücke, die Deine Maus hinterlassen hat, wird nie ein anderes Lebewesen schliessen können, aber sie wird sich mit der Zeit mit allen schönen Erinnerungen füllen und Du wirst Dich nach einer gewissen Zeit wieder mit einem Lächeln, anstatt mit Träenen im Gesicht an die gemeinsame Zeit zurückerinnern können und Dich darüber freuen, wenn Du spürst, dass sie ganz nah bei Dir ist.
Ich wünsch' Dir ganz viel Kraft, auch für die Begleitung des kleinen Terriers, für welchen Du auch richtig entscheiden wirst, wenn es denn mal so weit ist!
Drück Dich ganz fest
Goldendream