Hallo,
Ich hoffe, die meisten von euch schrecken nicht gleich beim ersten Lesen des Titels zurück. Natürlich, welcher Hund auch sonst... Jack Russel Terrier, die wahren kleinen Kampfhunde. Ich kenne leider alle Vorurteile und hoffe hier ein wenig Hilfe zu bekommen. Also hier unsere Geschichte:
Wir haben einen Rüden, 4 Jahre, unkastriert, seitdem er 12 Wochen alt ist, lebt er bei uns. Ganz normal waren wir in Welpengruppen und in der Hundeschule, er kann alle Grundkommandos und um seinen Kopf ein wenig zu trainieren kann er Spielereien wie eine Rolle, Männchen, sich auf den Rücken legen und solche Dinge. Menschen gegenüber ist er ein wahrer Engel, uns wurde immer gesagt, dass Jack Russel zu selbstständig sind und er auf Dauer Abstand von uns nehmen wird, aber das ist zum Glück nie so gewesen. Er orientiert sich an uns, begrüßt JEDEN Besucher freundlich, Menschen, denen wir auf der Straße begegnen, läuft er schwanzwedelnd entgegen. Ausserdem ist er glücklicherweise noch nicht einmal jagen gegangen, obwohl wir knapp 3 Jahre direkt am Wald gewohnt haben und er täglich ohne Leine draussen war. Er hat sich noch niemals mehr als 100m von uns entfernt beim Spazieren gehen und das auch nur, wenn er uns im Blick behalten konnte auf gerade Strecken. Wir haben uns von Anfang an bemüht, dass er immer ausgelastet ist, gehen mindestens 1,5 Stunden mit ihm am Stück spazieren täglich und dazu mehrere kleine Runden, fahren Fahrrad, gehen Joggen und spielen viel mit dem Ball, oft verbringen wir ganze Tage mit ihm am Strand. Drinnen lassen wir ihn Kunststücke lernen oder seinen Ball oder Leckerli suchen. Ich arbeite die meiste Zeit von Zuhause, damit er nicht allein sein muss. Wir hatten einen privaten Hundetrainer bis er ca. 2 Jahre alt war. Wir wollten eben einfach keines dieser klassischen jungen Paare sein, die sich einen niedlichen Jack Russel kaufen und dann durch Unkenntnis und Desinteresse dafür sorgen, ein kleines Klischee-Monster ranzuziehen. Dinge wie sich hinsetzen und erst auf Abruf ans Futter gehen oder als letztes durch die Tür gehen, alles beherrscht er. Bei Zerrspielen reicht ein einfach "aus" und er hört kompromisslos auf und überlässt uns das Spielzeug. "Bleib" klappt ganz wunderbar, sogar wenn wir seinen Ball werfen (sein ein und alles) und er erst nach Freigabe hinterher rennen darf. Das klingt alles ganz traumhaft... und eigentlich ist es das auch... wir lieben ihn wirklich abgöttisch und würden ihn für nichts in der Welt hergeben wollen. Aber hier nun das Problem:
Schon in Deutschland war er nicht gut auf einige Rüden zu sprechen. Gut, fanden wir nicht weiter dramatisch dachten wir erst. Menschen können sich ja auch nicht immer alle leiden. Wir kennen ihn ja sehr gut und beim kleinsten Anzeichen einer negativen Reaktion auf einen anderen Hund, haben wir ihn abgerufen und sind weggegangen und zur Not musste er neben uns sitzen, bis der andere Hund kehrt gemacht hat. Das war also alles halb so wild und war auch bei weitem nicht bei allen Rüden so, selbst mit manchen unkastrierten verlief es alles ganz harmonisch. Aber jetzt leben wir in China und hier sind Hundebesitzer anders. Kaum ein Hund ist erzogen, kastriert oder hat es je gelernt sich richtig zu sozialisieren. Wir wohnen auf einem abgegrenzten Gelände mit riesiger Parkanlage und hier sind überall Hunde. Was grundsätzlich toll ist, alle laufen frei und das auch oft ohne dass ihre Besitzer überhaupt mit draussen sind. Aber nach mittlerweile knapp einem Jahr wird unser Hund immer aggressiver und geht sämtliche Rüden an. Er hat noch niemanden ernsthaft gebissen, aber er schnappt eben und zeigt alle Anzeichen von Dominanz und Aggression und ist richtig im Wahn. Hier sind ständig kleinere Kämpfe zwischen den Hunden, aber da es sich meistens um kleinere Hunde und auch oft um Pudelmischlinge handelt, geht es alles relativ harmlos aus. Ich habe nur wahnsinnige Angst, dass das nicht so wäre, wenn unser mal ernsthaft verwickelt ist. Nicht wegen ihm, aber wegen anderen. Nach und nach nehmen wir ihn immer mehr an die Leine und der typische Teufelskreis beginnt. Ich bin angespannt, wenn ich einen anderen Hund sehe, übertrage das auf ihn, der andere Hund läuft total unkontrolliert auf uns zu, noch mehr Anspannung meinerseits... einmal habe ich den fatalen Fehler gemacht und meinen Hund hochgenommen, um es zu keinem Kampf kommen zu lassen. Ich bin wirklich verzweifelt. Mit den anderen Hundebesitzern können wir nicht reden, die sehen es nicht so. Also hab ich hier jetzt einen Hund, den ich zwar abrufen kann, wenn sich ihm eine läufige Hündin anbietet, aber nicht, wenn er einen anderen Rüden sieht (und davon gibts hier eine Menge....). Ich habe mich schon durch sämtliche Tips gelesen, aber finde für unsere Situation einfach nichts passendes
Ich wäre über jeden Tip dankbar, da wir wirklich einfach nur einen entspannten Hund wollen und auch selber wieder durchatmen können. Für ihn ist dieses Daueraufregen ja auch überhaupt kein Zustand.