Hallo,
versuche, mich mal kurzzufassen. Ich möchte mal meinen heutigen Tag mit Hund und dessen Verhalten schildern und Eure Meinungen bzw. "Wie würdet Ihr reagieren / was mache ich falsch?" lesen.
Heute früh ging ich ne kürzere Runde, 30 Minuten, mit Sam (Pudel/Cocker?-Mix, intakt, ca. 1,5 J.). Er ist momentan, nach meinem Dafürhalten, gestresst und / oder nervös oder jedenfalls unruhig, vielleicht auch weil hier einige läufige Hündinnen unterwegs sind. Sein Frühstück jedenfalls bekam er unterwegs in Form von Belohnung für vernünftiges An-der-Leine gehen u. dgl. (wurde mir empfohlen, auch um seine Aufmerksamkeit zu fördern, was an sich ganz gut klappt/e).
Danach hatte er erst mal Sendepause, ich mußte den Wocheneinkauf usw. erledigen. Er lief aber fast die ganze Zeit im Haus herum, war immer präsent. Ich hab ihn dann ein paar Mal auf seinen Platz geschickt - dort lag er dann ziemlich offensichtlich widerwillig. Ich habe ihn nicht permanent beobachtet, aber wenn ich nicht in Sicht war, stand er auf und legte sich z. B. vor sein Körbchen statt hinein. (er nimmt mich nicht ernst?) Ich hab ihn jedes Mal wieder zurück geschickt. Auf Dauer nervts, aber durchkommen lassen darf man das ja wohl auch nicht.
Um die Mittagszeit hab ich mit ihm ne Übung gemacht, Sitzen bleiben während ich den Dummy werfe. Klappte in 70 % der Fälle, er schien ganz begeistert und aufmerksam zu sein. Diese Übung dauerte so ca. 10 Minuten.
Dann wieder Sendepause für zwei Stunden. Er natürlich nicht irgendwo in irgend einer Ecke sondern immer irgendwie am Gucken was ich tue. Ich gehe z. B. in die Küche und lehne die Tür an - er schiebt seine Nase hindurch, steht im Türspalt und "glotzt." Ich schließe dann die Tür (ich verhindere ganz oft dass er mir folgen kann, schon seit ich ihn habe (seit über einem Jahr) - er verfolgt mich trotzdem. :/ Ich glaub, auch hier muß ich noch mal zurück auf Start.
Wenn ich ihn auf seinen Platz schicke, leckt er an seinen Vorderpfoten herum (knabbert nicht, leckt nur), oder er leckt die Fliesen ab, oder er schiebt sich immer mehr aus dem Körbchen raus (wo er sonst, wenn er von einem langen Spaziergang müde ist oder sonst wie freiwillig reingeht, durchaus gerne und entspannt liegt). Mich macht das ehrlich gesagt kirre.
Heute nachmittag dann waren wir am See, mit unseren kleinen Kindern. Mein Mann lief mit den Kindern herum und ich beschäftigte mich mit dem Hund, Dummys ins Wasser, kleinere Übungen etc. Angeleint, nur wenn er ins Wasser startete, machte ich die Leine ab, direkt am Wasser. Es waren viele Hunde unterwegs. Hunde sind für ihn wichtiger als alles andere. Ich kann egal was machen - wenn ein anderer Hund im Umkreis von 500 m ist, isser weg. Also derzeit an der Leine.
Er brachte 6x den Dummy, kam damit sofort zu mir, saß vernünftig vor, wurde angeleint sobald er dies tat und bekam dann seine Belohnung. Jedes Mal. Klappte gut. Wenn er schwamm, interessierten ihn auch die vorbeigehenden Hunde nicht.
Beim 7. Mal - er startete wie gewohnt motiviert direkt Richtung Dummy - schwamm er am Dummy vorbei, ans andere Ufer des Sees und in eine Hundegruppe rein, tobte da rum und wollte da auf jede Hündin drauf. Egal ob kastriert oder nicht. Ich innerlich im Erdboden versunken. Lief dann dort hin, die anderen Hundehalter reagierten glücklicherweise nicht böse, sondern verständnisvoll und rieten mir zur Kastration, ihr Rüde sei mit 8 Monaten kastriert worden, bei meinem wäre es höchste Zeit.
Toll. Wieder selbstbelohnendes Weglaufen mit anschliendem Hundebespielen. Schwimmen wurde mir vom Tierarzt empfohlen, es macht ihm Spaß und er kann sich auch da austoben - schade, scheint derzeit nicht drin zu sein weil das nicht mit Leine geht.
Er zieht massiv zu anderen Hunden (hatte ich vor einigen Wochen schon mal für längere Zeit nicht mehr, jetzt seit einigen Tagen wieder), fiept nicht nur, sondern jault richtig, wenn IRGEND ein anderer Hund in Sicht war (in solchen Momenten habe ich ihn sitzen lassen und keinen Dummy geworfen), er ist nie entspannt, immer am fiepen, jaulen, bellen. Natürlich sage ich nein, normalerweise versteht er es auch, aber momentan verselbständigt sich das alles.
Zu Hause angekommen, hätte er k.o. sein können - aber nein, er latscht suchend durch die Wohnung, guckt was wir machen, riecht am Boden rum, leckt die Fliesen ab (sorry, hab heute gewischt, was ist da so spannend?) und is nie ruhig, er schläft auch nicht tagsüber.
Vorhin die Abendrunde - er rennt gezielt von einer Stelle zur nächsten um die Pipistellen anderer Hunde (ich vermute, Hündinnen) abzulecken, richtiggehend zu inhalieren, je mehr er das macht, desto mehr klappert er mit den Zähnen bis zum Schaum vorm Mund, und je mehr er das macht, desto irrer wird er. ich versuche, auch das zu unterbinden, aber keine Chance. Ich habe das noch nie erlaubt (auch nicht als Belohnung, wie mir das hier mal geraten wurde, weil jedes Lecken seinen Gemütszustand noch weiter hochschraubt) - er macht es. Egal was ich mache. Auch an der Leine, eben kurz im Vorbeigehen, so schnell kann man gar nicht reagieren.
Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll. Ich bin gestresst, er ist gestresst. Ist das alles völlig normal? Würdet Ihr das so hinnehmen? Was kann ich noch machen? Es macht keinen Spaß. Ich kann nicht nur da gehen, wo garantiert kein anderer Hund im weiten Umkreis ist - ich hab kein Problem mit der Schleppleine, aber ich hab das schon mehrere Monate gemacht, dann schien es wieder zu klappen, lief einige Zeit richtig gut, aber jetzt bin ich auf dem Stand wie vorher. Ich möchte einen entspannten Hund, der unterwegs mal die Nase vom Boden bekommt, nicht durchdreht wenn ein anderer Hund irgendwo in Sicht- oder Riechweite ist - der sich so verhält wie die vielen anderen Hunde, die ich treffe. Wenn die Kinder mit mir in den Wald wollen, möchte ich den Hund mitnehmen ohne dass das in Streß ausartet.
Er ist gut anderthalb Jahre alt. Gilt das alles noch unter "jugendlicher Übermut?" (Wie) steuere ich dagegen? Was würdet Ihr machen, wenn Euer Hund so wäre? Was läuft hier alles falsch? Das ist nicht mein erster Hund und auch nicht mein erster Rüde - aber so "notgeil" und kirre ..?
Liebe Grüße von Tuney, derzeit genau so hibbelig wie ihr Hund, das war früher nicht so.