Zitat
Ein Hund in erlernter Hilfslosigkeit wird lethargisch alle aversiven Reize über sich ergehen lassen. Er hat es ja schließlich nicht anders gelernt, als für jegliches Verhalten aversive Einwirkung zu erfahren.
Ne, eigentlich der Definition nach hat er gelernt, dass er den aversiven Reiz nicht vermeiden kann.
ZitatZusammenhang zum unerwünschten Verhalten
Konsequent das nicht erwünschte Verhalten strafen, IMMER und nicht nur ab und zu
Keine stufenweise Steigerung sondern immer gleich
Alternative aufzeigen und bestätigen
Nicht alles davon ist nötig für die Wirksamkeit von Strafe. Es kommt auch drauf an, wie die Strafe sich äußern soll. Z.B. ob das Verhalten möglichst sofort nicht mehr gezeigt werden soll.
Bei den von Shiro geposteten Regeln sind noch viel mehr Prämissen vorhanden.
Ich krieg echt die Motten, wenn ich x oder y feste Regeln zur richtigen Strafe lese. Das ist doch Humburg.
Bei dieser Aufstellung der Regeln - ob jetzt 4 oder 14 - handelt es sich darum, welche Regeln einzuhalten sind unter bestimmten Prämissen. Z.B. möglichst sofortigem Abstellen des unerwünschten Verhaltens. Das muss aber doch gar nicht gewollt sein, vllt reicht es einem ja, dass das Verhalten seltener wird.
Außerdem wird nicht nur, weil mal die Strafe ausbleibt, das Verhalten direkt wieder in Basisintensität gezeigt.
Dazu gibt es vermutlich zigtausende Versuche mit diversen Plänen, fixed ratio, variable ratio, intervall, blablabla. Wie bei Verstärkung auch. Und wie bei Verstärkung auch ist die Auftrittswahrscheinlichkeit des Verhaltens nicht "binär" entweder 0 oder 100.
Dann hat man angeblich automatisch falsch gestraft, wenn der Hund die Strafe mit dem Strafenden verbindet. Vielleicht ist das dem Strafenden aber wumpe oder er will es sogar? Da ist nix falsch dran, es ist lediglich eine andere Prämisse.
Es wäre echt sinnvoller gewesen, einen neuen Begriff zu nehmen wie bei Verstärkern eben auch. Nicht Strafe, sondern Verminderer. Würde viel Geeier ersparen - leider sahen das die Lerntheoretiker nicht voraus.
Und wenn ich grade schon bei der Genauigkeit bin.
ZitatEs ist viel wirksamer, etwas, was der Hund kann, nicht ständig und vor allem auch abwechslungsreich zu belohnen, das verstärkt das Verhalten.
Nönönö und nochmal nö. Das klingt so, als würde das Verhalten insgesamt "toller". So ist es nicht.
In erster Linie bekommt man durch variable Bestärkung eine größere Löschungsresistenz. Evtl. bekommt man auch eine bestimmte Qualität des Verhaltens gesteigert, das ist abhängig von Verhalten und Trainee. Man bestärkt aber - das liegt in der Natur der Sache - wenn man wirklich nach VR bestärkt, eine gewisse Variabilität im Verhalten mit. Das kann unerwünscht sein, wenn man ein sehr exaktes Verhalten haben will.
Wenn man dazu noch nicht perfekt ist, bestärkt man evtl. auch noch mit "weichen Kriterien", z.B. ein Sitz mit ganz leichter Schrägstellung, während man zuvor 3 korrekte Sitz nicht bestärkt hat, weil's nicht im Plan war. Und schon ist man auf dem Weg, dass das Verhalten schlechter wird, d.h. das eigentlich erwünschte Verhalten seltener gezeigt wird, d.h. man das Verhalten sogar abschwächt.
ZitatWenn der Hund etwas kann, und er macht es gut, dann belohne ich so gut wie nie, loben auch nicht. Für mich ist das dann eine Selbstverständlichkeit.
Dann frage ich mal: Wieso bleibt das Verhalten weiterhin erhalten?
ZitatIch traue Hunden da durchaus genug Intelligenz zu, dass sie das unterscheiden können. Wenn ein Hund seinem Halter aus dem Weg geht, nur weil dieser ihm auf die Pfote getreten ist, dann kann da ja vorher beim Vertrauensaufbau nicht viel richtig gelaufen sein.
Wenn mein Sohn seinen Roller eine Treppe runterträgt, halte ich Abstand, es tut nämlich sauweh, wenn der Rollen einem gegen den Knöchel schlägt. Habe ich ein gestörtes Vertrauensverhältnis zu meinem Sohn?
ZitatDas meine ich in etwa. Es ist ja dann auch ein Unterschied ob der Hund nur das zu nahe kommen an die Füsse meidet oder den Halter im Ganzen. Selbst wenn man nicht tröstet usw. und die Situation “übergeht“, merkt der Hund doch an der Gefühslage und Körpersprache, das es nicht um ein bewusstes Strafen ging. Da ist für mich ein gravierender Unterschied.
Ich kann in der selben Situation aus verschiedener Motivation handeln und es werden zwei unterschiedliche Erfahrungen beim Hund ankommen, die sich dann auch anders auf eine Verhaltensänderung auswirken können.
Ich sehe es auch wie Labradora, dass Hunde, die das Zusammenleben mit Menschen kennengelernt haben, einen Unterschied zwischen Absicht und Versehen erkennen können. Ich finde es eher recht schade, dass man Hunden so wenig emotionale Intelligenz und kognitive Leistung zutraut.
S. Beispiel am Roller: Ich nehme es meinem Sohn ja nicht krumm, er hat mir das Teil ja nicht mit Absicht an den Knöchel gehauen, dennoch meide ich die Nähe, weil ich denke, er hat's noch nicht so unter Kontrolle. Bei anderen Dingen, die er unter Kontrolle hat, ist das anders. Dennoch habe ich kein generelles Meideproblem oder Vertraunesproblem mit ihm. :) Und ich glaube nicht, dass nur ich oder nur der Mensch so eine super tolle Intelligenz hat, da Unterschiede zu erfassen.
ZitatStrafe ist scheinbar ein so schlimmes Wort, obwohl wir sie alle anwenden (ganz besonders die negative Strafe, die wenden so viele an und wundern sich dann, warum der Hund nicht mehr so gut folgt!).
Strafe ist vor allem eine Wort mit mehrfacher Bedeutung, s.o.