Hallo!
Ginger, unsere 9½jährige Border Collie Hündin, ist wirklich pflegeleicht und fühlt sich bei meinem Freund und mir richtig zu Hause ... dieses Wohlfühlen ist mir sehr wichtig, da Ginger eigentlich von meiner großen Schwester erzogen wurde. Neben meinen Eltern und meiner Großmutter war ich also schon immer die (teilweise längerfristige) Sitterin. Als für meine Schwester Kinder ins Spiel kamen, schwand die Zeit, die sie ihrer Hündin widmete. In den letzten Jahren hat es sich also immer mehr dazu entwickelt, dass sich Ginger am liebsten bei mir und meinem Freund aufhält. Eine gemeinsame Radreise (Wien bis Kopenhagen) hat unsere Verbindung wohl zusätzlich sehr gestärkt ... danach blieb es immer weniger dabei, dass wir sie nach den Spaziergängen wieder zu meiner Schwester brachten, sondern sie wohnte mehr und mehr bei uns. 2012 machten mein Freund und ich ein Auslandsjahr in Kopenhagen (mein Freund ist Däne), in dem ich Ginger unglaublich vermisste - sie war doch noch nicht "mein" Hund, also konnte ich sie nicht mitnehmen. Seit wir aber wieder hier wohnen, ist die Aufteilung der Verantwortung viel klarer: Ginger lebt bei uns und sieht die anderen Familienmitglieder, die sie auch immer noch sehr gerne hat, wenn sie mal auf sie aufpassen.
Die Leute sind immer beeindruckt, wie brav, geduldig und "gut erzogen" Ginger ist; sie ist wirklich aufmerksam und bemüht und kennt eine Vielzahl an Kommandos. Vor allem das Warten hat sie gut gelernt - oft muss man ihr dezidiert sagen, dass sie ein Leckerli haben darf, bevor sie es nimmt. Ein paar Dinge, an denen wir arbeiten wollen, fallen einem natürlich auch auf: z.B. dass sie oftmals eher versucht, die anderen Hunde zu hüten, als mit ihnen zu spielen, oder dass sie beim Klingeln an der Tür zu bellen anfängt. Sie ist kann also auch ein unsicherer/schüchterner Hund sein. Ich weiß, dass sie zu früh von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt wurde, und mit anderen Hunden wohl nicht optimal sozialisiert wurde, da meine Schwester auf der Hundewiese den Ball zu sehr ins Zentrum gesetzt hat. Dadurch, dass meine Schwester Ginger bekommen hat, als sie nicht mehr mit mir zusammenwohnte, habe ich ihren Erziehungsstil nicht durchgängig mitbekommen. Ich weiß, dass sie Ginger nicht mit Leckerlies sondern mit Spielzeug trainiert hat, und dass sie teilweise sehr streng sein kann. Die Strenge hatte natürlich Auswirkungen auf Ginger: Wenn sie einen Fehler macht (wenn ihr z.B. in der Wohnung ein Lacki passiert, weil sie zu viel Schnee gefressen hat und wir nicht daran denken, sie deswegen rechtzeitig hinaus zu lassen; oder wenn sie an einem Ort bleiben sollte und das "vergisst"), ist sie danach total niedergeschlagen, obwohl wir nicht mit ihr schimpfen, sondern sie ganz normal behandeln.
Ich sehe das Zusammensein von Ginger und mir als große Chance, um etwas zu lernen ... sowohl für sie als auch für mich. Ich würde ihr gerne zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen. Natürlich benutzen wir immer noch alle Kommandos, die sie mit meiner Schwester erlernt hat, doch will ich gerne eine Trainingsmethode mit ihr finden, die zu "unserer" wird. Es wäre doch sicher gut für sie, geistig beansprucht zu werden?
Da ich selbst noch relativ unerfahren bin, ist das Clicker-Training auch für mich sehr spannend. Bei Ginger bin ich mir aber nicht so sicher, ob es ihr Spaß macht. Sie mag die Leckerlies, die ich verwende (Käse und Schmackos) sehr gerne und freut sich auch, wenn sie diese erschnuppert und wenn ich sie zum Training rufe. Doch sie ist es nicht gewohnt, dass ich beim Training nicht sofort zeige, was sie machen soll - das macht sie wirklich unsicher. Als ich den Clicker nur "laden" wollte, ist sie öfter nach 2-3 Leckerlies weggegangen, hat sich hingelegt und beschwichtigend weggeschaut. Gestern habe ich es zum ersten Mal mit einem Objekt versucht: Ich habe ein Plastikgefäß auf den Boden gelegt und geclickt, wenn sie daran geschnuppert hat ... das ging ab und zu ganz gut (besser als ohne Objekt), aber sie ist trotzdem zaghaft und fühlt sich nach den Clicks offenbar nicht genug bestätigt; sie ist nicht desinteressiert - wenn ich das Objekt an eine andere Stelle rücke, ist sie sehr aufmerksam und sieht auch teilweise mich an, á la "Was erwartest du von mir?" ... Ich versuche, meine Stimme positiv einzusetzen, sie zu loben, und bei Pausen ihrerseits manchmal aufmunternd zu sagen "Probier's!" Ein anderer Trick, den ich versuchen wollte, ist das "Touch" (also dass sie meine Hand mit der Nase anstupst): Der Einsatz von meiner Hand scheint sie vollkommen zu verunsichern - sie zeigt mir andere Kommandos, um mich zufriedenzustellen, aber auch eher halbherzig, ausweichend - obwohl ich eine Handhaltung verwende, von der ich mir sicher bin, dass sie kein anderes Kommando meint (und ihr mit der Hand natürlich auch nicht zu nahe komme). Nachdem sie kurz in die Richtung meiner Hand schnuppert, dreht sie den Kopf gleich wieder weg.
Habt ihr Tipps für mich, wie ich Ginger ein lustiges, bestärkendes und in angenehmen Maße forderndes Training bieten könnte?
Liebe Grüße,
Franziska