Hallo Su,
auch wir haben einen unsicheren Problemhund, der sich an der Leine wie ein wilder gebärdet. Ohne Leine ist er abrufbar und mit Artgenossen verträglich. Viele gute Tipps, die hier schon gegeben wurden, hatten bei uns leider wenig erfolg. Auch wir haben etliche Hundetrainer hier vor Ort, teilweise bis zu 5 Tagen. Keiner dieser Trainer kam mit seiner Methode bei unserem Hund weiter. Unser Hund ist sehr unsicher und hat teilweise Panikattacken (die wir überwiegend schon im Griff haben). Dank meiner Frau, die diesen tollen Hund über alles liebt, ist es uns gelungen nie aufzugeben. Immer wieder hat sie sich auf ihr Bauchgefühl verlassen und unseren Hund nie aufgegeben. Gewaltanwendungen oder Zwang kamen für sie nicht in Frage. Wir leben hier sehr ländlich und kein Nachbar macht so ein Gedöns um seinen Hund. Wir werden hier oft belächelt, aber ihre Mühe und Aufopferung für diesen Hund lohnt sich von Tag zu Tag.
Es ist ein langer Weg und er zeigt Erfolg in kleinen Schritten. Was hat meine Frau gemacht. Im Januar bei -5 Grad hat sie sich mit unseren Hund auf einen Stuhl in den Vorgarten gesetzt und gelesen oder gespielt. Der Hund war an der Leine und sowie eine Artgenosse vorbei kam, wurde dieser von ihr ignorriert und abgewartet, wie sich unser Hund verhält. Am Anfang dieser Übung, hat er sie fast vom Stuhl gerissen. Das hat sie 10 x am Tag für ca. 10-15 min gemacht. Am 3 Tag stellte sich eine erhebliche Verbesserung ein. Im hinteren Teil unseres Grundstücks wurden Konzentrationsübungen und Grundgehorsamsübungen gemacht, damit keine Ablenkung vorhanden ist. Abends wurde massiert und das Kommando "ruhig" geübt. Schritt für Schritt, haben wir den Radius des Hundes erhöht. Nach Wochen war es erst möglich, dies auch mit ihm bei uns auf dem Feld zu üben. Wir mussten immer aufpassen, dass der Radius zu dem anderen Hund sehr gross war. Nur so war es möglich den Hund zu erreichen und nur so hat der Hund auf uns reagiert. Es dauert alles seine Zeit, aber es wird von Tag zu Tag besser. Rückschläge gab es genug, aber wir schauen nur noch auf das positive. Zu dieser Zeit bin ich dann meistens nur noch alleine mit ihm gegangen und konnten wir mal einen Hund nicht ausweichen, hieß es nur noch Augen zu und durch.
Ich bin ja mal ganz ehrlich, vor einem Jahr nach dem 5 Trainer hier, habe ich nicht mehr daran geglaubt, dass wir diesem Hund helfen können. Den grössten Anteil daran hat meine Frau, die ihren Kampfschmuser nie aufgeben wollte und oft unter Tränen kurz davor stand und zu mir sagte: Das schaffen wir nie, dann ging sie zu dem Hund, entschuldigte sich dafür und sagte zu ihm, das schaffen wir schon, ich lasse dich nicht in Stich. Hört sich schon komisch an, aber der Hund spürt ihr Vertrauen und vertraut ihr.
Ich wünsche deinem Bekannten viel Glück und redet nicht vom einschläfern, sondern packt die Sache an. Es lohnt sich für jeden Hund und es hat auch jeder Hund verdient, dass man ihm wegen Probleme nicht im Stich lässt.
Gruß Henner