Ich kann mich insbesondere Themis nur anschliessen.....
Vor allem, da ich bis vor kurzem ähnliches mit meinem schwarzen Monsterchen "durchgemacht" habe
Mein Leben wird seit über 30Jahren von der Arbeit mit Hunden bestimmt: Tierheimarbeit, Tierschutz, alte, kranke, ausgesetzte, schwierige, bissige, ängstliche Hunde säumen als eigene, Schüler und Pfleglinge meinen Weg. Nach einem tiefen persönlichen und gesundheitlichen Einschnitt hatte ich 2 ganze Jahre keinen eigenen Hund mehr - nur "fremde".
Dann habe ich mich auf die Suche nach einem vierbeinigen Mitbewohner gemacht und bin auf meinen Hüterich gestossen. Da ich mich in der Zwischenzeit weitergebildet hatte und mich diesmal auf ganz andere Art der "Hundeanschaffung" gewidmet hatte (bis dahin waren alle mehr oder minder bei mir kleben geblieben) habe ich gedacht, das krieg ich hin...........
Er hat Futteraggression gezeigt, sich nicht bürsten lassen, Besucher gestellt, in die Leine gebissen und dabei auch mal meinen Arm erwischt, hat bei Ablenkung nicht auf mich reagiert, Autos und Fahrräder angegriffen..........tbc
Es hat dann über 2Monate gedauert bis ICH verstanden habe, was ICH alles falsch gemacht habe - Betriebsblindheit läßt grüßen!! :kopfwand:
Weil ich alles ganz besonders richtig und schnell machen wollte, mir vielleicht auch was beweisen wollte, mich so auf den Hund gefreut habe und ihn mit Liebe, Erwartung und Erziehung überschüttet habe ......... ich kann froh sein, daß er mich nicht wirklich gebissen hat.
Ich mußte begreifen, daß mein Hund in erster Linie Zeit, Geduld und Verständnis braucht damit er ankommen, mich kennenlernen und mich auch verstehen und begreifen kann. Das er unter totaler Reizüberflutung leidet, ich ihm zuviel zugemutet, erwartet und mit zuviel Zuwendung und Liebe überschüttet habe und er daruch extrem gestresst war.
Ich habe gelernt, daß es kein Drama ist wenn er irgendwas nicht hergibt, das wenn er in die Leine beißt es eine Übersprungshandlung aus Stress in irgendwelcher Form ist.
Sein sämtlichen Umgamg mit ihm wurde reduziert und seine Aktivitäten dann regelrecht geplant - und auch einkaufen und im Auto warten gehören ebenso dazu wie ein Treffen auf der Hundwiese.
Ansonsten wurde nur ruhig Gassi gegangen und zu Hause "sinnlose" Kunststücke geklickert (Pfote geben, Touchen) .
Gassi nur mit 1-2minütigen Übungen dazwischen, viel Blickkontakt gelobt, vielleicht unterwegs mal die Tricks abgerufen. 1Stunde Gassi am Stück war das Maximum, schließlich gabs unterwegs immer so vile Neues zu gucken und zu riechen.
Nach einger Zeit zeigten sich dann bahnbrechende Erfolge, viele "Unarten" verblassten plötzlich und er wurde immer ansprechbarer / erziehbarer für mich. Zusätzlich stellte sich ja heraus, daß er auch eine leicht SDU hat was im nachhinein vieles erklärte und seine Stressanfälligkeit bedingt.
Jetzt ist er 7Monate bei mir und erst seit kurzem scheint es mir, als ob er so "richtig" angekommen" ist. Er ist viel ruhiger und auf mich konzentrierter, wir haben in den letzten 2Monaten riesige Fortschritte in punkto Erziehung auf allen Ebenen gemacht und jetzt ist er erst so richtig "Mein Hund" !!!
Ich hab das so aufgeschrieben damit Du die Parallelen entdecken kannst die zwischen uns vorhanden sind.
Laß Deinen Hund erstmal in Ruhe ankommen, reduziere alles nicht Notwendige im täglichen Umgang für die nächsten 3-4Wochen auf ein absolutes Minimum. Bringe ihm Verständnis für seine Überforderung entgegen und unterstelle ihm kein Austesten.
Es ist kein Beinbruch, wenn er noch 4Wochen zieht, oder den Bordstein nicht aktzeptiert oder so. Streich Trainer und Schule für die nächsten Wochen, geh nur immer kurz mit ihm raus und halte Stress in jeder Form von ihm fern. Und selbst hinterherrennen hinter einem Ball ist Stress - wenn auch in positiver Form.
Ich könnte jetzt noch einiges zu Stress bei Hunden schreiben, was das körperlich und seelisch mit einem Hund macht wenn er unter Daueranspannung leidet - aber jetzt ist mein Beitrag erstmal lang genug